Mord im Atrium
Priesterin die schweigende Anstarrbehandlung feindseliger Kleinkinder zukommen ließen. Helena bückte sich, machte sich von den kleinen Händen frei und verkündete, Zosime sei ins Haus gekommen, wie versprochen, und daher entführe sie uns Veleda jetzt für eine private Konsultation. Julia und Favonia brachten sich in Sicherheit und rannten quer durch das Zimmer auf mich zu. Petronius fing geschickt Favonia auf, die in ihrer Hast gestolpert war.
Als die Priestern gerade die Tür erreichte, hielt Petronius sie zurück. Er bevorzugte stets die Methode, einen Zeugen in Sicherheit zu wiegen und ihm dann noch eine letzte Frage hinzuknallen. Während meine Tochter ihr Gesicht in seiner Tunika verbarg und dann zu der Priesterin lugte, fragte Petro: »Sagen Sie, Veleda, als Zosime Sie mit zu den Obdachlosen nahm, haben Sie da je den Verdacht gehabt, dass sie ihnen Schaden zufügt, statt sie zu heilen?«
Veleda schaute überrascht und verneinte es dann. Helena führte sie hinaus.
Ich fragte Petronius, ob es einen echten Verdacht gebe, dass Zosime hinter den Todesfällen der Landstreicher stecke. Immer verschlossen, wenn es um Angelegenheiten der Vigiles ging, bestätigte er nur, er führe die Frau auf einer Überwachungsliste.
Ich war froh, dass Helena hier die Untersuchung überwachte. Ich konnte mir Zosime nicht als Mörderin vorstellen, doch falls sie eine war, wollte ich nicht, dass sie irgendwelche tödlichen Zaubereien bei Veleda einsetzte. Sollte Roms berühmte Gefangene vor dem Triumphzug sterben, wäre das schlimm genug. Starb sie in meinem Haus, wäre es das Ende meiner Karriere.
LII
D ie Untersuchung schien sich hinzuziehen, und so nahmen Petro und ich, zusammen mit meinen Kindern und einigen Soldaten, das Mittagessen ein.
Bevor er ging, lud uns Petronius für diesen Abend zu einem Festmahl in seinem Haus ein. Schwungvoll bezog er auch die Seherin in die Einladung mit ein. Ich teilte ihm mit, dass Anacrites’ Spitzel wieder hier aufgetaucht waren. Ich hatte ihr verboten, das Haus zu verlassen. Die Legionäre würden hierbleiben und sie heute Abend in meiner Abwesenheit bewachen. »Und du bist zu alt, Lucius, um mit Feuer zu spielen, vor allem in Maias Anwesenheit. Ich dachte, du seist erwachsen geworden.« Er liebte Maia, daran gab es keinen Zweifel. Seiner Ansicht nach erlaubte ihm das, sich weiter umzuschauen.
»Ich werde ebenso schnell erwachsen wie du!«, blaffte er. Was immer das heißen sollte.
Nun ja, ich wusste, was es hieß. Ich sagte ihm, dass jeder, der Veleda vor fünf Jahren gesehen hatte, jetzt enttäuscht sein würde. Woraufhin Petronius Longus traurig entgegnete, er hoffe nur, Quintus Camillus Justinus sehe das genauso. »Wenn sie auf Camillus abgefahren ist, dann bist du nicht ihr Typ, Falco. Sie mag sie sauber und intellektuell.«
Da ich in seiner Stimme einen wehmütigen Ton vernahm, an den ich mich aus seiner verruchten Vergangenheit erinnerte, höhnte ich: »Lieber Lucius, sie hat dir auch eine Abfuhr erteilt, und das weißt du.«
Wir klangen wieder wie Achtzehnjährige. Die Legionäre beobachteten uns neugierig.
Immer noch erschöpft von dem Ausflug nach Nemi, schlief ich tief und fest auf dem Teil der Liege, den ich von der Hündin hatte erobern können, als Helena mich an der Nase kitzelte.
»Ich bin wach!« Um das zu beweisen, packte ich sie, zog sie mit runter und schob Nux auf den Boden. Die eleganten Antilopenbeine der Liege protestierten, würden uns aber wahrscheinlich halten, solange wir nichts Athletisches versuchten. Da das in einem Haus voller neugieriger Menschen sowieso unklug wäre, unterhielten wir uns lieber.
»Ihr habt euch aber lange mit Zosime zurückgezogen.«
»Sie ist immer noch da. Als Gegenleistung für eine große Spende an den Tempel heute Morgen erhielt ich die Zustimmung, sie hierzubehalten, solange Veleda bei uns ist.«
Ich meinte, falls Zosime mit der Ermordung der Landstreicher zu tun habe, könne das gefährlich sein. Helena wischte meine Befürchtungen beiseite. Bei näherer Überlegung glaubte ich, das sie recht hatte. »Zum Glück für deine Bankkassette brauchst du höchstens für vier Tage zu zahlen.« Ich merkte, wie ich mich verkrampfte. Drei Tage bis zum Stichtag. Allmählich begann das an mir zu nagen. »Und wie sieht das Urteil über den Gesundheitszustand unseres Gastes aus?«
»Zosime hält es für einen Anfall von Sumpffieber. Im Sommer ist die Ansteckungsgefahr am größten, aber man kann auch sonst jederzeit Sumpffieber
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