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Mord au chocolat

Mord au chocolat

Titel: Mord au chocolat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cabot Meg
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Dad noch Cooper hatte ich gesehen. Die beiden sind Frühaufsteher und schon längst unterwegs. Dad ist sogar mit Lucy spazieren gegangen. So schmerzlich werde ich ihn vermissen …
    Aber es spielt keine Rolle, wie lange ich dastehe, wie oft ich die Augen zusammenkneife und wieder öffne, denn die Ratte verschwindet nicht. Also bin ich hellwach.
    Schlimmer noch – um die Ratte marschieren Dutzende oder sogar Hunderte Demonstranten herum und halten Schilder hoch. »Das New York College kümmert sich nicht um Werkstudenten und Krankenversicherungen«, lese ich. Viele Kids sehen ziemlich schäbig aus, in Baggy Pants, mit Dreadlocks.
    Aber die meisten tragen Uniformen – unglücklicherweise die Kleidung der Campus-Sicherheitsbeamten, der Hausmeister und Putzfrauen.
    Da erfasst ein wachsendes Grauen mein Herz, mit eisigen
Tentakeln. Sarah hat’s geschafft und die GSC zu einem Streik überredet – ebenso die Campus-Gewerkschaften.
    Wäre mein Leben ein Film, würde ich den Mokkabecher auf den Gehsteig schleudern, langsam auf die Knie sinken, meinen Kopf umklammern und schreien: Neiiiiiin! WARUM?????? WARUUUUUM??????
    Aber weil mein Leben kein Film ist, begnüge ich mich damit, den Mokkabecher in den nächsten Big Apple-Mülleimer zu werfen. Jetzt ist mir so übel, dass ich ihn nicht leer trinken kann. Dann spähe ich nach beiden Seiten; obwohl dies eine Einbahn ist, muss man auf einem College Campus immer mit Skateboardern und radelnden Lieferanten von chinesischem Fast Food rechnen, die in die falsche Richtung sausen, und überquere die Straße, zwänge mich zwischen den zahlreichen geparkten Ü-Wagen hindurch zu dicht gedrängten Reportern. Die umzingeln Sarah, die gerade in ihrem besten schneidendsten Ton ein Statement abgibt.
    »Was ich gern wüsste... Warum werden die Studiengebühren um 6,9 Prozent erhöht, nachdem Präsident Phillip Allington der Studentengemeinde versichert hat, das würde nicht geschehen? Und warum ist er, nachdem er verkündet hat, weder er noch die Mitglieder des Kuratoriums würden in diesem Jahr eine Gehaltserhöhung bekommen, der bestbezahlte College-Präsident in den USA? Während die Stipendien der Werkstudenten und Tutoren kaum zum Überleben reichen und während sie auf eine Krankenversicherung verzichten müssen!«
    Ein Channel 7-Reporter mit einem fast so voluminösen Kraushaarwust wie Sarah, bei ihr ist er ein Resultat eines Mangels an Schlaf und Frizz-Ease, bei ihm vermutlich
Absicht, wirbelt herum und hält einer verblüfften Muffy Fowler sein Mikrofon ins Gesicht. Erst vor ein paar Sekunden ist sie einem Taxi entstiegen, in einem eng gegürteten Trenchcoat, eine rote Handtasche an sich gepresst, und in Fünfzehn-Zentimeter-Stilettos auf die Bildfläche gestolpert. Verwirrt versucht sie, die Locken beiseitezustreichen, die an ihrem üppigen Lipgloss kleben.
    »Miss Fowler, wie würden Sie als College-Sprecherin auf diese Behauptungen reagieren?«, fragt der Reporter.
    »Nun...« Muffys große Bambi-Augen blinzeln. »Da – da müsste ich erst mal meine Notizen checken«, stammelt sie. »Aber soviel ich weiß, hat Präsident Allington die Differenz seines Gehalts zwischen dem letzten Jahr und diesem dem – dem College gespendet...«
    »Und wem genau?«, ruft Sarah höhnisch. »Den Pansies?«
    Alles lacht. Sogar die Reporter sind über Dr. Allingtons Begeisterung für die Pansies informiert, das wenig erfolgreiche Division-Three-Basketballteam des New York College.
    »Das muss ich überprüfen«, erwidert Muffy frostig. »Aber ich kann Ihnen versichern, Präsident Allington ist sehr besorgt wegen...«
    »Nicht besorgt genug«, übertönt Sarah die Stimme der PR-Expertin und zieht sofort alle Mikrofone auf sich. »Offensichtlich will er, dass die Studenten auf seinem College in den letzten sechs Wochen des Semesters dahinvegetieren, ohne Tutoren, ohne Sicherheitsdienst, ohne Müllabfuhr...«
    »Das ist nicht wahr!«, kreischt Muffy. »Natürlich will er verhandeln. Aber er lässt sich nicht von radikalen Sozialisten erpressen!«

    Noch bevor Sarah Luft holt, weiß ich, dass Muffy genau das Falsche gesagt hat. Die Reporter verlieren das Interesse, die Sender sind ohnehin schon mit ihren üblichen Vormittagsprogrammen beschäftigt und packen ihre Ausrüstung zusammen. Vielleicht kommen sie mittags zurück, um auf dem Laufenden zu bleiben.
    Aber Sarah mobilisiert bereits ihre Truppe. »Habt ihr das gehört?«, schreit sie die Demonstranten an. »Soeben hat uns die Sprecherin des

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