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Mord im Dirnenhaus

Mord im Dirnenhaus

Titel: Mord im Dirnenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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Mädchen mit hierher zu bringen? Doch ganz gleich, was es war, sie würde sich der Kleinen annehmen.
    Als Teller und Becher geleert waren, gab sie Ludowig und den beiden Mägden noch letzte Anweisungen. Magda brachte Vitus in seine Kammer, und Franziska eilte die Stiegen zur Dachkammer hinauf, um dort für Griet das Bett aufzuschlagen.
    «Wo hast du denn dein Gepäck, Griet?» Adelina stand nun ebenfalls auf und räumte den Tisch ab. Griet sah unsicher zu ihrem Vater hin, beeilte sich jedoch, die Becher zusammenzuräumen und hinter Adelina her zum Spülstein zu tragen.
    «Das Gepäck müsste oben auf dem Treppenabsatz stehen», antwortete Neklas an ihrer Stelle. «Ich werde es gleich in die Dachkammer bringen.» Er sprang auf und eilte aus der Küche. Adelina sah ihm belustigt hinterher. Anscheinend war ihm die ganze Sache noch unangenehmer, als sie gedacht hatte. Als Griet nun auch noch einen Lappen nahm und die Tischplatte säuberte, lächelte Adelina ihr herzlich zu. «Danke, Griet. Aber nun würde ich vorschlagen, dass du zu Bett gehst. Es ist schon sehr spät, und nach der langen Reise musst du ja völlig erschöpft sein. Komm, ich zeige dir deine Kammer. Sie ist ganz oben unter dem Dach, und du hast sie ganz für dich allein.»
    Adelina brachte Griet die enge, knarrende Stiege hinauf. Dabei fiel ihr siedendheiß ein, dass sie die Dachkammer ja eigentlich für das neue Lehrmädchen vorgesehen hatte. Sie biss sich auf die Lippen. Nunhatte sie Meister Leuer bereits zugesagt. Woher hätte sie auch wissen sollen, dass sie nicht nur eines, sondern gleich zwei Mädchen unterbringen musste? Und was wohl Neklas unter diesen Umständen zu dem neuen Lehrling sagen würde? Seufzend ließ Adelina ihre leicht verspannten Schultern kreisen. Dieses Problem musste wohl oder übel erst einmal warten. Franziska hatte bereits das Bett in der winzigen Dachkammer neu überzogen und kam nun mit der alten Überdecke herab. Neklas stellte gerade die Truhe, die wohl Griets Gepäck enthielt, vor dem Bett ab. Mit Adelina und Griet war die Kammer nun restlos überfüllt. Neben dem Bett, das unter dem kleinen Dachfenster stand, gab es noch eine Lade und ein winziges Schreibpult mit Stuhl. Neklas hatte im vergangenen Jahr eine Zeitlang hier oben als Untermieter gewohnt. Anscheinend dachte er gerade ebenfalls daran, denn als er ihr lächelnd zublinzelte, war in seine Augen endlich wieder das vertraute fröhliche Blitzen zurückgekehrt.
    Dennoch scheuchte Adelina ihn nun hinaus und half dann Griet aus ihrem Kleid. «Deine Truhe können wir morgen noch auspacken. Nun schlaf dich erst mal schön aus.» Adelina beobachtete, wie die Kleine unter die Decken kroch, und ihr entging auch nicht, dass Griet, bevor sie die Decke bis zur Nasenspitze hochzog, vorsichtig, beinahe ehrfürchtig über das glatte Leinen der Daunendecke strich.
    Prüfend sah sich Adelina noch einmal in der Kammer um und registrierte dabei, dass Franziska sogar noch den Krug neben der Waschschüssel mit frischem Wasser gefüllt hatte. Mit der Fußspitze schob sie den Nachttopf unters Bett und nickte Griet noch einmal zu. «Schlaf gut.» Die schwarzen Augen der Kleinen blinzeltennoch einmal, dann klappten die Lider herab, und Augenblicke später war das Mädchen bereits eingeschlafen.
    Als Adelina in die Küche zurückkehrte, hatte Neklas ihr noch einmal Bier eingeschenkt. Er saß am Tisch und drehte, ganz in Gedanken versunken, seinen Becher in den Händen. Nachdem sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, stellte er ihn rasch beiseite. Adelina ließ sich ihm gegenüber nieder und sah ihn lange schweigend an. Dann schüttelte sie leicht den Kopf. «Warum hast du nie über Griet gesprochen?»
    «Ich weiß nicht.» Neklas fuhr sich durch die krausen Locken, die daraufhin in alle Richtungen abstanden. «Sie war so weit weg, und … sie ging mich nichts an.»
    «Sie ging dich nichts an? Deine eigene Tochter?» Empört hob Adelina die Brauen, doch Neklas wehrte rasch mit der Hand ab.
    «Hör mir zu. Sie ging mich tatsächlich nichts an. Isabell, ihre Mutter, war ein junges Mädchen aus guten Kreisen. Ich war ebenfalls noch sehr jung, hatte gerade das Studium Generale abgeschlossen und war nur zu Besuch in Kortrijk, bevor ich nach Salerno gehen wollte, um dort das Medizinstudium aufzunehmen.» Er blickte in eine unbestimmte Ferne, als sehe er dort die Schatten jener Tage. «Dann traf ich Isabell. Sie, nun ja, sie war zwar aus gutem Hause, aber sie verdingte sich als, als …»
    «Als

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