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Mord an der Leine

Mord an der Leine

Titel: Mord an der Leine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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»Er da. Ihn. Der. Ich heiße Simone Bassetti. Wo bleibt die Höflichkeit?
Muss ich mir das gefallen lassen? Und dieser Schwachsinn von der Mafia.«
    Dottore Carretta nahm wieder Platz.
    »Behaupten Sie ernsthaft, mein Mandant hätte Kontakte
zur organisierten Kriminalität?«
    »Ja.«
    Als wären sie ein seit Langem eingespieltes Team,
trugen Frauke und Ehlers im Wechsel die gegen Bassetti erhobenen
Beschuldigungen vor. Zunächst berichtete Frauke von der Produktfälschung bei
Schröder-Fleisch.
    »Das müssten Sie fundierter beweisen«, unterbrach sie
Dottore Carretta, nachdem er eine Weile still zugehört hatte, während Bassetti
sich wie ein kleines Kind aufführte, Laute wie »Pah«, »No, no, no« und »Tsch«
einstreute und nicht nachließ, seine Hände lebhaft zu bewegen.
    »Dazu gibt es Zeugenaussagen. Und wir werden seine
Fingerabdrücke vorlegen.«
    »Das kannst du nicht, du blöde Ziege. Du hast ja keine
Ahnung. Bei Schröder-Fleisch habe ich immer Handschuhe getragen. Allein aus
Gründen der Hygiene.«
    Bassetti war der Einzige im Raum, der nicht bemerkt
hatte, wie er sich verplapperte.
    »Wir haben ein ballistisches Gutachten, dass mit der
Waffe, die wir in Ihrer Wohnung gefunden haben, in Goslar ein Mordanschlag auf
Thomas Tuchtenhagen verübt wurde«, sagte Frauke.
    »Mordanschlag. Wenn ich gewollt hätte, hätte ich Tuchtenhagen
doch umlegen können.«
    »Immerhin leugnen Sie nicht, in Goslar auf dem
Parkplatz geschossen zu haben. Auch dafür gibt es zahlreiche Augenzeugen. Und
die Waffe wurde nachweislich von Ihnen benutzt. Sie sollten sich von Ihrem
Anwalt aufklären lassen, dass man heutzutage auch nach einer gründlichen
Reinigung der Hände die Schmauchspuren noch nachweisen kann, wenn jemand eine
Waffe benutzt. Und Sie haben sich die Hände schmutzig gemacht.«
    Dottore Carretta war die Doppeldeutigkeit von Fraukes
Bemerkung nicht entgangen. Klugerweise schwieg er aber zu den vorgetragenen
Fakten.
    Bassetti richtete sich kerzengerade auf.
»Mordanschlag. Sie glauben doch nicht im Ernst, dass ich vorbeigeschossen
hätte, wenn ich Tuchtenhagen hätte töten wollen.«
    »Bei Marcello Manfredi haben Sie gründlicher
gearbeitet und nicht gepfuscht. Der war tot.«
    Bevor Bassetti antworten konnte, fuhr der Anwalt
dazwischen. »Mein Mandant wird jetzt kein Wort mehr sagen. Ihre ganzen
sogenannten Anschuldigungen sind ein reines Phantasiegebäude.«
    »Wir haben auf dem Fleischhammer, mit dem Manfredi
erschlagen wurde, DNA -Spuren
sichern können. Der Täter trug keine Handschuhe – wie in der Fleischfabrik –,
sondern hat die Tatwaffe mit schwitzenden Händen angefasst.«
    Frauke sah Bassetti mit durchdringendem Blick an.
»Vielleicht wollten Sie Manfredi gar nicht ermorden. Es ist zum Streit
gekommen, und Sie haben den Fleischhammer gegriffen, von dem wir wissen, dass
er als Zierrat auf der Schreibtischkante lag. Hat Manfredi Sie angegriffen, und
Sie haben im Affekt gehandelt? Mit Glück könnte Ihnen ein Gericht mildernde
Umstände zubilligen. Das trifft aber nicht auf den Mord an unserem Kollegen zu.
Das war eiskalt und berechnend.«
    »Schluss. Wir sagen nichts mehr«, sagte Dottore
Carretta mit Entschiedenheit. Zum ersten Mal hatte er laut gesprochen. Seine
Worte waren so energisch vorgetragen, dass Bassetti sich zurücklehnte, die
Hände unter den Oberschenkeln vergrub und wie ein trotziges Kind die Lippen zu
einem schmalen Spalt zusammenpresste.
    Obwohl Frauke und Ehlers es noch auf verschiedene
Weise versuchten, war dem Gespann keine weitere Äußerung mehr zu entlocken. Der
Kriminaloberrat brach das Verhör schließlich ab und ließ Bassetti in die Zelle
zurückbringen, während Dottore Carretta sich ohne Verabschiedung entfernte.
    Im Nebenraum wurden sie von Richter und Madsack
erwartet.
    Ehlers machte einen zufriedenen Eindruck. »Das war für
den Anfang schon eine ganze Menge«, sagte er. »Das haben Sie gut gemacht, Frau
Dobermann.«
    »Woher stammen die Informationen? Und warum hat man
sie uns vorenthalten?« Bernd Richter sah Frauke mit einem finsteren Blick an.
    »Niemand hat etwas zurückgehalten«, sagte Ehlers und
machte mit beiden Händen eine beschwichtigenden Geste. »Die neuen Erkenntnisse
sind von den Kollegen Dobermann und Putensenf erarbeitet worden. Außerdem haben
wir Amtshilfe vom Zollkriminalamt aus Köln erhalten. Ein Zufallsfund in Oslo
führte direkt zu Manfredi und Schröder-Fleisch. So war es nicht schwer, eine
Verknüpfung zwischen Bassetti und den anderen Taten

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