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Mord im Dirnenhaus

Mord im Dirnenhaus

Titel: Mord im Dirnenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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und es ist vielleicht nur eine Frage von Tagen, bis meine Apotheke darunter zu leiden beginnt. Und wenn mein Ruf erst einmal zerstört ist …»
    «Ich weiß», schniefte Entgen. «Es ist schrecklich. Ich würde Euch so gern helfen, wenn ich könnte.»
    «Vielleicht könnt Ihr das tatsächlich.»
    Entgens Kopf ruckte hoch, und sie ließ ihre Hand, mit der sie noch immer über ihre Augen tupfte, wieder sinken.
    Adelina blickte durch das Fenster, um sicherzugehen, dass kein weiterer Kunde auf die Apotheke zusteuerte, dann schickte sie Mira hinaus, die bisher zwar gehorsam mit der Knochenwurz hantiert, jedoch offensichtlich auch ihre Ohren gespitzt hatte. Mit langem Gesicht drückte sich das Mädchen hinaus.
    Adelina sah ihr kurz nach, dann erklärte sie: «Der Ratsherr Reese, Ihr kennt ihn ja, fand heraus, dass es offenbar zwischen Eurem Bruder und dem Ritter Hilger Quattermart einen Briefkontakt gab.»
    «Thönnes und Hilger? Niemals!», fuhr Entgen sichtlich erschrocken auf. «Das kann nicht sein. Thönneswar doch einer derjenigen, die Hilgers Onkel damals den Stadtbann auferlegt haben. Und er hat vergangenes Jahr gegen Hilger gekämpft. Weshalb sollte er mit ihm in Kontakt stehen?»
    «Das haben wir uns auch gefragt. Aber es wurden Dokumente mit dem Siegel Eures Bruders abgefangen, die für Hilger Quattermart bestimmt waren.»
    «Unmöglich. Das kann nicht sein.»
    «Es tut mir leid.» Adelina suchte nach Worten. «Wir halten das Ganze auch für sehr abwegig. Doch wenn nicht Euer Bruder die Briefe gesiegelt hat, wer dann? Wer hat sonst noch Zugriff auf Euer Haussiegel?»
    Entgen wurde blass. «Dann glaubt Ihr, jemand anderes aus meiner Familie …?»
    «Wenn es so war, und Euer Bruder ist dahintergekommen, dass jemand seinen guten Namen für einen Verrat benutzt …»
    «Nein!», unterbrach Entgen mit zitternder Stimme. «Nein, nein, nein. In unserer Familie gibt es keine Verräter. Es muss eine andere Erklärung geben.»
    «Nun ja, möglich ist alles», wiegelte Adelina ab, um zu verhindern, dass Entgen sich noch mehr aufregte. «Ich hielt es jedoch für besser, Euch davon zu berichten.»
    «Ja.» Entgen versuchte ein Lächeln, das aber zu einer gequälten Grimasse missriet. «Aber wie in aller Welt kann ich Euch nun helfen, diese Angelegenheit aufzuklären?»
    «Indem Ihr scharf nachdenkt.» Adelina hatte, während sie sprach, das Konfekt abgewogen und in eine ihrer Schachteln verpackt. Nun schob sie das kleine Päckchen über den Tresen. Entgen griff danach und schob es unter ihren Umhang. Dann zückte sie ihre Geldbörse und zählte ein paar Münzen ab.
    Adelina nahm das Geld und fuhr fort: «Überlegt bitte genau. Hat Euer Bruder in letzter Zeit über die Vorgänge im Stadtrat gesprochen? Oder über irgendwelche Probleme oder Streitereien?»
    Entgen schüttelte den Kopf. «Ich weiß nicht, nein. Über diese Dinge hat er nie viel … Doch! Er hat sich darüber aufgeregt, dass die Verhandlungen wegen der Anerkennung des Verbundbriefs so lange dauern, weil Erzbischof Friedrich sich in Bonn verkrochen hat. Darüber hat er oft geschimpft in der letzten Zeit. Aber das ist doch ein Zeichen, dass er auf der Seite des Rates stand, nicht wahr?»
    «Es klingt wohl so», bestätigte Adelina. «Aber überlegt weiter. Vielleicht wisst Ihr noch mehr.»
    «Ich, nein … verzeiht mir. Ich bin jetzt ganz durcheinander.» Fahrig zupfte Entgen an ihrer Haube herum. «Ich kann mir das alles einfach nicht vorstellen.»
    «Wie wäre es dann, wenn Ihr jetzt nach Hause geht, und wenn Ihr Euch wieder besser fühlt und Euch doch noch etwas einfällt, kommt Ihr einfach wieder her.» Adelina warf noch einen prüfenden Blick in die Konfektkiste und runzelte die Stirn. Mit den Fingerspitzen fuhr sie über die noch verbliebenen Süßigkeiten.
    «Ja, das ist bestimmt besser», antwortete Entgen. «Ich muss mich ein wenig ausruhen. Aber ich verspreche Euch, wenn ich mich an etwas erinnere, gebe ich Euch gleich Nachricht.»
    Entgen verabschiedete sich und verließ sichtlich geknickt die Apotheke. Adelina klappte den Deckel der Kiste zu, ließ sie jedoch auf dem Tresen stehen. Dann warf sie einen Blick ins Hinterzimmer, wo Griet noch immer eifrig Gewichte polierte. Mira saß bei ihr undrieb ebenfalls, jedoch eher lustlos, mit einem Lappen über eine der Waagschalen.
    «Mira, komm her», forderte Adelina das Mädchen auf. «Ich habe eine Aufgabe für dich.»
    Mira folgte ihr in die Apotheke, und Adelina klappte den Kasten wieder auf. «Schau

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