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Mord im Dirnenhaus

Mord im Dirnenhaus

Titel: Mord im Dirnenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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den Ohren eines Unbedarften sehr merkwürdig. Eingelegte Krähenfüße, Froschaugen, Fledermausflügel», zählte sie auf und ignorierte das erneute, diesmal sowohl überraschte als auch offensichtlich amüsierte Hüsteln ihres Gemahls.
    Van Cramen schauderte denn auch, bemühte sich jedoch deutlich um eine gelassene Miene. «Nun, mit solchen Dingen kann ich tatsächlich nicht dienen.»
    «Das braucht Ihr auch nicht. Was mich interessiert,sind Essenzen von Kräutern und Früchten, die im Volksmund als giftig gelten, die jedoch bei fachkundiger Verwendung und in Verbindung mit anderen Zutaten durchaus heilsame Kräfte entwickeln können. Schlafmohnsaft zum Beispiel.»
    Van Cramen atmete sichtlich auf. «Ach so, das meint Ihr.»
    «Ja, und noch ein paar andere Dinge, die ich hier nur sehr schwer bekommen kann. Eisenhutessenz, Tollkirschensaft, Bilsenkrauttonikum …»
    «Das alles benötigt Ihr? Ich wusste gar nicht, dass man mit Gift auch heilen kann», wunderte sich der Händler und schauderte erneut.
    «Ach, wisst Ihr, in kleinsten Mengen und in der richtigen Mischung können diese Dinge sehr heilsam sein. Nur, Ihr versteht, es ist nicht einfach, an sie heranzukommen.»
    Van Cramen nickte ein wenig zerstreut. «Das kann ich mir vorstellen.»
    «Und es soll auch nicht an die große Glocke gehängt werden», fuhr Adelina fort.
    Er nickte. «Selbstverständlich nicht.»
    «Wisst Ihr jemanden?»
    Wieder kratzte er sich an der Stirn. «Ich werde mich gerne für Euch umhören, Meisterin Burka. Es gibt da einen Mann, der möglicherweise … Soll ich Euch Nachricht in die Apotheke schicken?»
    «Das wäre außerordentlich freundlich von Euch», flötete Adelina und fing sich einen unauffälligen Rempler von Neklas ein. «Vielen Dank, dass Ihr Euch die Mühe machen möchtet. Nun müssen wir aber weiter. Mein Herr Gemahl hat noch wichtige Patientenbesuche zu machen.»
    Sie verabschiedeten sich, doch bevor der Händler wieder loseilte, legte Adelina ihm die Hand auf den Arm. «Ach ja, wenn ich es recht bedenke, fragt bitte, ob Euer Mann auch gemahlene Haifischzähne hat. Ein außergewöhnliches Heilmittel», setzte sie noch hinzu.
    Van Cramen nickte. «Wie Ihr wünscht …» Damit drehte er sich um und verschwand zwischen den Hafenarbeitern.
    «Bist du jetzt vollkommen übergeschnappt?» Neklas schüttelte den Kopf. «Was, wenn er das jetzt herumträgt?»
    «Das wird er nicht. Ich kenne ihn. Und vielleicht finden wir so den Mann, der unserem Täter das Gift verkauft hat.»
    «Wenn es so war.»
    «Wenn nicht, wird mich van Cramen für ein merkwürdiges, verschrobenes Weib halten. Was soll’s?»
    Wieder schüttelte Neklas den Kopf. «Merkwürdig und verschroben warst du schon immer. Gemahlene Haifischzähne!»
    ***
    Während Adelina den restlichen Tag in der Apotheke verbrachte, konnte sie nicht umhin, die neugierigen und unverhohlenen Blicke ihrer Kunden wahrzunehmen. Nicht wenige davon galten ihren beiden Lehrmädchen, sodass ihr der Verdacht kam, dass sich auch hier die ersten Gerüchte breitmachten. Sie verfluchte innerlich ihren Konkurrenten, Meister Winkler, dem sie das Getuschel über die zwei Mädchen zu verdanken glaubte.
    Dabei verhielten sich sowohl Mira als auch Griet sehrruhig und unauffällig, nachdem sie beiden eingeschärft hatte, dass sie ansonsten zum Fußbödenschrubben abkommandiert würden. Sie konnte sich im Augenblick keinen weiteren Aufruhr oder Skandal leisten.
    Vor allem bei Mira hatte die Androhung von Wischwasser und Putzlumpen offenbar einen bleibenden Eindruck hinterlassen, denn sie schaffte es sogar für einige Zeit, ihr gelangweiltes Gesicht in ein interessiertes zu verwandeln und ihre zur Schau gestellte Besserwisserei im Zaum zu halten. Zwar schien sie noch immer mit dem Schicksal zu hadern, weil sie sich herablassen musste, ein in ihren Augen so niederes Handwerk zu erlernen, doch wurden ihre abendlichen Tiraden über die Unzumutbarkeit ihres Lebens, die sie als Gebete ausgab, weniger. Mittlerweile schallten aus ihrer Kammer zur Schlafenszeit nur noch das eine oder andere Ave Maria und ein, zwei Psalmen in Latein, von denen Adelina argwöhnte, dass Mira sie nur stupid auswendig gelernt hatte, ohne deren Sinn zu verstehen. Wie sonst war zu erklären, dass ein kleines Mädchen vor dem Schlafengehen ausgerechnet die Bußpsalmen herunterleierte?
    Zur Mitte des Nachmittags hin wurde es in der Apotheke etwas ruhiger, und Adelina schickte Griet in das Hinterzimmer, wo sie die alltägliche Aufgabe des

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