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Mord im Atrium

Mord im Atrium

Titel: Mord im Atrium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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hören.«
    »Ich dachte, ihr beide übertreibt wie üblich.«
    »Diesmal nicht, Schwesterherz!« Furcht blitzte in ihren Augen auf. Grinsend sah ich zu, wie sie von einer Gruppe bedrängt wurde, die ihren Teller mit Meeresfrüchten verlangten (sie wussten genau, wofür sie sich eingetragen hatten, als die Speisekarte für Vorbestellungen rumgereicht worden war) – wann würden sie denn endlich bedient? Sie hätten schon viermal gefragt … Die Vigiles veranstalteten nur einmal im Jahr ein Fest und waren so wählerisch wie junge Patrizier bei einem teuren Bankett. Sogar noch mehr, weil die Vigiles für ihres bezahlten.
    Wenn einfache Männer, die schwere Arbeit leisten, eine Festivität veranstalten, wollen sie das mit allem Drum und Dran. Ganze Bäume waren an den Dachsparren aufgehängt worden, bis die Decke vor Grünzeug überquoll. Herabgefallene Nadeln pieksten einen bei jedem Schritt durch die Stiefelriemen. Unter dem aromatischen Waldbaldachin hatten sie genügend Lampen und Kerzen aufgestellt, um die Dunkelheit zum Hades zu jagen. Rauch von Öl und Wachs hing bereits schwer in der Luft. Früher oder später würden sie etwas in Brand setzen. Theoretisch besaßen sie genug berufliches Wissen, einen Brand zu löschen, doch das setzte voraus, dass dann noch genügend von ihnen bei Sinnen waren. Die Gesichter waren bereits gerötet, glänzten vor Schweiß von der Hitze und Aufregung. Der Lärmpegel war hoch genug, um Beschwerden von Nachbarn mehrere Straßen entfernt einzubringen, doch wenn die Anwohner gehört hatten, dass dieses Fest geplant war, hatten sie sich vermutlich alle schnellstens zu ihren Tanten in den Sabiner Bergen verdrückt.
    Auf einer Seite des Raums diente ein langer Tisch als Tresen. Dadurch sollte Apollonius geschützt werden, der dahinter eingepfercht stand und mit gelassenem Gesicht einen Becher Primitivum nach dem anderen aus einer gewaltigen Reihe von Amphoren eingoss. Die größten Schluckspechte der Kohorte standen drei Reihen tief vor dem Tisch, wo sie am leichtesten an eine Nachfüllung kamen, und gedachten dort die ganze Nacht zu bleiben. Feuerlöschen verleiht Männern ein großes Fassungsvermögen; die Vigiles waren darin geübt, sich einen ordentlichen Durst zuzulegen. Sie hatten während der letzten zwölf Monate für die Rechnung an Speisen und Getränken eingezahlt, und Rubella hatte dann die übliche Aufstockung hinzugefügt. Er gab gerne vor, der Beutel mit Sesterzen sei sein persönlicher Beitrag, ein großzügiger Dank an seine loyalen Männer, doch wir wussten alle, dass er es vom Ausrüstungsbudget abzwackte. Trotzdem, er ging das Risiko ein, und falls die Kohorte jemals einer ernsthaften Rechnungsprüfung unterzogen wurde, wäre Rubella derjenige, dem man die Strafe aufbrummen würde … Unwahrscheinlich. In einer Ecke sah ich den Innenrevisor Wein schlürfen, mit einem seligen Ausdruck, der nichts mit der Entdeckung finanzieller Unregelmäßigkeiten zu tun hatte. Er sah aus, als wäre er unter einem Dornbusch auf einen Topf mit Goldmünzen gestoßen und dächte nicht daran, den Schatz an den Besitzer zurückzugeben.
    Eine ganze Reihe von Vigiles hatte sich verkleidet. Sie mussten die Kostüme von einer drittklassigen Theatertruppe geliehen haben, einer, die ihr Publikum auf intellektuelle Weise anzog – berüchtigt für barbusige Schauspielerinnen. Die Feuerwehrmänner waren stämmige Ex-Sklaven mit Armen so dick wie Ankertaue und Kinnstoppeln, auf die ein Bär stolz wäre. Drapiert in hauchdünnes Türkis und Safrangelb, war das Ergebnis unsäglich. Einige gingen in ihrer weiblichen Verkleidung so rückhaltlos auf, dass es unheimlich war. Andere waren zurückhaltender und hatten sich nur Kränze auf ihre fettigen Köpfe gesetzt oder sich mit mottenzerfressenen Fellstreifen behängt. Drei waren so gut wie nackt und hatten den ganzen Nachmittag damit verbracht, sich gegenseitig mit blauen Mustern zu bemalen, um wie Kelten mit Färberwaidtätowierungen auszusehen – immer eine beliebte Manie in Rom. Einer hatte Mistelzweige im Haar, während ein zweiter sich einen Torques gemacht hatte, doch das »Gold« war geschmolzen und lief ihm über die wirbelnden Muster auf seiner Brust, zwischen die krausen schwarzen Haare, vermischt mit Schweiß. Rubella, sah ich, wurde von einem Mann bedient, der sich als fünf Fuß große Karotte verkleidet hatte. Sein Freund war als Rübe gekommen, hatte sich jedoch weniger Mühe gegeben und sah nicht so gut aus.
    Einige neue Rekruten,

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