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Mord im Atrium

Mord im Atrium

Titel: Mord im Atrium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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hatte ein Gesicht wie ein Milchpudding, mit einem Klops, wo seine Nase sein sollte, und sein Körper war von Rachitis verformt. Sein Verhalten war eine seltsame Mischung – bombastische Autorität, vermischt mit schierem Entsetzen. So was wie bei diesem Hanswurst hatte ich bisher nur bei einem bankrotten Finanzhai erlebt, als die Büttel kamen – direkt bevor Ableugnen und Selbstgerechtigkeit einsetzten.
    »Ich weiß, wer Sie sind!«, gurgelte das seltsame Wesen.
    »Ich wette, das weißt du verdammt noch mal nicht. Wer bist du? Abgesehen von einem tobsüchtigen Wahnsinnigen?«
    »Ich bin namenlos«, kam es zitternd. Diese Mission war voller Gespenster.
    »Tja, das muss ein Versehen deines Vaters gewesen sein.« Ich ließ ihn abrupt los, stand auf und nahm ihm seine Waffe ab. Mein Schwert steckte ich sofort wieder in die Scheide und trat einen Schritt zurück.
    »Kann ich aufstehen?«
    »Nein. Bleib da liegen. Ich hab genug davon, dass du wie eine spanische Fliege um mich rumschwirrst und mich abmurksen willst.«
    »Ich bin Ihnen gefolgt. Ich habe Sie suchen gesehen …«
    »Aber nicht nach dir. Falls du nicht eine Frau und besonders gut verkleidet bist. Jetzt hör mir zu. Für wen auch immer du mich hältst, mein Name – den mir allerdings meine Mutter gegeben hat, weil mein Vater zu der Zeit in Praeneste war, um eine Statue zu kaufen –, mein Name ist Falco. Marcus Didius Falco, Sohn des Marcus, ein frei geborener römischer Bürger.«
    Verblüfft sperrte er den Mund auf. Womit ich bereits gerechnet hatte.
    »So ist’s recht. Beruhige dich«, sagte ich ermutigend. »Ich bin weder ein Sklave noch ein Entlaufener. Also bin ich nicht deinetwegen hier. Du bist der König des Hains, nehme ich an?«
    »Ja, der bin ich.« Der Rex Nemorensis sprach mit Stolz, obwohl er auf dem Rücken in seinem Hain lag, bedeckt mit Schmutz und zerquetschten Pilzen, und von mir beleidigt wurde. »Nachdem Sie jetzt wissen, worum es geht, kann ich bitte aufstehen?«
    »Du kannst erst aufstehen, wenn du meine Fragen beantwortet hast.« Mein Ton blieb barsch. Ich war meine Suche leid und bereit, sie rücksichtslos zu beenden. »Die Frau, nach der ich suche, ist eine Germanin von hohem Stand und vermutlich erst vor kurzem hier aufgetaucht. Gutaussehende Person, hergeschickt vom Tempel der Diana Aventinensis, auf der Suche nach Zuflucht. Sie könnte krank sein. Sie hat gute Gründe, verzweifelt zu sein.«
    »Ach, die! Ist vor zwei Tagen eingetroffen«, sagte der Rex Nemorensis, dankbar, dass meine Forderungen so leicht zu erfüllen waren. Veleda war ihm egal. Ihm ging es nur um sein Überleben. »Behauptet, ein Opfer internationaler Ungerechtigkeit zu sein, gejagt von gewalttätigen Elementen in ihrem eigenen Land, gegen ihren Willen entführt, vorgesehen für eine unerträgliche Bestrafung, unter Todesdrohung – das übliche ausländische Gejammer. Schleicht hier trübselig herum. Sie werden sie leicht finden, wenn Sie nach ihr Ausschau halten.«
    »Genau das habe ich getan, als du dich auf mich gestürzt hast«, erinnerte ich ihn.
    »Ich dachte, meine Zeit sei gekommen«, verteidigte sich der König des Hains, seine Angriffslust jetzt in sich zusammengesackt wie ein verrotteter Kürbis.
    »Noch nicht«, sagte ich freundlich, packte ihn am Arm und zog ihn auf die Füße.
    »Oh, Sie haben ja keine Ahnung, wie das ist, Falco, wenn man sich den ganzen Tag hinter Bäumen versteckt und nur darauf wartet, dass ein Neuer auftaucht und einen umbringt.«
    »Ich dachte, dem wäre ein Riegel vorgeschoben worden.«
    »So heißt es, aber kann ich das glauben? Ich habe bei einem alten Gladiator Unterricht im Schwertkampf genommen, bevor ich herkam, aber ich habe die ganze Theorie vergessen. Außerdem werde ich nicht jünger …« Ich kam mir vor, als würde ich einem ausgemusterten alten Fischer lauschen, der sich beschwert, dass die jüngere Generation alle Meeräschen weggefischt hat. »Ich hör sie schon mit den Hufen kratzen«, murmelte er. Nein, er klang wie ein grausiger Staatsschreiber, der den Tag voraussah, an dem irgendein Grünschnabel mit einem schärferen Stilus ihm schließlich den Platz streitig machte.
    Ich strich ihm die lange priesterliche Tunika glatt, gab ihm sein Schwert zurück, schob ihn auf einen Pfad mit dem Gesicht zum Hauptweg und überließ ihn seinem fortwährenden Warten auf den Tod.
    Eigentlich gefiel er mir ganz gut, nachdem ich ihn nun besser kennengelernt hatte. Dennoch, der Mann war dem Untergang geweiht. Sich

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