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Mord auf Widerruf

Mord auf Widerruf

Titel: Mord auf Widerruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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aus Cornwall mit seinem vermeintlichen Triumph allein gelassen.
    Nach einem Glas von Eileen Chungs Highland Park hatte er endgültig wieder einen kühlen Kopf, und als die geschmeidige Eurasierin sagte: »Sie machen einen etwas bedrückten Eindruck, Andy. Haben Sie Sorgen?« konnte er bereits wieder lachend erwidern: »Keine, mit denen ich nicht fertig werde.«
    Wenige Augenblicke später ertappte er sich dabei, wie er ihr von Trimbles Einmischung in den Fall Swain erzählte, wobei er sich hütete, Namen zu nennen. Seine Diskretion war aber vergebliche Liebesmüh, denn nach wenigen Sätzen unterbrach ihn Eileen Chung mit: »He, Sie sprechen von Philip Swain, stimmt’s? Ich habe gedacht, der ist aus dem Schneider. Er war schließlich auf meiner Party! Natürlich war ich überrascht – nach allem, was seiner armen Frau zugestoßen ist. Sie war in unserem künstlerischen Beirat.«
    »Haben Sie sie gut gekannt?« fragte Dalziel, wie immer hinter neuen Informationen her.
    »Nein, so gut wie gar nicht. Das große Interesse, das sie angeblich hatte, zeigte sich nicht in der Praxis. Sie kam nur zu jeder zweiten Sitzung. Ich denke, ihre Mitgliedschaft war mehr kosmetisch, aber um nicht ungerecht zu sein, wenn es um Geld ging, ließ sie sich nicht lumpen.«
    »Das wird ihrem Mann gefallen haben«, stichelte Dalziel. »Haben Sie sie jemals über ihn reden hören?«
    »Nein. Ich habe die beiden nur ein paarmal zusammen gesehen, und alles schien in Ordnung zu sein. Um ehrlich zu sein, er tat mir leid. Sie kam mir immer sehr launisch vor und schien zu erwarten, daß die Leute nach ihrer Pfeife tanzten.«
    Dalziel runzelte die Stirn über dieses weitere Zeugnis von Gails Gemütsschwankungen.
    Eileen Chung sagte: »Sie mögen Philip Swain nicht besonders, nicht wahr?«
    »Ich würde nicht sagen, daß ich ihn nicht besonders mag, nein, ich kann ihn auf den Tod nicht ausstehen!«
    »Aber er hat sein Schäfchen im trockenen, stimmt’s?«
    »Nicht, solange ich lebe! Warum interessiert Sie das, junge Frau?«
    Sie zögerte, dann sagte sie: »Zum Teufel, ich schenke Ihnen besser reinen Wein ein, Andy. Ich hätte Sie gern für die Rolle Gottes, nein, sagen Sie erst einmal noch nichts. Ich habe mich für Sie entschieden, weil Sie eine besondere Aura haben. Ja, und Swain hat auch eine Aura – nicht für Gott, das möchte ich gleich klarstellen, doch ich hatte gerade meine Fühler ausgestreckt, als die schreckliche Sache mit seiner Frau passierte. Ich habe natürlich gedacht, das war’s. Doch als er am vergangenen Sonntag auf meiner Party auftauchte, habe ich mich gefragt, ob ihm vielleicht eine Ablenkung guttun würde, eine Art Beschäftigungstherapie, wissen Sie … aber auf Sie möchte ich unter keinen Umständen verzichten, Andy, und wenn es aufgrund Ihrer Gefühle ein Hindernis wäre, daß Phil mitmacht, würde ich ihn endgültig von meiner Liste streichen, wenn nur Sie ja sagten.«
    Sie sprach unsicher, gedehnt, doch warum hatte er dann den Eindruck, daß jedes ihrer Worte so sorgfältig an seinem Platz saß wie die Noten einer Partitur? Zum zweiten Mal heute hatte er das Gefühl, nicht allzu sanft manipuliert zu werden, doch es lagen Welten zwischen dem Ringerstil des Gartenzwergs aus Cornwall und dieser orientalischen Massage.
    »Wofür wollten Sie den Höllenbraten überhaupt haben?« fragte er, sein Stichwort aufgreifend.
    »Das ist ja der springende Punkt, deshalb wäre es so schwierig, Andy«, sagte sie. Ihre goldenen Katzenaugen waren zu Monden geworden. »Ich hatte ihn für Luzifer vorgesehen. Er würde zusammen mit Ihnen in der Eröffnungsprozession auftreten müssen, damit Sie ihn in die Hölle befördern könnten.«
    Dalziel brach in schallendes Gelächter aus. Endlich hatten sich fernöstliche Raffinesse und Kripo-Methodik auf einer Wellenlänge getroffen. Sinn und Zweck eines jeden Verhörs war es, den armen Teufel dahin zu bringen, das sagen zu wollen, was man von ihm hören wollte.
    »Soll ich Ihnen etwas gestehen, junge Frau? Sie erinnern mich an mich!«
    Und Eileen Chung beugte sich so weit zu ihm vor, daß er sein Glas nicht an die Lippen heben konnte, und murmelte: »Ich glaube, ich habe endlich meinen lieben Gott gefunden.«

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    Vierter Teil
    MAK :
    Nun kam die Zeit für einen armen Kerl,
    Sich heimlich in einen Pferch zu stehlen,
    Geschickt zu sein und nicht zu dreist zu wählen,
    Denn würd er dort gesehen,
    Käm’s teuer ihn zu stehen.
    Nun kam die Zeit zu tanzen,
    Doch der braucht guten Rat,
    Der

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