Mord auf Bali: Ein Urlaubs-Krimi (German Edition)
Bockenheim dachte er zurück an die letzten zwei erstaunlichen Wochen.
Sie gingen ins Café Plazz am Kirchplatz. Die Wirtin, die er gut kannte, begrüßte ihn:
„Na, wie war der Urlaub?“
„Aufregend“, erwiderte er lächelnd.
Nachdem er zwei Milchkaffee bestellt hatte, erzählte er Lena die ganze Geschichte. Von Maurer und Madé, Bayan und Rusli, dem Zwirbelbart und dem Vierzigjährigen, den Guccis, Doris Maurer, Puglug und Pak. Als er fertig war, schüttelte sie den Kopf und sagte:
„Und du bist sicher, dass du mich nicht veräppeln willst?“
„Manchmal denke ich auch, das alles war nur ein böser Traum, und ich bin nie dort gewesen.“
Dann gingen sie zu ihm nach Hause. Rauscher packte seinen Koffer aus, schenkte Lena eine Uhr und ein Parfum, die er beim Zwischenstopp in Hongkong gekauft hatte und das Lederband mit der Schildkröte drauf.
„Damit du immer an mich denkst. Soll Glück bringen.“
Lena umarmte ihn und knutschte ihn ab. Dann zogen sie sich gegenseitig aus und liebten sich bis in die Nacht hinein.
Als Lena gegangen war, stand Rauscher alleine in seiner Wohnung. Sofort breitete sich eine triste Stimmung aus, und er beschloss, seine Wohnung im Bali-Stil einzurichten. Ein bisschen Farbe konnte seiner heimischen Welt nichts schaden.
Am nächsten Morgen holte er eine Zeitung im Phönix-Buchladen auf der Leipziger Straße und Brötchen bei seinem Bäcker. Die Bedienung grüßte ihn herzlich, und dann sah er den Jesus von Bockenheim, der gerade an einem Stehtisch eine Tasse Kaffee trank. Der Mann war taubstumm, sah aus wie Jesus mit langem Bart, hielt immer den Kopf ein wenig schief, grinste dabei freundlich, und war meistens auf der Leipziger Straße anzutreffen.
Alles so wie immer, dachte Rauscher, und er war unendlich beruhigt.
Nachrede
Blicke ich auf die Geschehnisse zurück, kommen sie mir tröstlich vor. Meine Erlebnisse auf der Insel haben mich den Balinesen ein Stück näher gebracht. Ich würde zu gern ihre Gedanken lesen, ihr inneres Wesen sichtbar machen oder ihr Handeln erklären können.
In der ersten Zeit nach meinem Bali-Abenteuer konnte ich mich nur schwer wieder dem Rhythmus in Deutschland anpassen. Zu viel hatte ich erlebt und gesehen. Mir fehlten die Luft, die Sonne, die Palmen und das Meer. Padang und Madé werde ich ewig im Gedächtnis behalten.
Trotz meiner Sehnsucht nach Bali, freute ich mich, wieder bei Lena zu sein. Sie war das Einzige, was mir während der ganzen Zeit gefehlt hatte. Und jetzt nutzten wir die gemeinsamen Stunden intensiv. Die Wochen nach Bali zählten zu den schönsten, die wir zusammen verbracht haben.
Jetzt – mit etwas Abstand zu dem Geschehenen – sehe ich die Dinge klarer. Denke ich an Bali zurück, fällt mir immer wieder eine Begebenheit ein. An meinem vorletzten Abend setzte ich mich auf eine Anhöhe und betrachtete am Horizont die untergehende Sonne, die ihren roten Schein in der Ferne hinterließ. Ich spürte ein Gefühl in mir aufkommen: das Gefühl der Dankbarkeit. Ich war dankbar, auf der Welt zu sein. Dankbar, dass es mich gab. Dankbar für mein Leben.
Überwältigt von diesem Eindruck, stieg ich wieder hinab, ging zum nächsten Tempel und zündete ein Duftstäbchen an – für Vishnu, den Gott des Wassers und Bewahrer allen Lebens.
Die Zeit auf Bali hatte mich verändert. Dankbar war ich meinem Freund, denn er hatte recht behalten: Bali ist tatsächlich eine ganz andere Welt.
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