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Mord im Bergwald

Mord im Bergwald

Titel: Mord im Bergwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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vor ihr Auto gebracht. Es war ein Abführen, kein Begleiten.
    Als die beiden sich umgedreht hatten, musste Irmi die frische Luft richtiggehend einsaugen. Ihre Lungen lechzten nach Sauerstoff. Aber da war nichts einzuatmen. Es war heiß wie gestern, eher noch stickiger.
    »Das darf ja wohl nicht wahr sein!«, rief Kathi.
    »Ist es aber. Wir haben hier keine Chance. Die mauern! Hier herrscht Militärrecht. Wir müssten weiß Gott wen in Gang setzen, um an Informationen zu kommen.«
    »Aber da stimmt doch was nicht. Der Oberst da, der weiß doch was. Der hat das Zeug doch erkannt!«
    »Das kam mir auch so vor, aber er ist ein besserer Schachspieler als wir. Der opfert höchstens ein paar Bauern, vielleicht sein Pferd. Aber schachmatt setzen wir den nie.«
    »Also müssen wir dranbleiben«, sagte Kathi.
    »Aber nicht über den offiziellen Weg. Wir müssen Fichtl sprechen. So schnell wie möglich. Bevor die Kaserne das tut.«
    »Glaubst du, der Bataillonschef wusste davon? Das wäre ja ein Ding! Diebstahl in höchster Instanz? Der Typ verdient doch sicher ein Schweinegeld!«
    »Nein, das nehme ich nicht an. Ich habe auch bewusst nichts vom Lager im Stadel gesagt. Momentan geht es nur um die Jacke von Peter Fichtl. Das reicht aber schon. Oberst Grau ist soeben aufgegangen, dass in seiner Kaserne Dinge passieren, die besser nicht passieren sollten. Nur wird der nichts nach außen dringen lassen. Er wird versuchen, jeden Skandal zu vermeiden, und sich erst mal schlau machen. Da wird hinter den Kulissen, glaub ich, in wenigen Minuten der Punk abgehen.«
    »Und dann wird der sich Fichtl krallen!« Kathi stampfte mit dem Fuß auf. »Die werden den briefen, was er sagen darf. Dann haben wir doch in jedem Fall verloren.«
    »Ja, und darum sollten wir ihn vorher erwischen.«
    »Auf der Übung?«
    »Ja, warum nicht? Aber vorher stellen wir das Zeug aus dem Stadel sicher«, sagte Irmi.
    »Dürfen wir das einfach so?«, fragte Kathi.
    »Wer viel fragt, geht viel irr.« Irmi lächelte. »Gefahr in Verzug, was weiß denn ich? Auf jeden Fall kommen wir mit dieser einen Jacke nicht weiter. Mit dem restlichen Zeug können wir zumindest beweisen, dass da eine größere Sache am Laufen ist. Dieser steinerne Grau ist doch nicht auf der Brennsupp'n dahergeschwommen. Der schickt den Fichtls die Militärpolizei auf den Hof, und die finden das Zeug bestimmt. Wir haben einen knappen Zeitvorsprung, und den nutzen wir.«
    Der Stadel war unverändert. Sie luden alles ein, was sie in der Kammer finden konnten. Am Ende breitete Irmi eine alte Decke über die heiße Ware.
    »So, und nun schauen wir noch mal beim Hof vorbei.« Irmi wusste zwar nicht, was das bringen sollte, aber irgendetwas zog sie zurück zum Anwesen.
    Am Hof war noch immer Totenstille. Die Fichtls würden zwar sicher gegen fünf zurück sein, jemand musste schließlich in den Stall gehen. Sie beratschlagten gerade, ob sie warten sollten, als der Nachbar wiederauftauchte.
    »Ham S' eam gestern g'funden?«
    »Nein, er hat Dienst in der Kaserne.«
    »Ach so, dann is er do hingefahren. Ja, i hob denkt, wegen dem Schaber könnt er am Stadl sein.« Er machte eine Pause und rieb sich die rote Nase, die etwas von einem Blumenkohlröschen hatte. »Mei, de Buam, ma hot de Buam eh immer verwechselt. Und jetzt is bloß no oaner do. Wo doch so a Zwilling ohne den andern ...« Er brach ab.
    Irmi nickte verständnisvoll. »Ja, eine rechte Tragödie. Haben sich die Burschen denn immer so gut verstanden, wie man das von Zwillingen so hört? Gab's da nie mal Streit?«
    »Na, de san immer zammg'hängt.«
    »Herr ...?« Irmi sah ihn aufmerksam an.
    »Neuner.«
    »Herr Neuner, ich hab ja gehört, der Pius wollt verkaufen oder sich verändern oder so was: War da der Peter einverstanden? Sie kennen sich doch aus?« Irmi gab sich einen verschwörerischen Ton.
    »Wissen S' wos? Der Pius wollt Bisons züchten! Hot mer die Afra g'sogt. Der Peter hot's ned guat g'fundn. Der Bartl hot querg'schossn und g'sogt: So an Indianerviech kimmt mir ned auf mein Hof.«
    »Und die Afra?«
    »Mei, a Mutter hält doch allweil zu ihrem Kind.«
    Meistens jedenfalls, dachte Irmi. Wenn man von Fällen absah, in denen Mütter ihre Kinder verstießen. Weil ein neuer Mann aufgetaucht war, der mit dem Balg nichts anfangen konnte. Die einen Fünfzehnjährigen grün und blau geschlagen auf die Straße setzten, weil der neue Mann keine Widerworte duldete, keine Fußbälle, keine Musik aus Kinderzimmern. So etwas war in ihrer

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