Mord auf Bali: Ein Urlaubs-Krimi (German Edition)
schüttelte den Kopf und dachte, wenn das hier so weitergeht, zerfleischen die Balinesen sich bald gegenseitig, um die Gunst der wenigen Touristen zu erobern.
Endlich kamen sie an und sein Fahrer setzte ihn am Jimbaran-Beach ab. Rauscher betrat den ellenlangen, breiten Tropenstrand, blickte sich um, sah die einheimischen Fischerboote in den verschiedenen Farben und begab sich sogleich ins Shark-Restaurant, das ihm empfohlen worden war. Ein kleiner Katzenhai schwamm dort im Aquarium. Tische und Stühle standen auf dem Strand, einige Gäste speisten bereits. Er machte es sich gemütlich, und langsam kam etwas Karibik-Feeling auf. Genau wie in der Bacardi-Werbung, dachte Rauscher. Am Strand unter Palmen, fröhliche Menschen, exotische Stimmung. Darauf musste er bereits acht Tage warten. Er nahm sich vor, diesen Abend in positiver Erinnerung zu behalten. Nachdem er dem Kellner in die Küche gefolgt war, hatte er sich für zwei frische Fische mit exotischen Namen entschieden. Garoupa oder so ähnlich. Er genoss das kalte Bier, die gleichmäßige Brandung der hohen Wellen und fühlte sich frei.
Die Wahl der Fische war vorzüglich, ihr Fleisch phänomenal. Wahrscheinlich das beste, das er je gegessen hatte. Er war bester Laune. Und als dann auch noch eine balinesische Combo an seinen Tisch kam und ihm seinen Lieblingssong von den Red Hot Chili Peppers vorspielte, fühlte er sich wirklich wie im Paradies.
Rauscher ließ es sich gut gehen. Darauf hatte er lange verzichten müssen. Immer war ihm etwas in die Quere gekommen. Schluss damit, sagte er sich. Ab heute würde er sein Leben ändern. Würde das Leben genießen und sich an den schönen Dingen erfreuen. Er wollte etwas vom Leben haben. Darauf kommt es an, und darauf trank er.
Nach knapp drei Stunden machte er sich innerlich gestärkt auf den Rückweg. Sein Fahrer hatte es sich auf einem Mäuerchen gemütlich gemacht, mit ein paar balinesischen Bediensteten des Restaurants einige Zigaretten geraucht, die jetzt fein säuberlich aufgereiht zu seinen Füßen lagen. Er freute sich, Rauscher zu sehen und endlich Feierabend machen zu können. Es war nach dreiundzwanzig Uhr und ein langer Arbeitstag lag hinter ihm.
Die Fahrt nach Sanur ging nun schneller, der Verkehr hatte nachgelassen. Rauscher war müde. Der Fahrer hielt an einer roten Ampel. Rauscher gähnte und schaute aus dem Fenster.
Plötzlich. Alarm.
Ein Adrenalinstoß jagte durch Rauschers Körper.
Ruck-zuck war er glockenhellwach.
Kein anderer als der Zwirbelbart saß in einem Auto, das in entgegengesetzter Fahrtrichtung vor der gleichen roten Ampel hielt wie Rauschers Wagen. Jetzt ging alles sehr schnell. Rauscher zog einen 100.000 Rupienschein aus der rechten Hosentasche, warf ihn dem Fahrer auf den Schoß und sprang aus dem Auto. Der Fahrer schrie ihm nach, aber als er registrierte, dass das Geld dicke ausreichte, fuhr er weiter. Die Ampel wechselte gerade von gelb auf grün. Rauscher riss die Tür eines Taxis auf, das hinter dem Zwirbelbart-Taxi stand, und sprang hinein. Der Taxifahrer war überrascht, fragte „What do you do?“. Aber als Rauscher ihm einen 100.000 Rupienschein vor die Nase hielt und ihm sagte, er solle das Taxi vor ihnen verfolgen, trat er aufs Gas und stellte keine weiteren Fragen.
Anscheinend hatte der Zwirbelbart ihn nicht gesehen, denn das Taxi vor ihnen machte keine Anstalten, schneller zu fahren. Die Richtung war Kuta. Nach einigen Kreuzungen, Rechts- und Linkskurven und mehreren Ampeln bogen sie in die Jalan Legian ein. Rauschers Taxi befand sich ungefähr fünfzig Meter hinter dem anderen. Der Zwirbelbart stieg aus, bezahlte und trottete langsam weiter. Auch Rauscher verließ das Taxi, bedankte sich bei dem Fahrer und folgte dem Zwirbelbart in einigem Abstand. Hier lebte die Nacht. Glitzernde Reklame prangte an den Häusern, Neonschriften überstrahlten die Straße. Laute, wummernde Bässe drangen aus den Clubs, Bars und Diskotheken.
Gleich am Anfang der Jalan Legian waren sie am ehemaligen Sari-Club vorbeigekommen. Dort, wo die Bombe hochging, steht heute eine große, beleuchtete Gedenktafel mit den Namen aller Toten.
Eine Horde besoffener Australier rempelte Rauscher an. Die Jungs grölten was von „All blacks“. Es ging wohl um die Rugby-Weltmeisterschaft, das Duell der ewigen Feinde, Australien gegen Neuseeland. Die Horde torkelte in die nächste Bar und wurde mit lauten Jubelschreien begrüßt. Alle Kneipen waren zur Straße hin offen. Man konnte bequem hineinblicken.
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