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Mord im Dirnenhaus

Mord im Dirnenhaus

Titel: Mord im Dirnenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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interessant.» Plötzlich wirkte Reese aufgeregt, als sei ihm erst jetzt etwas Wichtiges eingefallen. «Ich muss nun leider aufbrechen und einem Hinweis nachgehen. Ludmilla …», murmelte er vor sich hin. Er hatte die Tür bereits geöffnet, als er sich noch einmal umdrehte. «Bei solchen Frauen kann man niemals sicher sein, wofür sie sich hergeben.»
    Adelina schüttelte heftig den Kopf. «Nicht Ludmilla. Was sie auch tut, sie will damit den Menschen helfen. Sie ist keine Mörderin.»
    «Vielleicht nicht. Aber möglicherweise die Helfershelferin eines Mörders? Ich halte Eure Ansichten in dieser Sache für äußerst naiv. Und noch dazu, da sie sich gänzlich auf Eure Erinnerung begründen. Ihr wisst doch selbst, welche dunklen Abgründe sich hinter einer Samariterseele verbergen können.» Damit spielte er auf die Geschehnisse vom vergangenen Winter im Beginenhospital an. «Doch nun müsst Ihr mich entschuldigen. Vielen Dank für Eure Mühe. Möglicherweise wird sich schon in Kürze alles aufgeklärt haben. Gehabt Euch wohl.»
    Adelina sah ihm durch das Fenster nach. Offenbar hatte der Name Ludmilla ihn auf eine Spur gebracht. Sie strich sich voll Unbehagen über die Stirn. Ob die alte Weise Frau vielleicht doch in die Sache verwickelt war?
    Doch als die Glöckchen an der Tür einen neuenKunden ankündigten, schob sie alle Gedanken an Mord und Giftpflanzen beiseite und setzte ein freundliches Lächeln auf. Sollte der Rat sich um alles Weitere kümmern.
    ***
    «War das vorhin Frau Entgen bei Euch in der Apotheke?», fragte Franziska wenig später, als sie Adelina auf dem Weg zum Schneider begleitete. Ihnen voraus lief Vitus, der wie ein kleines Kind über den Rinnstein hüpfte und dabei unmelodisch sang. Adelina hatte ihm saubere Kleidung angezogen und sein schwarzes Haar ordentlich gekämmt, sodass er äußerlich ein schmucker Junge mit ansprechenden, wenn auch etwas verzerrten Gesichtszügen war. Dennoch blickten ihm die Leute nach, schnalzten vernehmlich und die Gassenjungen zeigten mit dem Finger auf ihn.
    Adelina nickte auf die Frage ihrer jungen Magd. «Der Tod ihres Bruders hat sie schwer getroffen. Van Kneyart hat sie nach dem frühen Tod ihres Gemahls bei sich aufgenommen, und sie besorgt jetzt schon seit fünfzehn Jahren seinen Haushalt. Glücklicherweise scheint es ein Testament zu geben, wonach sie in seinem Haus lebenslanges Wohnrecht und Anspruch auf eine Leibrente hat. Wer weiß, ob sie andernfalls von irgendwelchen Verwandten aufgenommen worden wäre.»
    «Bestimmt hätte sie es schwer gehabt», pflichtete Franziska ihr bei. «Ich sah sie, als sie hinausging. Sie wirkte blass und krank.»
    «Sie kann nicht richtig schlafen, seit das mit ihrem Bruder geschehen ist. Ich habe ihr eine Arznei verkauft, die hauptsächlich Baldrian enthält. Die arme Frau.»Adelina dachte voller Mitgefühl an die Schwester des Ratsherrn.
    «Sonst kam sie zuweilen und hat Euer Konfekt gekauft, nicht wahr?»
    «Ja, sie, und ab und zu auch ihr Bruder. Sie zumindest war eine recht gute Kundin. Aber ob sie sich das jetzt noch leisten kann, ist fraglich.»
    Franziska schwieg einen Augenblick, dann sagte sie: «Bestimmt kann sie nicht schlafen, weil ihr Bruder ausgerechnet in diesem Dirnenhaus gestorben ist.»
    «Franziska!» Adelina blieb stehen und sah ihre Magd empört an. Diese hob jedoch nur die Schultern. «Was denn, die Spatzen pfeifen es doch von allen Dächern. So was bleibt nicht lange ein Geheimnis.»
    «Das mag ja sein, aber man muss es nicht auch noch in aller Öffentlichkeit breittreten. Frau Entgen wird mit Sicherheit schon Probleme genug haben.» Adelina blickte ihrer Magd streng in die Augen. Diese zuckte jedoch nur erneut mit den Schultern.
    «Die Leute reden nun mal. Und ich würde bestimmt auch keinen Schlaf mehr finden, wenn mir so was passiert wäre.»
    Adelina setze sich langsam wieder in Bewegung. «Dann sei so gut, und beteilige dich nicht auch noch an dem Klatsch. Wir sollten ihr lieber beistehen, als ihr noch mehr Kummer zu machen.»
    «Mach ich ja gar nicht.»
    ***
    Der Gewandschneider am Heumarkt brauchte die Hilfe von zwei Lehrjungen, um bei Vitus Maß für neue Beinlinge, ein Wams und eine Heuke zu nehmen. DerJunge zappelte herum und wollte viel lieber wieder hinaus, um sich die Pferde anzusehen, die gleich in der Nähe zum Verkauf angeboten wurden.
    Auch Adelina ließ bei sich Maß für ein neues Kleid mit Unterkleid nehmen. Neklas hatte ihr vor seiner Abreise Geld dafür dagelassen, doch bisher

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