Mord auf Frauenchiemsee - Oberbayern Krimi
der Abmachung eingelöst«, meinte Frau Professor jetzt.
Das fand Althea auch. »Stimmt, ich habe heute Morgen die Meldung im Radio gehört.«
»Sie haben Radio gehört?«
Wofür wurde man denn gehalten? Sie befand sich doch nicht in Gefangenschaft.
Aber es wurde vielleicht Zeit, ihren Fund zu offenbaren.
»Im Mund der Mumie befand sich ein Pergament, als wir die Frau auf der Rolltrage in die Büßerzelle brachten. Ich wollte es mir anschauen, aber als ich in der Nacht zurückging, war das Pergament nicht mehr da.«
»Das wollen Sie mir allen Ernstes erzählen?« Ein kleines, ungläubiges Lachen.
»Ich kann Ihnen nichts anderes anbieten, es ist die Wahrheit.«
»Und das würden Sie auch vor Gott beschwören?«, fragte Siglinde Servus.
»Ja, das würde ich.«
»Das ist ernst, dann will ich Ihnen mal glauben, Schwester Althea. Wie bereits erwähnt, gab es Schnitte im Rachenraum der Frau. Die stammten also von diesem Pergament, und Spuren von Tinte sagen, es war beschrieben, aber wir werden nie erfahren, was da stand.«
Darauf gab es nichts zu erwidern, darum fragte sie nach Leonie.
»Das verrate ich Ihnen, weil Sie das Mädchen gernhatten und mit kühlem Verstand handelten, was ich von Habitträgerinnen im Allgemeinen nicht erwarte.«
Das sollte wohl ein Kompliment sein.
»Leonie Haberl ist ertrunken. Der Schlag auf den Schädel war massiv, aber er hat sie nicht getötet. Und er wurde von vorne geführt, was eigenartig ist. In der Wunde finden sich Spuren von Metall. Etwas anderes … Leonie trug etwas um den Hals, ich rate jetzt mal, es war ein Kreuz. Jemand hat es abgerissen. Ein Glied der Kette ging dabei auf und verursachte eine Kratzspur. – Liebe Schwester, ich würde sagen, Sie sollten vorsichtig sein, denn dieser Mörder scheint etwas für Schläge auf Köpfe übrigzuhaben. Aber vielleicht ist es nicht mehr nötig. Es war zu hören, dass der Verdächtige erwischt wurde.«
»Der Verdächtige, ja.«
»Oh weh, ich kann es rattern hören, klingt so, als wären das die fleißigen Rädchen in Ihrem Oberstübchen. Passen Sie also auf!«
Althea sagte, sie werde es zumindest ernsthaft versuchen.
»Warum eigentlich ein Verhütungsmittel, wo Sie doch meinten, sie könnte noch Jungfrau sein? Sie waren an ihren Sachen und haben gestöbert, richtig?«, fragte Siglinde Servus schnörkellos.
»Richtig.« Aus dieser Richtung drohte Althea keine Gefahr. »Leonie war nicht allein im Zimmer. Die Verhütungsmittel gehören wahrscheinlich der anderen Novizin.«
Und genau das wollte Althea wenig später von Susanne wissen.
Sie hatte Jadwiga gefragt, ob es in Ordnung wäre, dass die Novizin ihr ein wenig zur Hand ging, sie habe eine ganz besondere Rezeptur im Sinn, die sie gern ausprobieren wolle. Ganz besonders war sie tatsächlich. Apfelkuchen im Glas – dafür hatte sie alle Zutaten vorrätig und musste nicht auf eine Lieferung warten, was zurzeit gut überlegt sein wollte.
Althea brauchte eigentlich keine Unterstützung, denn die Herstellung war denkbar einfach: Apfelsaft, Sahnetopfen, Rosinen und Zimt, und das Ganze gemischt und verquirlt. Dafür war keine Hilfe nötig, aber das war der einfachste Weg, um sich zu unterhalten, ohne dass zu viele Fragen gestellt würden.
Die Priorin hatte erfreut zugestimmt. Es war keine offensichtliche Täuschung, es war ein Sichvergewissern, in mehr als nur einer Hinsicht.
Althea stellte eine Flasche Apfelsaft vor Susanne hin und wies sie an, eine bestimmte Menge abzumessen. »Ich bin nicht sehr geschickt, was Küchenarbeit angeht«, bekam sie gesagt.
»Von Küchenarbeit war keine Rede, wir probieren etwas aus. Wenn es schiefgeht, sollten wir uns nur was einfallen lassen, um den flüssigen Apfelkuchen nicht selbst trinken zu müssen.«
»Das ist nicht schwer. Wir brauchen schließlich Vorkoster. Das Apfelkuchengetränk ist doch für den Christkindlmarkt, und weil das Rezept viele Leute neugierig machen wird, muss es gut werden.«
»Stimmt genau«, bestätigte Althea. »Eine Packung Verhütungsmittel hätte auch so manchen neugierig gemacht. Darum Eberhard der Bär?« In absehbarer Zeit würde Leonies Familie ihre Sachen abholen wollen, und dann sollten die Pillen besser nicht mehr im Rucksack des Bären sein.
Susanne blickte zu Boden. »Ich wollte bestimmt nicht, dass man schlecht von Leonie denkt, ich will nur keine Nonne werden. Die Packung gehört mir.«
»Und du hast einen Freund«, riet Althea. »Du bist keine Jungfrau.«
»Nein. Was?« Susanne starrte Althea
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