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Mord auf Raten

Mord auf Raten

Titel: Mord auf Raten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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letzten Mal ziemlich brutal. Haben Sie sich dabei irgendwelche Verletzungen zugezogen?«
    »Ja«, stieß Sandra mit tränenerstickter Stimme hervor.
    »Wo? In der Vagina oder an anderer Stelle?«
    »An einer anderen Stelle. Er ist von hinten in mich eingedrungen, und es hat diesmal unheimlich wehgetan. Als ich hinterher aufs Klo bin, war Blut am Papier, daran kann ich mich erinnern, auch wenn ich an diesem Abend ziemlich viel getrunken hatte. Aber wer denkt denn schon, dass einer wie Wedel Aids hat?!« Sie vergrub das Gesicht in den Händen und ließ sich erneut von Andrea trösten, die sie in den Arm nahm.
    »Das alles muss noch nicht bedeuten, dass Sie infiziert sind. Ich möchte Ihnen aber ganz dringend raten, sich untersuchen zu lassen. Und selbst wenn Sie infiziert sein sollten, dann ist das noch längst kein Todesurteil. Die Forschung macht immer weitere Fortschritte, und mit den entsprechenden Medikamenten kann man den Ausbruch der Krankheit inzwischen auf zehn und mehr Jahre hinauszögern. Und ich bin fast sicher, dass man schon bald ein Mittel gefunden haben wird. Ich weiß, diese Nachricht ist ein großer Schock für Sie, aber erstens wissen Sie nicht, ob Sie überhaupt infiziert sind, und zweitens, Sie werden trotz allem weiterleben.«
    »Ja, aber wie lange?«, schrie Sandra mit bitter-höhnischem Lachen. »Wie lange?! Können Sie mir das sagen? Ich habe solche verfluchte Angst, so eine verfluchte Angst, das können Sie sich nicht vorstellen. Schwule haben Aids, Drogensüchtige, aber ich … Ich habe solche Angst, mich untersuchen zu lassen.«
    »Das haben die meisten, glauben Sie mir. Aber Sie müssen es machen lassen, damit Sie Gewissheit haben und auch andere,mit denen Sie in Zukunft zusammen sind, schützen können. Mit andere meine ich Männer.«
    »Ich will von Männern nichts mehr wissen! Die können mir alle gestohlen bleiben. Alle! Warum ich, warum ausgerechnet ich?!«
    »Frau Heuser, diese Frage stellen sich auch die meisten. Aber wie ich Ihnen schon sagte, noch gibt es keinen Befund. Vielleicht sind Sie gar nicht betroffen.« Warum lüge ich sie an, dachte Andrea. Nach dem, was sie mir geschildert hat, ist es fast ausgeschlossen, dass sie sich nicht infiziert hat.
    »Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich mich angesteckt habe? Seien Sie ganz ehrlich zu mir, Sie sind doch vom Fach. Wie hoch?« Sandra Heuser versuchte einen gefassten Eindruck zu machen, doch ihre Augen spiegelten deutlich die Angst wider, die sie umklammert hielt. Sie zündete sich eine weitere Zigarette an, inhalierte tief und sah Andrea durch den Rauch hindurch an.
    »Ich kann es nicht sagen, das hängt von zu vielen Faktoren ab. Es kann sein, dass Sie sich angesteckt haben, es kann genauso gut sein, dass Sie noch mal Glück hatten«, antwortete Andrea diplomatisch. »Sollte Letzteres der Fall sein, dann hoffe ich, dass Sie in Zukunft vorsichtiger sind.«
    »Sie können es ruhig so ausdrücken, wie Sie es meinen. Wenn ich Glück gehabt haben sollte, dann hoffen Sie, dass ich meine Lehren aus der Vergangenheit gezogen habe. Wo kann ich diesen Test machen lassen?«
    »Bei Ihrem Hausarzt. Sie können allerdings auch einen Ihnen fremden Arzt wählen, wenn Sie nicht wollen, dass Ihr Hausarzt davon erfährt.«
    »Können Sie das nicht machen?«, fragte Sandra mit flehendem Blick.
    »Nein, leider nicht. Ich bin für die Toten zuständig undnicht für die Lebenden. Dass ich mit Ihnen gesprochen habe, liegt daran, dass ich eine Frau bin und mich eher in Ihre Lage versetzen kann als ein Mann. Gehen Sie gleich am Montag zum Arzt, dann haben Sie am Mittwoch schon das Ergebnis. Bringen Sie’s ganz schnell hinter sich. Versprechen Sie mir das?«
    »Natürlich. Ich bin sicher, er hat gewusst, dass er krank war, und hat mit Absicht versucht, mich anzustecken. Anders kann ich es mir nicht erklären. Und vielleicht hat er es ja geschafft. So ein verdammtes Schwein! In der Hölle soll er schmoren!« Sie sah Andrea an und lachte bitter auf. »Wissen Sie, was ich heute mache? Ich werde mich besaufen, damit ich nicht an diese Scheiße denken muss. Und am Montag früh gehe ich zum Arzt und dann warte ich bis Mittwoch. Und in der Zwischenzeit werde ich mich weiter besaufen.«
    »Das ist zwar keine Lösung, aber ich kann Sie verstehen. Herr Brandt und ich werden auch gleich noch mit Frau Müller sprechen. Ich möchte Sie aber bitten, nicht bei ihr anzurufen, bevor wir bei ihr gewesen sind. Ich werde ihr sagen, dass sie sich bei Ihnen melden

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