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Mord an der Leine

Mord an der Leine

Titel: Mord an der Leine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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kann. Sie wissen, was gestern Abend geschehen
ist. Ich darf Sie deshalb bitten, sich für eine Schweigeminute von Ihren
Plätzen zu erheben.«
    Frauke stand neben Nathan Madsack, während Putensenf
und Richter weiter vorn Platz gefunden hatten. Aus den Augenwinkeln sah sie,
wie die Mehrheit der anwesenden Beamten mit gesenktem Kopf stand und sich
setzte, nachdem der Kriminaloberrat Platz genommen hatte.
    Ehlers fand ein paar Worte des Mitgefühls mit den
Angehörigen. »Der junge Kollege war erst seit Kurzem bei uns. In dieser Zeit
hat er sich die Sympathien und den Respekt der Kollegen erworben. Es ist für
uns alle unfassbar, dass erneut ein Polizist in Erfüllung seiner Pflicht hat
sterben müssen.«
    Der Kriminaloberrat informierte die Beamten in wenigen
Sätzen über den Ablauf des tödlichen Einsatzes. »Wir werden eine
Sonderkommission unter meiner Leitung bilden. Deshalb habe ich Sie
hierhergebeten. Ich glaube, dass es Sinn macht, die an dem Einsatz beteiligten
Kollegen«, Ehlers stockte kurz, »und die Kollegin nicht in die Ermittlungen
einzubeziehen. Das habe ich vorhin mit dem Teamleiter, Hauptkommissar Richter,
abgestimmt. Gleichwohl sollte die Gruppe Richter weiter am Ball bleiben.«
    Ehlers stellte die Verbindung zwischen den Morden an
Marcello Manfredi und Lars von Wedell her.
    »Als Fluchtfahrzeug des vermutlichen Täters konnte
einwandfrei das auf Thomas Tuchtenhagen zugelassene Auto identifiziert werden.
Trotz sofort eingeleiteter Fahndung konnte der Flüchtige entkommen.«
    Ein Obduktionsergebnis lag noch nicht vor. Eine erste
Einschätzung des Rechtsmediziners, die Ehlers verlas, entsprach genau der
Vermutung, die Frauke am Vorabend geäußert hatte. Madsack nickte ihr
anerkennend zu, als der Kriminaloberrat diesen Punkt vortrug. Dann gab er das
Wort an den Leiter der Spurensicherung ab.
    »Wir haben den Tatort erkennungsdienstlich behandelt.
Die Auswertung dauert noch an. An der unbenutzten Waffe des Opfers haben wir
lediglich die Abdrücke des ermordeten Kollegen finden können. Als Tatwaffe
kommt eine Pistole des Kalibers 7,65 Browning infrage. Mehr lässt sich im
Augenblick nicht sagen. Die Kriminaltechnik ist am Ball. Es scheint aber
auszuschließen zu sein, dass die tödlichen Verletzungen durch die Waffe eines
der beteiligten Beamten erfolgten. Wir haben die Waffen eingesammelt und führen
Vergleichsanalysen durch. Wir haben noch keine Bestätigung dafür, aber der
erste Anschein deckt sich mit den Aussagen der am Einsatz beteiligten Beamten.
Demnach ist seitens der Polizei nur ein Schuss abgegeben worden, als der
Einsatzleiter Hauptkommissar Richter das Feuer erwiderte, nachdem er beschossen
wurde. Mit Einbruch des Tages hat die Spurensicherung erneut die Arbeit im
weiteren Umfeld des Tatorts aufgenommen und sucht jetzt nach Projektilen und
Patronenhülsen.«
    Ein Raunen ging durch den Konferenzraum, als der
Leiter der Spurensicherung Fotos vom Tatort zeigte. Frauke sah nur unwillig auf
die übergroß präsentierten Aufnahmen. Zu lebhaft waren noch die Erinnerungen an
den gestrigen Abend. Sie brauchte keine Fotografien, um die Bilder vor ihrem
geistigen Auge ablaufen zu lassen.
    Zum Schluss der Besprechung richtete der
Kriminaloberrat das Wort an die Beamten und bat darum, alles zu tun, damit die
beiden Morde rasch aufgeklärt würden. »Ich weiß, dass ich Sie dazu nicht
gesondert ermutigen muss«, schloss er seine Ausführungen.
    Das Team wechselte vom großen in den kleinen
Besprechungsraum.
    Bernd Richter sah übernächtigt aus. Er machte einen
bekümmerten Eindruck. »Wenn ich bloß nicht dem Einsatz zugestimmt hätte«, sagte
er und sah in die Runde. »War das Risiko nicht abschätzbar?«
    »Sie haben richtig gehandelt«, sagte Frauke zur
Überraschung aller. »Es sollte ein harmloses Gespräch mit einem Informanten
sein. Es gab keine Anzeichen dafür, dass jemand ohne Vorwarnung schießen würde.
Und die Art und Weise, wie man Lars von Wedell ermordet hat, war eine
kaltblütige Hinrichtung.«
    »Das ist doch Quatsch«, entrüstete sich Jakob
Putensenf. »Warum sollte jemand einen Polizisten zur Messe bestellen und dort
töten? Geplant und vorsätzlich?«
    »Das müssen wir herausbekommen«, sagte Frauke, bevor
Richter antworten konnte. Sie hatte den Eindruck, dass der Hauptkommissar froh
war, dass Frauke für ihn die Gesprächsführung übernommen hatte. »Von Wedell ist
direkt angesprochen worden. Dabei stellt sich mir die erste Frage. Woher kannte
der Anrufer, von dem wir

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