Mord au chocolat
glücklich verheiratet und kriegt bald ein Baby. Willst du deshalb nicht im Abseits stehen? Was wird als Nächstes passieren? Willst du dir jetzt auch ein Kind machen lassen?«
»Entschuldige bitte«, entgegne ich empört, »habe ich etwa behauptet, ich würde ja sagen? Ich weiß noch nicht einmal, was er mich fragen wird. Vielleicht will er nur mit mir zusammenziehen oder so was.«
»Und das hältst du für eine gute Idee? Möchtest du ein Apartment mit einem Mathematikdozenten teilen? Der
nicht einmal einen Fernseher besitzt? Der nichts isst außer Bohnen und Tofu, mit Weizenhefe bestreut?«
»Ach, du weißt ja nicht, wovon du redest«, betone ich, weil er es wirklich nicht weiß. »So ein Essen, wie du es beschreibst, gibt es gar nicht. Und wenn doch, würdest du es sicher gern kosten. Weil dir das guttun würde, nach all den leeren Fast-Food-Packungen, die in deinem Büro herumliegen. Wann hast du zum letzten Mal deinen Cholesterinspiegel messen lassen? Wahrscheinlich ist dein Herz eine tickende Zeitbombe.«
»Oh, Verzeihung, waren das deine Nutellachips, die ich neulich in der Küche fand? Oder die Macadamia-Brittle-Eiscremesandwiches in der Gefriertruhe?«
Wütend starre ich ihn an. »O mein Gott, wenn du eins gegessen hast...«
»Nur eins?«, unterbricht er mich und fixiert wieder die Straße. »Alle.«
»Verdammt, Cooper, die habe ich eigens für...«
»Für wen hast du sie gekauft? Für dich und Tad? Machst du Witze? Dieses geballte Fett würde er nicht einmal anrühren, wenn du es ihm auf seinem Lieblingsfrisbee servierst.«
»Jetzt bist du richtig gemein. Und das sieht dir gar nicht ähnlich. Worin liegt eigentlich dein Problem mit Tad? Oder dein Problem mit mir und Tad? Um genau zu sein!«
»Mit Tad habe ich kein Problem.« Obwohl er den Namen des Mannes nicht aussprechen kann, ohne höhnisch den Mund zu verziehen. »Auch nicht mit dir und Tad. Ich glaube nur – als dein Freund, es wäre keine gute Idee, wenn du mit ihm zusammenziehst.«
»Wirklich nicht?« Wohin soll diese Diskussion führen? »Warum nicht?«
»Weil es eine Katastrophe wäre.«
»Aus welchem Grund? Nur weil er sich, im Gegensatz zu mir, vegetarisch ernährt? Es gibt so viele Paare mit verschiedenen Ansichten. Und was den Fernseher betrifft – daran soll’s nicht scheitern. Er weiß einfach noch nicht, was er verpasst. Immerhin geht er ins Kino.«
Cooper gibt einen sonderbaren Laut von sich. Wenn ich’s nicht besser wüsste, würde ich glauben, es wäre ein verächtliches Schnauben. »Ach ja? Kommen in allen diesen Filmen Hobbits vor?«
»Was stimmt eigentlich nicht mit dir? Du bist so ein...«
Mein Handy klingelt wieder. Diesmal erscheint eine Nummer im Display, die ich nicht kenne. Ich fürchte, es hängt mit meinem Job zusammen – den ich zugegebenermaßen schwänze.
»Heather?« Die unbekannte, freundliche Stimme eines älteren Mannes. »Hier ist Larry – Larry Mayer, der alte Geschäftspartner Ihres Dads. Oder vielleicht sollte ich sagen – der neue Geschäftspartner!«
»Oh«, sage ich unsicher. Gerade ist Cooper in die Ausfahrt nach Rock Ridge gebogen. »Hi, Larry.«
»Vorhin habe ich versucht, Sie in Ihrem Büro zu erreichen. Ihr Boss gab mir Ihre Handynummer. Kommt mein Anruf ungelegen? Ich hatte gehofft, wir könnten reden...«
»Allzu günstig ist es gerade nicht...«
»Sehr gut«, unterbricht er mich. Offenbar hat er mich missverstanden. »Wir haben schon ziemlich lange nicht mehr miteinander gesprochen, was? Als ich Sie letztes Mal sah, hatten Sie diese durchsichtige Hose voller Pailletten an, die trugen Sie bei der Verleihung der MTV-Music-Videos.
Da hatten Sie diesen Ärger mit der Medienkontrollbehörde, weil Sie die Hose runterrissen. Was ich nie verstand, denn das Bikinihöschen drunter hat alles verdeckt. Nun ja, fast alles. Ah, die guten alten Zeiten! Jedenfalls, Ihr Dad und ich sitzen gerade beisammen und redeten von Ihnen – und wir würden gern wissen, ob Sie über unseren Vorschlag nachgedacht haben.«
»Ja. Wissen Sie, wie ich schon sagte, im Augenblick ist es nicht so günstig...«
»Weil die Uhr tickt, Schätzchen. Das Studio haben wir schon gemietet, und wir müssen allmählich anfangen … Klar, ich will Sie nicht unter Druck setzen. Aber wenn ich mich recht entsinne, wenn Sie unter Druck standen, waren Sie immer am besten...«
Nun fahren wir an niedrigen Steinmauern vorbei, die saftig grüne Pferdeweiden und dichte Wälder umgeben. Dahinter verbergen sich
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