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Mord im Dirnenhaus

Mord im Dirnenhaus

Titel: Mord im Dirnenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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Ihr Ludmilla hingebracht?»
    «In die St. Kunibertstorburg. Genauer gesagt in die Weckschnapp. Das ist der einzige Turm, in dem derzeit kein Mannsvolk einsitzt. Ich will nicht das Risiko eingehen, dass der Alten oder den anderen Weibern etwas geschieht, bevor wir die Vorgänge in dem Dirnenhaus vollständig aufgeklärt haben.»
    «Aber weshalb habt Ihr sie dann heute über den Alter Markt fahren lassen? Das ist doch ein Umweg?», wunderte sie sich.
    Reese hob die Schultern. «Dafür bin ich nicht verantwortlich. Der Weg, den man normalerweise nimmt, war heute durch die erzbischöflichen Gesandten und ihren Tross versperrt.»
    «Der Erzbischof ist schon in der Stadt?», wunderte sich Adelina, doch Reese schüttelte den Kopf.
    «Nur die Gesandten und ein großer Trupp Soldaten. Seine Eminenz will den Stadtrat wohl daran gemahnen, dass er offiziell noch immer die Oberbefehlsgewalt über Köln hat.»
    «Die arme Ludmilla», murmelte Adelina und senkte den Kopf. Sie stellte sich die alte Frau in einer winzigen finsteren Zelle vor und fühlte sich sehr elend dabei.
    Reese schnaubte jedoch nur abfällig. «Hört auf, Euch wegen so einer zu grämen. Sie hat vielleicht Eurem Bruder das Leben gerettet, doch das ist lange her. Und Ihr müsst zugeben, dass Ihr rein gar nichts über sie wisst. Wie solltet Ihr auch? Ihr wart ja noch ein Kind, als Euer Bruder zur Welt kam. Ich sage Euch, dem Weib ist alles zuzutrauen. Ich habe mich über sie erkundigt. Möglicherweise verwendet sie sogar schwarze Magie.»
    «Schwarze Magie? Das ist ja lächerlich. Ich gehe jetzt.» Mit bösem Gesicht verließ Adelina die Stube, kehrte jedoch noch einmal um und streckte den Kopf zur Tür hinein. «Ist es erlaubt, Ludmilla im Turm zu besuchen?»
    «Nein.» Reese sah sie streng an. «Nicht, bevor die Befragung durchgeführt wurde. Und wenn ich Euch einen Rat geben darf: Haltet Euch auch danach von ihr fern.»
    «Wann ist die Befragung beendet?», hakte Adelina nach.
    «In zwei, drei Tagen. Hört auf mich, Frau Adelina, lasst die Sache ruhen. Ihr habt mit der Alten nichts zu schaffen.»
    «Ich werde sie übermorgen besuchen.» Stur presste Adelina die Lippen zusammen und verließ endgültig das Haus. Ludowig half ihr, auf den Kutschbock zu klettern.
    Sie kamen vor der Apotheke an, als die Stadtwache gerade begann, ihre erste Runde zu drehen.

3
    «Störe ich?»
    Adelina hob den Kopf und drehte sich zu ihrem Vater um, der die Apotheke durch die hintere Tür betreten hatte. Sie legte den Stößel beiseite, mit dem sie gerade noch Beinwellblätter in ihrem Mörser zerrieben hatte. «Nein, Vater, du störst mich nicht. Gibt es etwas?»
    «Ich dachte, ich helfe dir ein wenig, wenn du nichts dagegen hast.» Er lächelte schief. «Oft komme ich ja nicht mehr dazu.»
    «Das ist doch nicht schlimm», begann sie, hielt jedoch sogleich inne, um ihn nicht aufzuregen.
    Albert sah sich in der Apotheke um. Die akkurat aufgereihten Dosen, Kästchen und Phiolen im Regal hinter dem Verkaufstresen betrachtete er besonders lange. «Du führst das Geschäft sehr gut. Das wollte ich dir schon lange sagen, Kind.» Er legte ihr eine Hand auf die Schulter. «So ordentlich war es bei mir nie. Du hast ein Händchen dafür. Genau wie deine Mutter. Du bist genau wie sie.» Er ließ die Hand sinken und fuhr sich mit der anderen durch den Bart. «Ich … also, kann ich dir bei irgendetwas hier helfen?»
    «Aber sicher.» Adelina lächelte, obwohl ihr das Herz wehtat. Sie freute sich, dass es Albert heute so gutging, doch wusste sie auch, dass es nicht von langer Dauer sein würde. Die wenigen lichten Momente, in denen er wie früher war, waren wie kleine Überraschungsgeschenke. Doch im Grunde hatte sie ihren Vater bereits verloren.
    Adelina holte den Korb mit den frisch gesammelten Wiesenkräutern heran, die Eva früh am Morgen gebracht hatte, und legte ein Knäuel Bindfaden auf die Theke. «Würdest du bitte die Kräuter zusammenbinden und zum Trocknen aufhängen?» Sie wusste, dass dies eine Arbeit war, bei der ihr Vater nichts falsch machen konnte, falls sich seine Sinne plötzlich wieder vernebelten.
    Er grinste spitzbübisch und nahm das Fadenknäuel zur Hand. «Früher hast du die Kräuter immer gebunden, weißt du noch? Du hast ständig hier in der Apotheke herumgelungert, bis du so alt warst, dass ich dich richtig in die Lehre nehmen konnte.» Er begann, die Kräuter auf dem Tresen auszubreiten und zu sortieren. Adelina sah ihm einen Augenblick lang dabei zu, dann widmete

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