Mord an der Leine
herzustellen. Die
Beschaffung hieb- und stichfester Beweise sollte nur noch Fleißarbeit sein.«
Ehlers nickte Frauke zu. »Fassen Sie bitte die neue Lage zusammen.«
Frauke berichtete von den Ermittlungen in der
Fleischfabrik und gab auch eine Zusammenfassung der Fahndungsergebnisse des
Zolls und der norwegischen Polizei ab.
»Es wäre doch ein Leichtes gewesen, uns
schlauzumachen.« Richter war immer noch aufgebracht. »Stattdessen lassen Sie
Madsack und mich da drinnen«, dabei zeigte er auf den Spiegel, der den Blick in
den Verhörraum freigab, »wie die Deppen aussehen.«
»Beruhigen Sie sich, Herr Richter.«
»Nein«, unterbrach der Hauptkommissar Ehlers. »Das
untergräbt unsere Autorität für die Zukunft. Dieser italienische Winkeladvokat
nimmt künftig weder Madsack noch mich für voll.«
»Wie bringen wir das Ganze in Verbindung mit dem Mord
an – äh – Lars von Wedell?« Madsack war sichtlich bemüht, durch einen Wechsel
des Themas die Gemüter zu beruhigen.
Frauke hatte das zögerliche »Äh« vor dem Aussprechen
von von Wedells Namen bemerkt. Der rundliche Hauptkommissar war immer noch vom
Tod des jungen Kollegen berührt.
»Das wissen wir noch nicht. Alle anderen Taten können
wir uns zusammenreimen. Das erscheint mir ziemlich schlüssig«, sagte Frauke.
»Aber warum Lars ermordet wurde …?« Sie zuckte mit den Schultern.
Richter schüttelte heftig den Kopf. »Ich stimme Ihrer
Theorie noch nicht zu. Noch nicht! Es gibt vieles, was gegen Thomas Tuchtenhagen
und seine Frau spricht. Schließlich sind beide auf der Flucht. Haben Sie einen
Grund dafür?« Die Frage galt Frauke.
»Das kann ich nicht erklären«, gestand sie ein.
»Es ist doch merkwürdig, dass sich das Ehepaar
Tuchtenhagen unserem Zugriff entzieht. Vergessen Sie nicht, dass der Mann auf
dem Messegelände nicht nur von mir gesehen wurde, sondern es zahlreiche andere
Zeugen gibt, die ihn erkannt haben.«
»Ja. Das verstehe ich auch nicht.«
»Na prima.« Richter klang schon wieder eine Spur
selbstzufriedener. »Wissen Sie, was ich glaube? Wir jagen einem Phantom
hinterher. Mag sein, dass Bassetti in krumme Geschäfte verwickelt war. Wer sagt
uns, dass der Geschäftsführer von Schröder-Fleisch …«
»Steinhövel«, unterbrach ihn Madsack.
»Ich weiß, wie der Mann heißt«, sagte Richter gereizt.
»Der steckt meines Erachtens mit Bassetti unter einer Decke. Die haben den
profanen niedersächsischen Landschinken als Original Parmaschinken verschoben.
Es ist gut möglich, dass Manfredi da mitgemischt hat. Aber das dürfte schon
alles sein.«
»Und das Heroin? Wer hat das im Schinken versteckt?«,
gab Frauke zu bedenken.
»Manfredi. Der wollte zusätzlich etwas verdienen und
hat Rauschgift geschmuggelt. Dabei ist ein Teil der Ware irrtümlich nach
Norwegen exportiert worden, und der Schwindel ist aufgeflogen.«
»Und deshalb musste Manfredi sterben?«, fragte Frauke.
Richter antwortete nicht.
»Wenn Manfredi Geschäfte auf eigene Rechnung gemacht
hat, ich meine das Heroin, dann hat er die Kreise der Mafia gestört. Dafür
musste er sterben«, fuhr Frauke fort.
»So ein Blödsinn – Mafia. Sie glauben doch nicht im
Ernst, dass die sich mit solchem Kinderkram abgibt. Sie beleidigen die Cosa
Nostra, wenn Sie unterstellen, dass die so blutige Amateure wie Simone Bassetti
als Killer schickt. Nein! Die Zeiten sind vorbei, in denen die sogenannte Mafia
ihre Mörder in die Welt reisen ließ.«
»Beide Theorien haben etwas für sich«, unterbrach
Ehlers das Streitgespräch zwischen Frauke und Richter. »Fakt ist, dass wir
keine Erklärung für den Mord an Lars von Wedell haben.«
»Wir müssen das Ergebnis der Kriminaltechnik
abwarten«, sagte Frauke. »Dann wissen wir, ob unser Kollege mit der Waffe
erschossen wurde, die wir bei Bassetti sichergestellt haben.«
»Wenn ich mal etwas anmerken darf«, mischte sich
Madsack ein. »Lars von Wedell wurde mit einer Waffe vom Kaliber 7,65 Browning
erschossen. Die KTU hat sechs Züge
Rechtsdrall festgestellt.«
»Toll«, antwortete Richter scharf. »Das haben fast
alle Waffen.«
»Nur Bassettis nicht«, entgegnete Frauke, und ihre
Stimme klang ein wenig resigniert. »Das war eine Neun-Millimeter-Parabellum.
Das könnte dafür sprechen, dass Bassetti nicht von Wedells Mörder ist.«
»Herrje – davon spreche ich die ganze Zeit.« Richter
war immer noch aufgebracht.
»Wir wissen, dass es noch viel zu klären gilt. Also –
ran an die Arbeit«, schloss Ehlers die
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