Mord fuer Mord
bekannt vor. Während ich noch meine Jacke aufhänge, setzt meine Erinnerung wieder ein: die roter Golf-Mühle-Kaspar-Addi-Vernehmung. Der Name der Frau ist zwar wie weggeblasen, aber das spielt ja im Grunde keine Rolle. Sie bemerkt nicht einmal, dass ich mich ihr nähere, so sehr ist sie mit ihrem Mobildings beschäftigt.
»Ist hier noch frei?«, frage ich höflich.
Sie schaut kurz auf und erstarrt, die Kinnlade klappt herunter und ihr Handy klappt zu, aber sie verneint nicht. Also setze ich mich kurz entschlossen ihr gegenüber.
»Schön, dass wir uns hier so zwanglos treffen.«
Ihr Handy versucht sich verzweifelt zu melden, mit irgend so einer bekannten Melodie, deren Name mir gerade nicht einfällt, doch sie stopft es umständlich in die Tasche und will gerade aufstehen.
»Na«, sage ich, »Sie wollen mich doch wohl nicht hier alleine sitzen lassen?«
»Äh, nein oder doch, ich habe einen wichtigen Termin.«
Ich schaue ihr in die Augen, dann auf das fast unberührte Stück Käsesahne auf ihrem Teller. Sie wendet den Blick ab und setzt sich wieder. Ein netter Versuch.
Die Bedienung kommt an unseren Tisch, um mir meinen Kuchen zu bringen. Ich bestelle noch einen Cappuccino dazu.
»Wissen Sie Frau…«
»Mehringer, Kerstin Mehringer.
»Wissen Sie Kerstin, ich überlegt schon die ganze Zeit, was mir an Ihrer gestrigen Aussage nicht gefallen hat.«
Ihre Selbstsicherheit aus den eigenen vier Wänden hat sie nicht bis hierher retten können, außerdem ist sie nun ohne ihren Addi auf sich allein gestellt.
»Ich weiß nicht, was Sie meinen.«
»Ach Kerstin, machen Sie es doch uns beiden nicht so schwer. Ich bin mir sicher, bei einer Hausdurchsuchung würden wir ein lindgrünes Kostüm finden.«
Die Bedienung hat inzwischen wortlos den Cappuccino geliefert, ist dann zu ihrem Ausschank zurückgegangen, wo sie stocksteif zu stehen kommt, um auch ja keinen Fetzen unseres anscheinend interessanten Gespräches zu verpassen.
Ich nippe an meinem Kaffee und beschließe, erst einmal keine weiteren Fragen zu stellen. Kerstin hat wohl auch verstanden und fängt an, ihren Kuchen umständlich zu zerteilen. Doch die Bedienung schaut noch immer angestrengt zu uns hinüber, es bedarf also weiterer Anstrengungen, sie von ihrem Horchposten zu vertreiben.
»Es ist doch wirklich seltsam«, fange ich laut zu lamentieren an, »wie manche Leute so reagieren. Sehen Sie sich doch diese Frau dort drüben an, Frau Dr.Lammert, diese impulsive Neugierde, das wird bestimmt in meine Forschungsarbeit mit eingehen. Haben Sie gesehen, man braucht nur so zu tun, als wäre man von der Polizei und würde eine Vernehmung durchführen, schon schwirren einem die Schmeißfliegen nur so um die Ohren.«
Die Bedienung bekommt einen hochroten Kopf und versucht in der Folge, geflissentlich zu vermeiden, auch nur in unsere Richtung zu schauen.
Kerstin allerdings scheint amüsiert.
»Ja, genau meine Meinung, Frau Dr. Schablonsky«, antwortet sie, »ich finde, sie hat auch einen Platz in meinem neuen Buch: Die Auswirkungen der Neugier und ihre Folgen, verdient.«
Das Eis ist gebrochen.
In der Folge erfahre ich, warum die Aktion mit dem Rentner gelaufen ist. Addi hatte bei dieser Personalleasing Firma gearbeitet und war von dort zu einer Arbeitsstelle auf dem Bau vermittelt worden. Dieter Hagel aber nahm es mit der Bezahlung seiner Arbeiter nicht so genau. Nach einem heftigen Streit hatte ihm dann Herr Hagel gekündigt, blieb aber die ausstehenden Zahlungen noch schuldig. Addi war natürlich gleich auf hundertachtzig und sagte vor Zeugen, er werde seinen Chef fertigmachen, was aber in seinem Falle nur heiße Luft war. An jenem Abend waren sie beide zur Villa des Herrn Hagel gefahren um ihn zur Rede zu stellen. Sie warteten also vor dem Anwesen und trauten sich anfangs nicht das Haus zu betreten. Dann kam jemand, den Addi von irgendwoher kannte, betrat das Haus und kam nach kurzer Zeit wieder heraus. Kurz darauf nahmen sich beide ein Herz und klingelten, aber es meldete sich niemand. Als aber Addi wütend gegen die Tür trat, sprang diese auf. Alles war wie im schlechten Krimi, Kerstin und Addi finden die Leiche, wollen auch im ersten Moment die Polizei informieren, was sie im zweiten wieder revidieren, da Addi einfällt, woher er den Mann, der kurz zuvor das Haus verlassen hatte, kennt.
Der Mann ist aus seinem Heimatort und er ist Polizist.
Jetzt bleiben zwei Möglichkeiten, entweder der Polizist hat die andere Polizei informiert, dann ist es aber
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