Mord fuer Mord
schöner Tod.«
»Könnte man so sagen. Sie haben schon etwas gelitten, bevor sie den finalen Stoß erhielten.«
Kaspar schüttelte es bei der Vorstellung, und insgesamt kam ihm die ganze Unterredung mit Herrn Müller wie ein inszeniertes Theaterstück vor. Wer sagt schon aus dem Stegreif heraus »Sie haben gelitten« und »finaler Stoß«.
»Wie lange wird die Sache für die beiden gedauert haben?«, fragte er dann noch.
»So zwei bis drei Stunden bestimmt. Der Täter hat sich schön viel Zeit gelassen. Steht übrigens alles im gerichtsmedizinischen Bericht.«
Und damit legte er ihm eine Mappe auf seinen Schreibtisch.
»Ach, da ist der. Auf den Bericht warte ich schon eine halbe Ewigkeit. Wie ist denn der bei Ihnen gelandet?«
»Kann ich dir auch nicht sagen. Das Ding fliegt schon ne ganze Weile bei uns rum, da hab ich gedacht, wenn ich eh zu dir muss, bring ich ihn einfach gleich mit.«
»Schön, schön.«
Kaspar nahm den Bericht an sich. Er würde unter Garantie noch mal in der Gerichtsmedizin anrufen, aber das brauchte der Herr Müller ja nicht zu wissen.
»Na, hoffentlich finden wir die, zu denen die anderen Fingerabdrücke gehören, noch rechtzeitig«, lenkte Kaspar ab.
»Dann gehen wir also davon aus, dass alle Fingerabdrücke Opfer bezeichnen?«
»Keine Ahnung. Vielleicht ist auch der Täter dabei. Aber was wäre, wenn Ihre Abdrücke nun nicht versehentlich dahingekommen sind?«
Herr Müller winkte ab, das Gespräch war hiermit für ihn beendet.
»Also Dinkel, wenn ich was Neues weiß, melde ich mich. Ach ja, warum schießt ihr euch eigentlich auf diesen armen Kommissar ein?«
»Kommissar Karl, meinen Sie?«
Er nickte. Na gut, er war von der Polizei und im Grunde wusste er eh schon Bescheid, warum sollte man es ihm nicht erklären. Außerdem konnte man da noch ein paar Sachen abfragen.
»Glauben Sie nicht, dass wir das gern machen, Herr Müller. Aber was sollen wir tun, es gibt nun mal keine weitere heiße Spur. Nach dem zweiten Mordfall konnten wir so manche Verdächtige von unserer Liste streichen, da beide Morde ja zusammenhängen. Da werden Sie mir doch zustimmen.«
»Unverkennbar.«
»Dann das Notizbuch und die Autoschlüssel aus dem Mordfall Hagel, die verschwunden waren und dann plötzlich, oh Wunder, von der Spurensicherung zurückkamen, ohne dass sie jemals dort gewesen wären.«
»Das ist natürlich sehr verdächtig.«
»Die Sachen sind ja niemals bei Ihnen aufgetaucht, oder?«
»Das habe ich euch doch schon bei dem letzten Anruf mitgeteilt. Warum fragst du? Glaubst du mir etwa nicht?«
»Ich möchte nur Gewissheit haben. Wir möchten ja niemand zu Unrecht verdächtigen.«
»Es ist weder ein Notizbuch noch ein Autoschlüssel aus dem Mordfall Hagel bei der Spurensicherung aufgetaucht.«
»Und jetzt zu allem Überfluss kommt das zweite Mordopfer aus dem Ort, in dem auch unser Herr Kommissar Karl aufgewachsen ist.«
»Ui, na das ist natürlich…, also da würde ich an eurer Stelle auch ermitteln.«
»Und nun haben Sie auch noch seine Fingerabdrücke identifizieren können.«
»Tja, da schaut es dann wohl schlecht aus für unseren Herrn Kommissar.«
»So viel Mitgefühl? Kennen Sie ihn am Ende?«
»Nein, nein«, Herr Müller schüttelte den Kopf und grinste. »Es nimmt einen halt mit, wenn ein hochgeschätzter Kollege verdächtigt wird. War‘s das dann von Ihrer Seite aus?«
»Vorerst ja.«
»Gut, dann bis demnächst!«
»Bis demnächst? Herr Müller, Dringlichkeitsstufe eins, Sie wissen doch!«
»Klar, Dinkel. Morgen früh wissen wir mehr.«
Dann verließ er den Raum und ließ einen verstörten Kaspar Dinkel dort sitzen. Das heißt, sitzen war so eine Sache bei Rückenschmerzen, vor allem jetzt, da die Anspannung wieder nachließ. Überall zwickte und zwackte es, sodass Kaspar einen kleinen Rundgang um seinen Schreibtisch machen musste.
Danach setzte er sich wieder an seinen Computer, fuhr ihn hoch und begann eine neue Recherche, nach einem gewissen Herrn Müller.
23.
gegen Abend in Ebern
Befragung folgte Befragung.
Jetzt, gegen 17:00 Uhr, hat endlich der Letzte den Raum verlassen.
Nachdem ich am Morgen etwas länger verschwunden war, haben sich Kurt und Thomas wohl doch Gedanken gemacht und mir in der Folge ein wenig mehr Beachtung geschenkt. Kurt hat mir sogar zweimal einen Kaffee gebracht.
Durch die offizielle Befragung der einzelnen Personen hatten wir gehofft, mehr zu erfahren, doch die Ausbeute ist erbärmlich. Zwei Beschreibungen eines Unbekannten, die
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