Mord hat keine Tränen: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition)
und ihr Panzer. Nimm ihn da raus, und wahrscheinlich stirbt er. Wie dem auch sei, ich beschloss, Gary Colley anzurufen. Die Colleys sind Montys Nachbarn, und ich dachte mir, vielleicht wissen die was? Der junge Gary
ging ran, auf seinem Mobiltelefon. Von ihm erfuhr ich, dass jemand einen Toten in Balaclava House gefunden hatte. Der Tote war nicht Monty, okay, den hatte ich ja vorher wohlauf und munter gesehen. Also musste es jemand anders sein, aber erwarten Sie jetzt nicht von mir, dass ich Ihnen sage, wer der Tote war.« Pascal reckte kampflustig das Kinn vor.
Morton runzelte die Stirn. Wenn Pascal die Wahrheit sagte, hätte Gary Colley noch nichts von einem Toten in Balaclava House wissen dürfen, als Pascal ihn angerufen hatte. Colley hatte Jess Campbell gesagt, er wäre auf dem Weg in die Stadt. Und laut Aussage von Dave Colley war es viel später gewesen, früher Abend und lange nachdem Monty weggefahren worden war, dass Großmutter Colley die Straße hinaufgelaufen war, den Leichenwagen davonfahren gesehen hatte und mit der Neuigkeit zur Familie zurückgekehrt war. Das war Dave Colleys Aussage zufolge der früheste Zeitpunkt, zu dem sie von einem Toten erfahren hatten.
Verdammte Colleys!, dachte Morton bei sich. Man kann sich auf nichts verlassen, was sie erzählen!
»Reden Sie weiter«, ermunterte er Pascal.
»Das ist alles«, antwortete der Tankstellenbesitzer. »Außer, dass ich später noch gesehen habe, wie die Polizei wieder zurück in die Stadt gefahren ist.«
»Haben Sie vorher oder nachher die Neuigkeiten weitererzählt?« Morton wollte seine mentale Zeitschiene in Ordnung haben, bevor er sich erneut mit den Colleys befasste.
Pascal blickte ihn fragend an. »Weitererzählt? Warum tun Sie so, als wäre ich der verdammte Marktschreier der Stadt? Ich habe mit Maureen und dem Jungen darüber geredet, falls es das ist, was Sie wissen wollen.« Er zeigte durch das Fenster auf den Vorplatz. »Mit ihm. Dem da draußen.«
Morton wunderte sich flüchtig, dass Pascal »den Jungen« nicht mit Namen nannte. »Sonst mit niemandem?«, wollte er wissen.
Pascals Stirnrunzeln verschwand. »Rosie Sneddon kam zum Tanken, und ich hab es ihr erzählt. Sneddon's Farm liegt ein Stück weiter die Straße hinunter. Ich dachte, sie würden sicher wissen wollen, wenn irgendwas Ungewöhnliches in ihrer Nachbarschaft passiert ist. Sie wohnen ziemlich einsam und isoliert auf ihrer Farm, und wenn ich höre, dass ein Landstreicher unterwegs ist, der nichts Gutes im Schilde führt, oder wenn ich den ein oder anderen Taugenichts durchs Gelände streifen sehe, sage ich den Sneddons selbstverständlich Bescheid. Es ist das, was man als guter Nachbar tut. Ich kann nicht genau sagen, um welche Zeit ich mit Rosie geredet habe, aber es war, bevor die Polizeifahrzeuge zurück in die Stadt gefahren sind. Vielleicht Viertel nach vier oder so. Genauer kann ich es beim besten Willen nicht sagen.«
»Das sollte auch genügen«, gab sich Morton zufrieden. Er sah keinen Grund, warum Pascal auf die Uhr hätte sehen sollen, als er mit Rosie Sneddon gesprochen hatte. Und dass er ihr gegenüber die sensationellen Neuigkeiten erwähnt hatte, war ebenfalls verständlich. Hier draußen auf dem Land galten die Sneddons als Nachbarn für den Betreiber der Tankstelle, die selbst recht einsam an der Straßenkreuzung lag. »Die Sneddons geben Ihnen ebenfalls Bescheid?«, fragte Morton. »Wenn sie etwas Eigenartiges sehen, meine ich?«
»Ich denke doch.« Pascal nickte.
»Ist diese Tankstelle nachts geöffnet?«
Pascal schüttelte entschieden den Kopf. »Nein. Wir schließen unter der Woche pünktlich um einundzwanzig Uhr und sonntags bereits um siebzehn Uhr. Würde ich länger geöffnet haben, müsste ich zusätzliches Personal einstellen, und meine Kosten für Löhne sind bereits hoch genug. Ich brauche einen Kassierer, der sich um den Laden kümmert, wenn Maureen Feierabend hat. Sie arbeitet von neun bis siebzehn Uhr. Er arbeitet von siebzehn bis einundzwanzig Uhr. Das ist zwar nur die halbe Stundenzahl, aber er scheint trotzdem zu glauben, dass er den gleichen Lohn verdient wie sie. Er sagt, es wäre wegen der ungünstigen Arbeitszeit. So ist das - niemand arbeitet heutzutage noch für Peanuts. Selbst der Junge da draußen erwartet einen anständigen Lohn, obwohl er eigentlich noch Auszubildender ist. Abgesehen davon gehen die Geschäfte nach neun Uhr abends stark zurück. Es wäre nicht mehr kosteneffektiv. Sonntags bin ich im Übrigen ganz
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