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Mord auf Frauenchiemsee - Oberbayern Krimi

Mord auf Frauenchiemsee - Oberbayern Krimi

Titel: Mord auf Frauenchiemsee - Oberbayern Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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nicht dort, aber gerade war es praktisch.
    Eins nach dem anderen warf sie die Fünfzig-Cent-Stücke in den Schlitz, drehte an der Vorrichtung, öffnete die kleine Klappe und warf die gekauften Kapseln in den Sack. In einer davon würde sich doch hoffentlich ein Ring befinden.
    Schnee vermischt mit Graupel kam waagerecht über den See geflogen. Althea hatte bereits das Gefühl zu tropfen, da konnten ihr auch keine Kapuze, kein Schal und keine trockenen Füße in Chiemsee-Stiefeln helfen.
    Sie hatte die ersten zehn Euro im Automaten gelassen und überlegte ernsthaft, ob das nicht genügte.
    Gerade noch rechtzeitig sah sie Valentin kommen. Er war im Begriff, zu der Frau am Automaten herüberzueilen. Althea nahm den Schuhsack vom Haken und lief eilig um die Hütte herum. Der neugierige Kerl hatte ihr gerade noch gefehlt!
    Wenn sie geglaubt hatte, sie wäre die Einzige, die bei diesem Wetter unterwegs war, dann musste sie jetzt feststellen, dass sich noch andere hinausgewagt hatten. Nur – wozu? Bei ihr waren es Heimlichkeiten … doch diese Konstellation erschien ihr seltsam. Susanne Dahm und Dr.   Seidel im Gespräch. Aber sie konnte jetzt nicht stehen bleiben, sie musste den Klosterwirt abschütteln.
    Sie hatte die Kapseln auf den Boden geleert. Der Schuhsack war nass, ihre Beute auch.
    Althea beeilte sich mit dem Umziehen, bevor jemand auf den Gedanken kam, nach ihr zu schauen. Die Kapseln verstaute sie in ihren Socken. Nach Aschenputtelart hieß es nun, die Guten ins Töpfchen, wenn überhaupt etwas Brauchbares dabei war. Der Schrein war nicht eigens beleuchtet, der Ring musste kein Kunstwerk sein.
    Sie schaute zu ihrem Mitbewohner hinüber, der skeptisch auf sie herunterblickte. »Was hätte ich denn machen sollen? Die sind ehrlich erworben. Kitsch, aber wenn es seinen Zweck erfüllt … Schau mich nicht so an«, bat sie.
    Überraschungen war nicht übertrieben. Die Füllungen waren ziemlich bunt; sie hatte schon einen Flummi, einen Button, einen Luftballon, ein Glimmerteil und einen Schlüsselanhänger herausgeholt. Der Ring ließ noch auf sich warten.
    Sie öffnete die nächste Kapsel und zuckte zurück. Dem Ding entstieg ein penetranter Geruch. Schnell schraubte sie den Deckel wieder zu. Eine Ministinkbombe, wahnsinnig komisch.
    Althea stand auf, sie musste lüften, es stank erbärmlich. Das Fenster ausgerechnet bei einem solchen Wetter aufreißen zu müssen, behagte ihr nicht, aber ihr blieb nichts anderes übrig.
    Sie zog sich Schuhe und Mantel an und schlang sich den Schal um den Kopf und die Ohren. Das Klopfen, wenn überhaupt geklopft worden war, hatte sie überhört.
    »Schwester Althea …« Eine Hand legte sich auf ihre Schulter, und sie fuhr herum. Die Priorin stand da und schnüffelte. »Was riecht hier so verdorben?«
    Althea sprach durch den Schal, sie hätte keine Ahnung. Sie hatte auch keine Ahnung, die Inhaltsstoffe des stinkenden Zeugs waren ihr gänzlich unvertraut.
    Jadwiga deutete nach draußen – offenbar wollte die Priorin mit ihr reden. Althea nickte, aber das Fenster ließ sie offen.
    »Probierst du etwas aus? Es riecht, als wäre der Geschwanzte da gewesen.«
    »So riecht der Teufel?«, tat Althea überrascht. »Interessant. Eingeladen habe ich ihn jedenfalls nicht.«
    »Schwester Althea, es geht um eine ernste Angelegenheit, und ich mache mir zunehmend Sorgen, dass sich in der Abtei Ungeheuerliches abspielt.«
    Ich mir auch, dachte Althea. »Ungeheuerliches?«, fragte sie so unschuldig wie möglich.
    »Valentin war bei mir. Er will eine Frau gesehen haben, die sich Zugang zum Kloster verschafft hat. Aber als Mann kann er natürlich nicht nachschauen.«
    »Wir suchen jetzt nach einer Frau«, stellte Althea fest, bis ihr aufging, dass mit dieser Frau sie gemeint war. Valentin hatte sie gesehen. Und der Pfarrer auch, wenn man ihn fragte.
    Sie konnte nichts verraten, sonst müsste sie alles offenlegen. Und das ging überhaupt nicht, auch wenn sie jetzt nach einem Phantom suchten. Althea hatte geglaubt, sie würde auf diese Weise am wenigsten auffallen, aber offenbar war das Gegenteil der Fall. Hoffentlich würde Jadwiga keine Schlussfolgerung ziehen, die mit dem Ring der Seligen im Zusammenhang stand, aber dann musste sie lachen. Der Verdacht der Priorin ging in eine völlig andere Richtung; in eine, die mehr mit Moral und weniger mit Diebstahl zu tun hatte.
    »Dalmetia sagt, sie habe komische Geräusche aus dem Zimmer deines Neffen gehört – wir sind doch kein

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