Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord auf Frauenchiemsee - Oberbayern Krimi

Mord auf Frauenchiemsee - Oberbayern Krimi

Titel: Mord auf Frauenchiemsee - Oberbayern Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
Vom Netzwerk:
ihn im Dunkeln zwischen den Bäumen verlieren würden.
    Andreas sah einen zweiten Wagen ein Stück weiter vorn an der Straße anhalten. Sie hatten sich offenbar per Handy verständigt.
    Zwei der Insassen rannten über die Wiese, um ihm den Weg abzuschneiden. Der Wald war seine einzige Rettung, aber er musste die Lampe ausmachen, und ohne Licht würde es schwierig werden. Er zögerte, und dieser kurze Moment genügte. Der große Typ hatte ihn erreicht, er fragte nicht lange, ob er den richtigen erwischt hatte. Der Baseballschläger traf Andreas im Rücken, und er knickte zusammen. »Bitte …«, stieß er hervor. »Ich komme mit.«
    »Mitkommen, wohin?«, lachte jemand. Und da wusste er, dass seine Ahnung ihn nicht getäuscht hatte.
    Die Schläge prasselten nur so auf ihn nieder, er wurde getreten, es gab grobe Kommentare und abfällige Bemerkungen. Einige Stimmen erkannte er, die der ehemaligen Freunde. Jo war nicht dabei, oder er sagte nichts. Mindestens fünf Paar Beine standen um ihn herum, die Gesichter wurden zu einer einzigen Masse.
    Irgendwann konnte Andreas nicht mehr unterscheiden, ob es Tritte oder Schläge waren, und woher sie kamen. Er fühlte den Schmerz überall, hörte sich selbst schreien.
    Leise war nur der fallende Schnee. Die weiße Fläche unter ihm färbte sich allmählich rot.
    Dann schrie er nicht mehr.
    Andreas Bacher hörte nicht, wie jemand sagte: »Ich glaube, das reicht, lebt er überhaupt noch?«
    »Wen interessiert’s«, erwiderte ein anderer.
    Kurze Zeit später klappten Kofferraumdeckel und Autotüren, und die Motoren wurden gestartet. Danach war es wieder still – beinahe totenstill.
    * * *
    »Diese Jahreszeit hab ich immer ganz besonders gemocht. Ich werde sie nie wieder mögen«, sagte Heidelinde mit belegter Stimme.
    Sie konnte nicht einfach untätig im Wohnzimmer sitzen, bei einem Film, den sie gar nicht schaute, und sich vorstellen, dass es ihrem Sohn bestimmt gut ging, dass er einen Unterschlupf gefunden hatte. Sie war niemand, der nur das Angenehme sehen wollte, der sich belügen konnte.
    Martin hatte es ihr erst erzählt, als sie ihn provozierte und ihm vorwarf, er nehme ja sowieso nichts wahr. Für ihn könnte auch die Erde kippen, er würde nicht einmal dann bemerken, dass alles aus dem Gleichgewicht geraten war.
    Der Spaten und der Bast aus dem Werkzeug der Gärtnerei, beides war weg. »Er hat sie genommen, Leonie den Schädel eingeschlagen und sie dann gefesselt. Unser Sohn ist krank. – So, jetzt hab ich es gesagt. Hilft uns das irgendwie?«, hatte er sie gefragt.
    Es half nicht, aber es musste noch lange nicht wahr sein. Heidelinde hatte die Dateien auf Andreas’ Notebook aufgerufen, und immer ging es um Hexerei und Hexenzauber.
    Andreas hatte jede noch so kleine Notiz gesammelt.
    Bäume und Pflanzen, denen wirksame Kräfte zugeschrieben wurden. Er hatte ein paar farbig markiert. Auch die Eibe, die vor Hexen und bösen Geistern schützen sollte. Es hieß, wer unter einer Eibe schläft, wacht möglicherweise nie wieder auf. Die Eibe wurde im Altertum Baum des Todes genannt, nicht umsonst, denn alle Pflanzenteile enthielten das giftige Alkaloid Taxin.
    Es hätte spannend sein können, wenn es ihr nicht solche Angst gemacht hätte. Aber das Schlimmste waren die Zeichnungen und Erklärungen, wie mit Hexen verfahren wurde. Immer waren die Frauen nackt abgebildet. Wozu hatte Andreas das gespeichert, was wollte er damit?
    In früheren Zeiten hatte man geglaubt, dass es Frauen gab, die wirksame Flüche aussprechen konnten und anderen Menschen mittels Gedanken Schaden zufügten. Frauen, die man sich besser nicht zum Feind machte.
    Und denjenigen, die selbst nicht daran glaubten, diente das als Entschuldigung für ihr Tun.
    Heidelinde erkannte ihren Sohn in dieser Sammlung nicht wieder, er war doch niemand, der hasste, niemand, der … tötete.
    Andreas hatte die Erklärung zu den Knoten aus dem Internet kopiert und die Anleitung, wie man sie band.
    Leonie war gefesselt worden, der Bast fehlte, und ihr Sohn hatte sich bei Nacht und Nebel davongeschlichen. Sie würde so gern an seine Unschuld glauben, aber es sprach nicht das Geringste dafür.
    »Ich gehe ihn suchen«, verkündete sie. Alles war besser, als nur dazusitzen und sich zu viele Gedanken zu machen. Heidelinde stand auf und ging zur Garderobe.
    »Wo suchst du ihn denn?«, fragte Martin.
    »Er ist allein, irgendwo dort draußen, ich …« Sie wusste nicht, wie sie ein Gefühl erklären sollte. Es war eine

Weitere Kostenlose Bücher