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Mord im Atrium

Mord im Atrium

Titel: Mord im Atrium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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gegeben hatte. Quadrumatus wollte, dass ich einen Traum deutete und ihm sagte, ob es richtig wäre, Stellung zu beziehen.«
    »Quadrumatus Labeo«, teilte ich Petro mit, »ist ein Mann von enormem Reichtum und Macht, anscheinend scharfsinnig, doch er kann nicht mal den kleinen Finger rühren, wenn dieser mit Sternen gesprenkelte Chaldäer ihm nicht sagt, was er tun soll.«
    »Worin bestand das Problem?«, fragte Petro, an Pylaemenes gewandt.
    »Scaeva. Scaeva war immer kränklich. Er wollte für die Saturnalien gesund sein, da eine Menge Veranstaltungen geplant waren. Er und seine Schwester …«
    »Drusilla Gratiana. Frau des Quadrumatus«, klärte ich Petro auf.
    »Sie waren ganz scharf darauf, dass Mastarna eine Operation an Scaevas Rachen vornahm. Mastarna behauptete, er könne Scaevas entzündete Mandeln entfernen und ihn auf diese Weise heilen. Aber Quadrumatus hat selbst einen Arzt, Aedemon, der ihn entschieden davor warnte. Aedemon wollte den Patienten von Verunreinigungen entschlacken, welche die Entzündungen auslösten, wie er sagte. Wie Sie wissen, Falco, wird Drusilla von Cleander behandelt. Er ist ebenfalls ein heftiger Gegner der Chirurgie – das ist der Streitpunkt zwischen ihnen. Aber Drusilla war fest entschlossen, ihren Bruder alles versuchen zu lassen.«
    »Dem jungen Scaeva geht es also schlecht, die Ärzte kabbeln sich, und die Verwandten brüllen sich in höchster Lautstärke an. Dann werden Sie gerufen, um für den geplagten Herrn des Hauses als letzten Ausweg ein oder zwei Träume zu frisieren?« Petro sah ihn scheel an. »Und Sie haben ihm geholfen zu entscheiden, was er denken sollte, nicht wahr?«
    »Quadrumatus untersagte die Operation«, stimmte Pylaemenes kühl zu.
    Jetzt sah ich alles vor mir. »Die anderen hörten nicht auf ihn? Mastarna stachelte Scaeva an; Scaeva und seine Schwester sorgten heimlich für die Durchführung. Und was passierte dann? Fand die Operation am selben Tag statt, an dem Scaeva tot aufgefunden wurde?«
    Pylaemenes nickte. »Er verblutete während der Operation. Mastarna gab später zu, dass es sich um ein bekanntes Risiko handelte.«
    Ich brauchte einen Moment, um die Feinheiten zu kapieren. »Es handelte sich um eine Rachenoperation. Wenn Mastarna nicht der brutalste Chirurg in der Geschichte war oder so benebelt, dass er unter der Decke schwebte, wie konnte ihm da das Messer derart abrutschen, dass er Scaevas gesamten Kopf abhackte?«
    Diesmal zuckte Pylaemenes nur mit den Schultern. »Unglaublich. So sind Ärzte halt.«
    Das erklärte, warum keine Waffe gefunden worden war. Nach dem Debakel hatte Mastarna sie wohl in seiner Arzttasche mitgenommen. Selbst wenn wir jetzt ein blutverschmiertes chirurgisches Instrument fanden, würde das nichts beweisen. Wir konnten nicht feststellen, ob es von Scaeva stammte. Mastarna hatte das Messer hinterher vermutlich sowieso gereinigt. Die meisten Chirurgen sind auf Hygiene bedacht. Na ja, zumindest hoffen ihre Patienten das.
    »Wer hat dann den Kopf abgetrennt?«, sinnierte Petronius. »Und warum wurde der Kopf ins Atriumbecken gelegt?«
    »Zur Vertuschung«, sagte ich bedächtig. »Drusilla wollte ihren Mann nach wie vor nicht wissen lassen, dass seine Befehle missachtet worden waren. Sie organisierten eine rachsüchtige kleine Steigerung, um die verpfuschte Operation zu kaschieren und die Schuld auf eine unschuldige Person zu schieben.« Petro wusste natürlich, wen ich meinte.
    »Eine Panik entstand«, sagte der Chaldäer. »Drusilla war verzweifelt über den Tod ihres Bruder und gab sich selbst die Schuld. Tut das sogar immer noch und verliert darüber schier den Verstand. Ihre Dienstboten rannten aufgescheucht herum und überlegten, was zu tun sei. Sie wussten alle, dass dies mehr war, als Quadrumatus hinnehmen würde. Drusilla selbst fand den Kopf, bevor man sie warnen konnte.«
    »Kennt Quadrumatus inzwischen die Wahrheit?«
    »Er vermutet es. Seine Alpträume weisen darauf hin.«
    »Sie könnten sie für ihn deuten«, schlug Petronius vor. »Dürfte wohl das Beste sein. Der Mann verdient es, alles zu erfahren.«
    »Das Gehirn ist ein empfindliches Organ«, murmelte Pylaemenes. »Er muss es selber herausfinden. Sehr viel gesünder!« Der Drecksack glaubte, wer immer Quadrumatus die Wahrheit dieser widerlichen Angelegenheit mitteilte, könnte am Ende entlassen werden.
    Petronius schaute mich an. Seine Vigilesausbildung machte sich bemerkbar. Er überlegte, wie er es vermeiden konnte, einen Bericht zu schreiben.

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