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Mord an der Leine

Mord an der Leine

Titel: Mord an der Leine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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gesprochen. Es war sehr leise gewesen, klang aber
wie das Zischen einer Natter.
    »Der Fuchs ist schlau«, sagte Ehlers zu Frauke. »Er
weiß, dass alles aufgezeichnet wird, auch wenn die beiden Verhörbeamten den
Raum verlassen haben. Es nützt auch nichts, wenn die beiden italienisch
sprechen. Wir übersetzen es.« Er nickte in Richtung des venezianischen
Spiegels. »Kommen Sie, Frau Dobermann.«
    Frauke folgte Ehlers.
    »Guten Tag«, grüßte der Kriminaloberrat, als er den
Raum betrat. »Ich bin Kriminaloberrat Ehlers. Das ist Frau Erste
Hauptkommissarin Dobermann.«
    Bassetti wollte aufspringen, als er Frauke sah, wurde
aber von Carretta daran gehindert. Seine Augen funkelten böse. Er zeigte auf
Frauke und schimpfte: »Die verdammte Ziege hat mir das eingebrockt. Die ist an
allem schuld. Weiber sollen sich um die Kinder kümmern. Und wenn sie keine
haben, gehören sie in den Puff.«
    Erneut wies der Anwalt seinen Mandanten zurecht. Es
sah aus, als wollte Bassetti aufbegehren, dann beließ er es aber doch bei einer
wütenden Handbewegung.
    »Warum tauschen Sie das Personal aus?«, fragte Dottore
Carretta.
    Ehlers hatte einen Stuhl zurückgeschoben und hielt ihn
Frauke hin. Nachdem sie Platz genommen hatte, setzte er sich neben sie.
    »Das ist keine Frage, die für die Rechtsfindung von
Bedeutung ist«, sagte Ehlers.
    »Oh, ein ganz harter Hund«, erwiderte Bassetti.
    Ehlers ignorierte die Bemerkung ebenso, wie Frauke
darüber hinwegsah, dass der Italiener eine Grimasse in ihre Richtung zog.
    »Seit gestern Abend halten Sie meinen Mandaten
widerrechtlich fest, ohne bisher einen konkreten Grund dafür genannt zu haben.«
Dottore Carretta sprach leise. Man musste sich konzentrieren, um seine Worte zu
verstehen.
    Frauke musterte den zerbrechlich wirkenden Mann. In
dem faltenreichen Gesicht zeigte sich kein Mienenspiel. Der Anwalt warf ihr
einen kurzen Blick zu und konzentrierte sich wieder auf den Kriminaloberrat.
    »Herr Bassetti weiß genau, weshalb wir ihn verhaftet
haben«, sagte Ehlers.
    »Er ist sich keiner Schuld bewusst. Außerdem ist es
Ihre Aufgabe, angebliche Schuldzuweisungen zu erheben.«
    »Haben Sie überhaupt eine Zulassung als Anwalt in
Deutschland?«, fragte Ehlers und lächelte Carretta milde an.
    »Lassen Sie solche Mätzchen. Ich sitze hier nicht als
Freund der Familie.«
    » Der Familie?«, mischte sich Frauke ein.
    Für einen kurzen Moment war es totenstill im Raum. Den
beiden Beamten war das unmerkliche Zucken von Carrettas Augenlidern nicht
entgangen.
    »Was wollen Sie damit andeuten?«, fragte der Anwalt.
    »Sie gelten als erfahrener und gerissener
Rechtsvertreter«, sagte Frauke. Sie machte nicht den Fehler, Ehlers anzusehen,
um sich durch einen Seitenblick zu vergewissern, dass der Kriminaloberrat sich
nicht übergangen fühlte.
    Ehlers erwies sich als ausgesprochen geschickt. Auch
er sah nicht zur Seite, sondern lehnte sich zurück und verschränkte die Arme
vor der Brust. Frauke verstand die Geste richtig. Ihr Vorgesetzter hatte ihr
das Verhör überlassen.
    Prompt fiel Bassetti darauf herein.
    »Soll die da das jetzt machen?« Seine Stimme schwankte
zwischen Keifen und Erstaunen.
    »Ihr Mandant ist aber kein wohlerzogenes Kind der Familie. Da wird der Patron wenig erfreut sein«, sagte Frauke.
    »Die blöde Kuh will doch nicht behaupten, ich hätte
etwas mit der Mafia zu tun.« Bassetti unterstrich jeden seiner Sätze mit
lebhaften Gesten. Zuletzt hatte er sich heftig gegen die eigene Brust geklopft.
    »Ihre Worte zeigen mir, dass es Ihnen an jeder
Ernsthaftigkeit mangelt«, sagte Dottore Carretta und raffte die vor ihm
liegenden Papiere zusammen. »Das Gespräch ist hiermit beendet. Wir werden
gehen.«
    Er zögerte einen Augenblick, um die Reaktion der
beiden Beamten abzuwarten. Als die reglos sitzen blieben, wirkte der Anwalt für
einen Moment unsicher. Dann stand er auf.
    »Wir gehen«, sagte er noch einmal mit Nachdruck.
    Auch Bassetti hatte sich erhoben.
    Frauke zeigte mit dem ausgestreckten Finger zunächst
auf den Anwalt. »Sie – ja.« Dann schwenkte ihr Finger zu Bassetti. »Der
bleibt.«
    »Nein!«
    »Doch!« Sie hatte ruhig gesprochen und ebenfalls die
Stimme gesenkt.
    Dottore Carretta streckte den Kopf etwas in ihre
Richtung.
    »Können Sie ein wenig lauter sprechen? Ich höre
schwer.«
    »Man sagt, Sie würden sonst die Flöhe husten hören.
Bitte.« Sie zeigte zur Tür. »Wir werden ihn da weiterverhören.«
    »Wie spricht die mit mir?« Bassettis Stimme klang
erregt.

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