Mord hat keine Tränen: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition)
sobald es Ihnen wieder einfällt, ja? Auf der Stelle?«
»M-hmmm«, lautete die Antwort mit einem Mund voller Pasta, begleitet von heftigem Kopfnicken.
Und damit musste sie sich einstweilen zufriedengeben.
K APITEL 9
Am nächsten Morgen versammelten sie sich in Carters Büro, um die Fortschritte zu besprechen - beziehungsweise den Mangel daran. Es war der dritte Tag ihrer Ermittlungen und ein kritischer Augenblick. Von jetzt an würde die Spur immer mehr erkalten.
Jess machte den Anfang. Sie berichtete von ihrem Besuch bei Bridget Harwell. Morton schloss sich an mit einer Schilderung seiner Aktivitäten des vorangegangenen Tages, seiner Unterhaltungen mit den Colleys, den Sneddons und Sebastian Pascal, der Entdeckung des ausgebrannten Autowracks im Steinbruch und seiner Einschätzung.
»Ich traue den Colleys nicht über den Weg«, sagte er. »Was nicht heißen muss, dass sie etwas mit dem Fall zu tun haben. Leute wie die Colleys rücken nie freiwillig irgendwelche Informationen heraus, und deswegen kann man sie bei einer Ermittlung nicht ohne weiteres aus dem Kreis der Verdächtigen ausschließen. Trotzdem verschwenden wir wahrscheinlich unsere Zeit mit ihnen.«
Er schnaubte. »Nehmen Sie den jungen Gary Colley. Er sagt, er wäre in die Stadt gegangen, nachdem wir ihn draußen vor Balaclava House getroffen haben. Er sagt weiter, er hätte seine Familie mit dem Mobiltelefon angerufen und erzählt, dass etwas passiert wäre in Balaclava House und dass er Monty Bickerstaffe in einem Streifenwagen sitzen sehen hätte.
Sein Vater Dave Colley sagt, dass seine alte Mutter - Daves Großmutter - am frühen Abend die Straße hinaufgegangen wäre, um nach dem Rechten zu sehen, und dass sie gesehen hätte, wie der Leichenwagen weggefahren wäre, und dass sie folglich wüssten, dass jemand gestorben wäre.
Sebastian Pascal hingegen, das ist der Tankstellenpächter, sagt, er hätte gesehen, wie Monty Bickerstaffe von seiner Nichte Bridget Harwell weggebracht worden wäre, und zwar lange vor diesem Zeitpunkt. Er hätte augenblicklich Gary Colley angerufen, der ihm von dem Toten in Balaclava House berichtet hätte. Das muss gewesen sein, bevor Mrs. Colley senior schnüffeln gegangen ist. Gary hätte normalerweise noch gar nichts von einem Toten in Balaclava House wissen dürfen. Er hatte lediglich gesehen, dass Monty in einen Streifenwagen verfrachtet worden war. Er blieb stehen und fragte einen der uniformierten Beamten, und als wir aus dem Haus kamen, wandte er sich an mich und an Inspector Campbell. Wir haben ihm nichts gesagt und ihn weitergeschickt.«
»Jede Wette, dass er nicht in die Stadt gegangen ist«, sagte Jess. »Er hat einen weiten Bogen geschlagen und ist über die Felder zurückgekommen, um zu beobachten, was in Balaclava House passiert. Er zog seine eigenen Schlussfolgerungen und brachte die Neuigkeiten nach Hause zu seiner Familie. Das würde die Diskrepanz erklären. Seine Großmutter hat jedenfalls nichts damit zu tun.«
»Also verbiegt dieser Gary Colley die Wahrheit, bis sie ihm in den Kram passt«, stellte Carter fest. Er rieb sich nachdenklich mit dem Finger über das Kinn. »Die Colleys insgesamt verbiegen die Wahrheit. Spielt es in unserem Fall eine Rolle? Oder folgen wir hier einer Spur, die im Nichts endet?«
»Wahrscheinlich«, lautete Mortons prompte Antwort. »Das habe ich von Anfang an gesagt in Bezug auf die Colleys. Sie können einfach nicht die Wahrheit sagen, und weil wir wissen, dass es so ist, sind wir gezwungen, unsere Zeit auf sie zu verschwenden. Ich werde noch einmal mit Gary Colley reden und versuchen, ihn ein wenig aufzurütteln. Wenn er uns zum Narren halten will, dann wird er herausfinden, dass er einen Fehler macht.«
»Haben wir irgendetwas gegen einen der Colleys in den Akten?«, wollte Carter wissen.
»Organisation illegaler Hasenjagden«, sagte Morton. »Sowohl Dave als auch Gary Colley wurden zur Rechenschaft gezogen und zu einer Geldstrafe verurteilt. Außerdem im Fall von Gary Fahren ohne gültige Steuerplakette. Jemand sollte überprüfen, ob einer von ihnen eine gültige Waffenlizenz besitzt. Falls ja, sollte man sie vielleicht entziehen. Die Tochter Tracy Colley hat vor ein paar Jahren raubkopierte DVDs in den Pubs verkauft. Sie half einem Freund. Der Freund wurde verurteilt, sie wurde ermahnt. Mrs. Maggie Colley war zwei Mal wegen Trunkenheit und öffentlicher Ruhestörung in einheimischen Pubs vor dem Friedensrichter. Selbst Großmutter Colley ist aktenkundig.
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