Mord auf Bali: Ein Urlaubs-Krimi (German Edition)
bei dir. Ich sage noch schnell den Geistern und Dämonen Lebewohl.“
Als sie übers Rollfeld liefen, schlugen dicke fette Tropfen auf den Asphalt. Der Himmel war zugezogen, schwarzgraue Wolken, wohin das Auge blickte. Maurers Sarg wurde übers Rollfeld geschoben. Rauscher hielt einen Moment inne:
„Gute Reise“, wünschte er Maurer, „wohin auch immer.“
Als Rauscher im Flugzeug Platz genommen hatte, hoffte er, dass die Maschine nicht gekapert werden würde. Er wollte so schnell wie möglich nach Hause.
Hoch oben über den Wolken kam ihm Padang in den Sinn, und er fragte sich, was er wohl gerade machte. Und Madé? Wie es ihr wohl ging? Er hatte sie am Nachmittag im Health-Center besucht, um sich zu verabschieden. Sie hatte Tränen in den Augen und wirkte hilflos. Sie machte ihm die Abreise schwer.
Dann musste Rauscher an Montag denken. Ihm graute vor dem Dienstantritt. In der Maschine ging das Licht aus.
Letzter Urlaubstag
1.
Der Flug war reibungslos verlaufen und die Verabschiedung ging schnell über die Bühne. Lange Abschiedsszenen waren nicht Rauschers Ding. Er drückte Doris Maurer und gab den beiden Gucci-Ladys die Hand.
„Auf Wiedersehen, Herr Rauscher,“ erwiderte Frau von Talheim, „vielleicht sieht man sich ja mal.“ Dabei zwinkerte sie mit dem rechten Auge und Doris Maurer fügte hinzu:
„War schön, dich kennenzulernen. Trotz allem.“ Rauscher nickte. Zwei gemeinsame Wochen waren ein bisschen viel für alle. Dann ging er.
Im Terminal an der Passkontrolle schaute sich der Bundesgrenzschutzbeamte Rauschers Pass an und sagte:
„Das gibt’s ja nicht.“
Rauscher dachte schon, dass mit dem Pass etwas nicht in Ordnung sei und stellte sich auf Ärger ein. Doch der Mann sprach einfach weiter:
„Mensch Andi, erkennst du mich nicht? Ich bin‘s, Oli, Oli Müller.“
Rauscher war irritiert. Den Namen kannte er, aber den Mann hinter dem Tresen nicht.
„Mensch, das muss jetzt acht oder neun Jahre her sein. Damals haben wir zusammen die Ausbildung auf der Polizeischule gemacht. Weißt du noch?“
Langsam dämmerte es Rauscher.
„Nee, das gibt’s nicht. Oli? Du bist Oli Müller? Dich hätte ich ja niemals mehr erkannt. Wusste gar nicht, dass du beim Bundesgrenzschutz gelandet bist.
„Doch, doch. Bin schon länger dabei. Wo kommst du denn her?“
„Aus Bali. Urlaub gemacht.“ Rauscher wurde etwas einsilbig, denn er ahnte schon, was jetzt kommen würde.
„Junge, du hast es gut. Unsereins schiebt hier Schicht auf Schicht und du lässt dir die Sonne auf den Bauch scheinen.“ Rauscher lächelte etwas angestrengt. Das fiel auch Oli Müller auf.
„Hat's dir etwa nicht gefallen?“
„Schon. Könnte jetzt nochmal zwei Wochen gebrauchen.“
„Verstehe. Bisschen viel gefeiert, was?“
„Ja, ja genau. Du, ich halte hier ganz schön den Betrieb auf. Ich mach mich mal. Ciao.“
Rauscher nahm seinen Pass und verabschiedete sich mit den üblichen Floskeln. Er hatte jetzt wirklich keine Lust auf solche Gespräche. Außerdem konnte er es gar nicht abwarten, endlich Lena in den Arm zu nehmen. Er hoffte sehr, dass sie daran gedacht hatte, ihn vom Flughafen abzuholen.
2.
Rauscher trat aus der Ankunftshalle hinaus. Er schaute nach vorne, nach links und nach rechts. Lena war nicht zu sehen, nirgends. Sein Herz verkrampfte sich. Lag ihr denn so wenig an ihm? Zwei Wochen nicht gesehen und keine Sehnsucht spüren? Das konnte er sich beim besten Willen nicht vorstellen.
Diedeldiedeldid. Sein Handy klingelte.
„Ja, Rauscher.“
„Hi, ich bin‘s, Lena. Bist du schon gelandet?“
„Ja.“
„Bist du schon rausgekommen?“
„Ja.“
„Du, ich bin am falschen Ausgang. Warte bitte einen Augenblick.“
Na also, dachte Rauscher. Er ging ein Stück weiter und schaute sich um. Da kam sie. Er entdeckte sie inmitten eines Pulks von Leuten. Sie suchte ihn, er erhob die Hand und winkte ihr zu. Dann lief sie schneller und stand augenblicklich vor ihm.
„Hallo.“
„Hi.“
„Ich habe dich vermisst.“
„Ich dich auch.“
Sie fielen sich in die Arme und drückten sich minutenlang.
„So schnell fahre ich nicht mehr weg ohne dich.“
„Das hoffe ich.“
„Versprochen.“
„Du siehst müde aus.“
„Bin ich auch.“
„Du musst mir alles erzählen.“
„Später.“
Sie machten sich auf den Weg zum Parkhaus. Rauscher betrachtete den Flughafen und die vielen hektischen Menschen. Er sah Deutschland jetzt mit anderen Augen. Es kam ihm alles so unwirklich vor. Auf der Fahrt nach
Weitere Kostenlose Bücher