Mord auf Raten
Sie.«
»Kriminalpolizei? Ist irgendwas passiert?«
»Sie wissen es noch nicht?«, fragte Brandt sichtlich überrascht, hatte er doch geglaubt, eine solche Nachricht würde sich in Windeseile verbreiten.
»Nein, was soll ich wissen?«
»Dürfen wir reinkommen? Ich unterhalte mich nicht gerne zwischen Tür und Angel, schon gar nicht bei dieser Hitze.«
»Natürlich, entschuldigen Sie.« Denise Zinner kam an das weiß gestrichene Tor und machte es auf. Sie ließ die Kommissare an sich vorbeitreten, schloss das Tor wieder und ging vor ihnen ins Haus. Es war kühl im Innern, aber nicht unangenehm. Brandt war sicher, dass eine Klimaanlage dafür verantwortlichwar. Er warf einen Blick um sich, wie er es immer tat, wenn er eine fremde Wohnung betrat, und war angetan von der geschmackvollen Einrichtung. Nichts wirkte überladen oder erdrückend, jugendliche, verspielte Farben bestimmten das Bild. Dennoch war es kein Haus, in dem er gerne gewohnt hätte. Er konnte nicht beschreiben, was ihn störte, aber es war wie immer dieser erste Eindruck, der für ihn zählte, der ihm sagte, ob er sich gerne länger aufhalten oder lieber so schnell wie möglich wieder gehen wollte. Hier war es Letzteres.
»Nehmen Sie doch Platz«, sagte Denise Zinner und deutete auf eine mattweiße Ledergarnitur, die, so schätzte Brandt, mit Sicherheit mehr gekostet hatte, als er in einem halben Jahr verdiente. »Soll ich meinen Mann holen, er ist in seinem Arbeitszimmer?«
»Wir wollten eigentlich mit Ihnen allein sprechen«, sagte Brandt, während er und Eberl sich auf die breite Couch setzten.
»Hab ich was verbrochen?«, fragte sie in reinstem Hochdeutsch. Ihre Stimme war warm und weich.
»Ich hoffe, nicht«, antwortete Brandt lächelnd, dem die junge Frau nicht unsympathisch war, ganz im Gegenteil, die seiner Meinung nach aber nicht in dieses Haus passte, ja, geradezu fehl am Platz war. Es war nicht ihre Erscheinung, auch nicht ihre Art, sie hatte sogar etwas gediegen Elegantes an sich, auch wenn sie sehr sexy gekleidet war, und dennoch passte sie nicht hierher.
Sie zögerte einige Sekunden, als würde sie überlegen, was Brandt damit gemeint haben könnte. Schließlich ließ sie sich in einen der beiden Sessel fallen. Sie schlug die Beine übereinander und sah die Beamten kokett und herausfordernd und doch irgendwie ängstlich an.
»Würden Sie mir jetzt bitte verraten, was Sie von mir wollen?«
»Selbstverständlich, wir wollen Ihre Zeit auch nicht unnötig in Anspruch nehmen. Sie kennen einen Dr. Jürgen Kaufung?«
»Ja«, antwortete sie mit gerunzelter Stirn, den Kopf ein wenig zur Seite geneigt und mit diesem seltsam misstrauischen Blick, den Brandt nur zu gut kannte. Als würde sie ahnen, dass er gleich etwas sagen würde, das sie aber gar nicht hören wollte. »Was ist mit ihm?«
»Es wundert mich wirklich, dass es noch nicht bis zu Ihnen vorgedrungen ist. Dr. Kaufung wurde gestern Abend Opfer eines Gewaltverbrechens.«
Denise Zinner starrte Brandt wie einen bösen Geist an. Erst allmählich schien sie zu begreifen, was er gerade gesagt hatte.
»Bitte was? Jürgen ist tot? Ich hab ihn doch gestern Abend noch gesehen.« Sie schüttelte fassungslos den Kopf, vergrub das Gesicht in den Händen und fing an zu schluchzen. Brandt und Eberl sahen sich nur an, sie dachten beide dasselbe.
»Frau Zinner, wir müssten Ihnen trotzdem ein paar Fragen stellen«, sagte Nicole Eberl sanft.
Die junge Frau stand auf, holte ein Päckchen Taschentücher aus einer Schublade des Schranks, nahm eines aus der Packung, wischte sich erst über die Augen und putzte sich anschließend die Nase. Sie nickte.
»Wann haben Sie Dr. Kaufung genau gesehen? Ich meine die Uhrzeit.«
Sie holte tief Luft, ihre Mundwinkel zuckten, ein paar Tränen liefen über ihre Wangen. Sie antwortete mit stockender Stimme: »Ich bin so um kurz vor halb sieben auf den Parkplatz gefahren, da hat er gerade telefoniert. Als er mich kommensah, hat er das Gespräch kurz unterbrochen und mich gefragt, ob ich nicht Lust hätte, eine Partie mit ihm zu spielen, weil sein Partner ihm gerade abgesagt hatte.« Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, ihr Blick schien ins Leere zu gehen.
»Wer wäre denn gestern sein Partner gewesen?«
»Herr Wedel. Die beiden waren ziemlich gut befreundet.«
»Kennen Sie Herrn Wedel?«
»Wer kennt ihn nicht? Der geht im Club ein und aus.«
»Aber Sie wissen nicht, warum er gestern nicht zum Tennis gekommen ist, oder?«
»Nein, das hat Jürgen
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