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Mord im Dirnenhaus

Mord im Dirnenhaus

Titel: Mord im Dirnenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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schwangere Frau sitzengelassen? Dann soll ihn …»
    «Nein, Vater!» Verzweifelt schüttelte sie ihn. Ihre Stimme kippte über, sie musste sich mit aller Macht zur Ruhe zwingen. «Neklas ist nur zu Besuch bei seiner kranken Mutter. Und ich bin nicht schwanger.» Der letzte Satz gab ihr einen leichten Stich, den sie jedoch zu ignorieren versuchte.
    In diesem Moment öffnete sich die Tür zum Hinterzimmer und Magda streckte den Kopf in die Apotheke.
    «Was ist denn hier …? O Herrin, Ihr habt ihn gefunden! Gott sei Dank.» Die Magd bekreuzigte sich und kam herein. «Geht es Euch gut, Meister Merten? Soll ich Euch einen Becher Bier bringen?»
    Albert sah die Magd einen Augenblick verblüfft an, dann schüttelte er den Kopf. «Nein danke, Magda. Meine Sieglinde kümmert sich schon um mich, nicht wahr?» Er sah Adelina an, die zögernd nickte.
    «Ich bringe dir etwas. Geh schon mal vor in deine Kammer.»
    Sie sah erleichtert zu, wie ihr Vater zu seiner Schlafkammer ging. Als die Tür hinter ihm zuklappte, stützte sie sich erschöpft auf dem Verkaufstresen ab.
    «Er hat Euch wieder Sieglinde genannt», sagte Magda und trat zu ihr. «Er hält Euch für Eure Mutter, nicht wahr?»
    «Er hatte einen schlimmen Anfall, Magda. Wir dürfen ihn nicht aus den Augen lassen. Ich bringe ihm einen Kräuteraufguss, vielleicht schläft er dann ein wenig. Was macht Vitus?»
    «Er sitzt im Garten und spielt mit seiner Katze. Soll ich das Abendessen zubereiten?»
    «Nein.» Adelina richtete sich auf und löste ihre Haube. «Das mache ich schon. Geh und such Franziska. Sie braucht ja nun nicht mehr nach Vater zu suchen. Und schaut dann gemeinsam, ob ihr Ludowig findet.»
    Als Magda mit einem «Jawohl, sofort, Herrin» zur Tür hinausgeeilt war, warf Adelina mit einem Wutschrei ihre Haube zu Boden. Der Zorn überkam sie wie Hitzewellen. Zorn auf ihren Vater, Zorn auf Neklas, der nicht da war, aber vor allem Zorn auf sich selbst. Sie schaffte das alles nicht! Das Geschäft, die Sorge um ihre Familie, das Alleinsein. Noch vor einem Jahr hätte sie nicht für möglich gehalten, dass ihr das Alleinsein jemals zu schaffen machen würde. Sie brauchte niemanden! Keinen Knecht, keine Magd, keinen Mann.
    Sie starrte auf die zerknitterte Haube am Boden. Langsam ging sie in die Hocke und hob sie auf. Der Stoff fühlte sich klamm an. In ihrer Kehle begann sich ein Kloß zu bilden, der sie würgte. Kraftlos ließ sie sich gegen den Tresen sinken und presste ihr Gesicht in den feuchten Stoff. Natürlich brauchte sie Neklas. Gott, sie vermisste ihn so!

2
    «Habt Ihr etwas herausgefunden?», fragte Georg Reese, als er zwei Tage später noch vor Mittag in die Apotheke kam. Adelina war gerade dabei, kandierte Früchte abzuwiegen und in kleine, mit Wachstuch ausgeschlagene Holzkästchen zu verteilen. Sie bot ihm davon an, und er wählte erfreut eine Kirsche und schob sie sich in den Mund. Verzückt verdrehte er die Augen.
    «Hm, hervorragend!», lobte er. «Vielleicht sollte ich meiner Braut ein Kästchen davon mitbringen. Das wird ihr bestimmt gefallen.»
    «Eurer Braut?» Adelina hob neugierig die Brauen. «Dann wollt Ihr Euch also wieder verheiraten?»
    Reese nickte. «Reinhild, Gott hab sie selig, ist nun schon fast ein Jahr tot. Ich muss an meine Kinder denken. Sie brauchen eine Mutter, vor allem die Mädchen. Glücklicherweise habe ich eine passende und noch dazu außerordentlich liebreizende junge Witwe gefunden. Rosa ist eine Base des erzbischöflichen Sieglers Christian van Erpel. Ihr Gemahl ist vorletzten Winter am Lungenfieber gestorben. Sie ist zwar schon sechsundzwanzig, doch eine gefestigte Person mit einem fröhlichen Gemüt. Sie bringt zwei eigene Söhne mit in die Ehe, die mir sicher tatkräftig im Geschäft helfen werden, bis wir passende Lehrstellen für sie gefunden haben.»
    «Ihr klingt, als wäret Ihr glücklich», stellte Adelina fest. «Das freut mich für Euch.»
    «Glücklich. Ja, das bin ich wahrhaftig.» Reese nickte bekräftigend und lächelte. «Rosa ist eine gute Frau. Die Hochzeit findet am Tag vor Martini statt.»
    «Nun, da müsst Ihr ja nicht mehr lange warten.» Adelina klappte eines der Kästchen zu und reichte es ihm. «Eine Mark Kölner Silber.»
    «Was? Eine Mark? Das ist ja …» Empört starrte er das Kästchen in ihrer Hand an.
    Nun lächelte Adelina. «Ihr wollt doch nicht etwa knauserig sein? Diese kandierten Früchte sind ein wunderbares Geschenk für eine liebreizende Braut. Wartet.» Sie griff unter den Tresen

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