Mord au chocolat
Krankenversicherung leisten.«
»Ja. Aber du weißt ja nicht einmal, ob dieses Videozeug Erfolg hat. Vielleicht werden die Kids es hassen. Und es landet auf den Wühltischen.«
»Klar, ein Risiko ist immer dabei.«
»Außerdem schreibe ich keine Songs für Kinder, sondern für Erwachsene – wie mich.«
»Stimmt. Aber Songs für Kinder zu schreiben, ist sicher nicht schwieriger als Songs für unzufriedene junge Frauen von deiner Sorte...«
»Unzufrieden?« Ich blinzle wieder.
»Statt über die Größe deiner Jeans zu jammern, kannst du dich genauso gut beschweren, dass du ein Babyfläschchen mit Sauger benutzen musst. Oder dass du keine Jeans für große Mädchen tragen darfst. Versuch’s einfach. Ich glaube, du bist ein Naturtalent. Offen gestanden, Heather, ich reiße mir ein Bein für dich aus. Larry will mit Mandy Moore verhandeln, ich habe ihn gebeten, noch ein bisschen zu warten. Weil ich sicher bin, du würdest was hinkriegen, das uns vom Hocker haut.«
»O Dad...« Ich schüttle den Kopf. »Ich möchte keine Songs über Babyfläschchen schreiben oder singen.«
»Eigentlich dachte ich, du würdest es verstehen. Für uns alle ist das eine wunderbare Gelegenheit. Aber hauptsächlich für dich. Die Chance, aus diesem Höllenloch rauszukommen, wo du arbeitest, wo heute Morgen dein Boss erschossen wurde, praktisch neben deinem Schreibtisch. Seien wir doch ehrlich, Heather – es wäre auch deine Chance, in ein eigenes Apartment zu ziehen. Damit du nicht mehr bei Cooper wohnen musst. Für dich ist das kein gesundes Arrangement.«
Hastig drehe ich mich zum Spülbecken um. »Ich weiß nicht, wovon du redest.«
»Wirklich nicht?«, fragt er sanft. »Warum hast du Tad noch nicht zurückgerufen? Nur weil du zu beschäftigt bist? Oder weil dein Herz dir sagt, dass du einen anderen liebst?«
Beinahe lasse ich das Weinglas fallen, das ich gerade spüle. »Autsch, Dad«, flüstere ich, »du verstehst es, einem Mädchen wehzutun.«
Da springt er vom Tisch auf und legt eine Hand auf meine Schulter. »Genau das ist es – ich will dich nicht leiden sehen, ich möchte dir helfen. Weiß Gott, in diesen letzten Monaten hast du mir genug geholfen. Nun würde ich mich gern revanchieren. Erlaubst du mir das?«
Ich kann ihn nicht anschauen. Sonst würde ich Ja sagen. Ich will aber nicht Ja sagen. Vielleicht will es ein Teil von mir. Derselbe Teil, der bereit ist, Tad mein Jawort zu geben, wenn er das Timing endlich richtig findet und mir die große Frage stellt.
Ich starre ins braune Spülwasser. Dann seufze ich. »Lass mich drüber nachdenken, Dad, okay?« Sein Lächeln sehe ich nicht, weil ich mich nicht zu ihm umdrehe. Aber ich spüre es.
»Natürlich, Schätzchen. Aber denk nicht zu lange nach. Wenn man solche Chancen verschenkt, kommen sie nicht so bald wieder. Das müsstest du wissen – nach dem, was letztes Mal geschehen ist.«
Als ob ich das jemals vergessen könnte.
12
Ein Play Date
(Wenn ich bloß eins hätt’!).
Ein Spielgefährte
(Den wünsch’ ich mir auch).
Ein ehrliches Spiel
(Kein Betrug)
Kein Täuschungsmanöver
(Diesmal mein’ ich’s ernst)
»Play Date«, Heather Wells
Dass auch am nächsten Morgen drüben am Washington Square West was Ungewöhnliches passiert, ahne ich erst, als ich um die Ecke des Waverly Place biege. Schläfrig schlürfe ich die Schlagsahne von meinem Mokkabecher. Na und, würde Gavin sagen. Immerhin war ich gestern joggen. Also verdiene ich ein bisschen Schlagsahne. Außerdem ist das ein Milchprodukt, und so was braucht ein Mädchen, um Osteoporose abzuwehren. Das weiß jeder.
Ich lecke gerade meinen Sahneschnurrbart ab, als ich es sehe – oder zu sehen glaube: eine Riesenratte.
Damit meine ich keine normale graubraune Ratte, so
groß wie eine Katze. Nein, gegenüber von der Fischer Hall steht eine GIGANTISCHE, etwa vier Meter große, aufgeblasene Gummiratte auf ihren Hinterbeinen und fletscht die Zähne.
Wie kann das sein? Was treibt dieses Ding direkt vor meinem Arbeitsplatz? Träume ich? Gewiss, ich bin eben erst aufgewacht, glücklich und ausgeschlafen – heute Morgen kein Jogging -, und habe auf meine Dusche verzichtet, okay, auf mein Bad. Wer will schon im Stehen duschen, wenn er im Liegen baden kann? Ich zog einfach nur saubere Jeans und ein Hemd an, bürstete mein Haar, wusch mir das Gesicht, trug Moisturizer und Make-up auf. Um fünf vor neun rannte ich aus dem Haus, gerade noch rechtzeitig, um den Mokkabecher zu kaufen. Weder meinen
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