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Mord auf Frauenchiemsee - Oberbayern Krimi

Mord auf Frauenchiemsee - Oberbayern Krimi

Titel: Mord auf Frauenchiemsee - Oberbayern Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Äbtissinnenring war da, er steckte am Ringfinger von Irmengards rechter Hand. Ohne Weiteres kam sie aber nicht heran, sie musste die Hand herausnehmen und hoffen, dass die Knochen miteinander verbunden und gut präpariert worden waren. »Der eine wartet, dass die Zeit sich wandelt. Der andere packt sie kräftig an – und handelt. In dem Fall bin ich es.« Althea hatte Goethe bemüht, zumindest ein bisschen. Heldenhaft kam sie sich dabei gar nicht vor.
    Ein Zweig schlug gegen eines der Fenster, und ein knirschendes Geräusch ließ sie aufmerksam werden. Sie hatte keine unlauteren Absichten, warum zuckte sie dann bei jedem Laut zusammen?
    Altheas Finger strichen über die von Irmengard und zogen am Ring. Es gab ein leises Knackgeräusch, sie hielt inne und verzog das Gesicht. Draht, sagte sie sich, Draht oder etwas Ähnliches. Dann hatte sie ihn endlich abgezogen.
    Einen Augenblick hielt sie das alte Schmuckstück auf ihrer Handfläche, dann legte sie die präparierten Fingerknochen der Seligen zur Seite und zog am eigenen Finger, um den leichten Blechring abzuziehen.
    »Ich gebe ihn wieder zurück, ich hoffe, das weißt du.«
    Es knirschte erneut, doch diesmal direkt neben ihr, und Althea erblickte ein paar gefütterte Winterstiefel.
    * * *
    Er hatte sich das scheußlichste Wetter ausgesucht. Eine Nacht, in der man keinen Hund vor die Tür jagen würde, wie man so schön sagte. Aber er konnte es nicht länger hinauszögern, Andreas wollte die verhüllten Anklagen im Radio nicht mehr hören. Für alle war er Leonie Haberls Mörder, und wenn er dafür nicht ins Gefängnis wollte, dann musste er jemanden finden, der ihm glaubte – ihm glaubte, dass er ihr nichts angetan hatte. Nun ja, nichts war falsch, er hatte sie über die Vergangenheit ihrer Vorfahrin dazu bringen wollen, sich das Kloster abzuschminken und zurückzukehren in ihr wirkliches Leben.
    Ihre Hände auf seinem Gesicht und die Besorgnis in ihren Augen – Andreas hatte darin ein Zeichen gesehen. Sie standen im Gang, allein, weil die Schwestern sich zurückgezogen hatten. Als er sie umarmen wollte, hatte sie ihn zurückgestoßen und ihm gesagt, was auch immer er ausgrabe, es wäre nichts wert, denn sie werde die Ehre des Klosters retten.
    So ein Scheiß, was bildete sie sich ein? Wütend hatte er sie gepackt und ihr die Kette mit dem kleinen Kreuz abgerissen.
    Mehr denn je hasste er dieses Symbol und alles, was damit in Zusammenhang stand.
    Doch jetzt, nach vielen Stunden des Alleinseins und Nachdenkens, war ihm aufgegangen, dass Leonie das nicht nur so dahingesagt hatte. Es war ihr vollkommen ernst damit gewesen.
    Die Ehre des Klosters. Er wusste nicht, was sie damit meinte, aber als er das Kreuz in seiner Hand hielt, hatte sie ihn mit Tränen in den Augen mitleidig angeschaut.
    Vielleicht hatte es etwas mit der Schutzheiligen des Chiemgaus zu tun, der seligen Irmengard, deren Knochen in der Abtei aufbewahrt wurden. Wenn er nicht panisch weggelaufen wäre, hätte er es vielleicht herausfinden können. Vielleicht war ja noch nicht alles zu spät …
    Andreas warf einen letzten Blick in den Schuppen, er würde nicht zurückkommen. An eine Taschenlampe hatte er gedacht, aber als er sie jetzt einschaltete, war das Licht nur schwach. Er hatte vergessen, die Batterien zu wechseln.
    Er würde einfach am Rand des Waldstücks entlanglaufen, in der Nähe der Straße. Es war beinahe Mitternacht, es schneite in dicken Flocken, und außer ihm war wohl niemand so mutig – oder so dumm – draußen herumzulaufen. Niemand, der nichts Dringendes zu erledigen hatte.
    Der Wind peitschte die Bäume, Äste und Zweige lagen auf dem Boden.
    Auf der Straße fuhr ein Auto vorbei. Die Scheinwerfer streiften ihn, möglich, dass der Fahrer aus den Augenwinkeln einen Schatten, eine Bewegung, das Licht seiner Lampe gesehen hatte. Andreas ging eilig weiter. Auf den Gedanken, dass er im Wald sicherer wäre, kam er nicht.
    Aber dann kehrte der Wagen zurück.
    Vielleicht war es nicht der von vorhin, doch als sich alle Türen öffneten und plötzlich Rufe wie »Da ist der Mörder!« laut wurden, wusste er, es würde verdammt eng werden.
    Andreas rannte, immer noch am Waldrand entlang, wo er etwas sehen konnte. Sein Herz hämmerte. Wenn sie ihn erwischten, dann war er geliefert. Sie würden nicht zimperlich sein, und ob sie ihn zur Polizei bringen würden, war fraglich.
    Er konnte sich denken, wer die Jungs geschickt hatte, um ihn zu stellen. Also doch in den Wald und hoffen, dass sie

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