Mord im Dirnenhaus
Sänfteneben dem Eingang des
Aalen Hechts
? Ist das nicht das Zeichen der van Kneyarts auf dem Wimpel?»
Adelina musste sich recken und auf die Zehenspitzen stellen, da gerade ein Trupp Bewaffneter und gleich dahinter zwei Fuhrwerke der Kaufmannszunft Windeck die Sicht versperrten.
«Möglich», meinte sie schließlich mit einem Achselzucken. «Ich kann den Wimpel von hier aus nicht richtig erkennen. Vielleicht hat Mathys van Kneyart geschäftlich hier zu tun. Es heißt doch, er verkaufe seine Goldschmiedearbeiten auch außerhalb von Köln.»
«Wie geht es seiner Base Entgen?»
Adelina hob erneut die Schultern. «Nicht gut. Sie war erst kürzlich bei mir in der Apotheke. Ich glaube, sie leidet entsetzlich unter dem Tod ihres Bruders. Und offenbar ist sie nun gezwungen, einen auswärtigen Gesellen zu heiraten, damit das Geschäft erhalten bleibt.»
«Wird Mathys sich die Schmiede samt der Kunden nicht lieber selbst unter den Nagel reißen?», wunderte sich Neklas.
«Das dachte ich auch. Aber vielleicht sind die verwandtschaftlichen Bande der van Kneyarts nicht so eng, wie es auf den ersten Blick aussieht. Jedenfalls nicht zwischen den Vettern. Die beiden Geschwister müssen sich hingegen sehr nahe gestanden haben.»
«Wen wundert es?» Neklas blieb erneut stehen, um nach dem Spezereienhändler Ausschau zu halten. «Immerhin hat sie ihm doch viele Jahre den Haushalt geführt. Sicherlich ist sie dadurch auch zu seiner Vertrauten geworden. Und jetzt, da er tot ist, muss sie sich mit der Realität abfinden.»
Adelina sann eine Weile darüber nach. «Sie tut mir leid», befand sie schließlich. «Ihre ganze heile Welt istan nur einem einzigen Tag zusammengebrochen. Und wenn sie jetzt auch noch einen Mann heiraten soll, nur um die Goldschmiede zu erhalten …»
«Es wurde schon aus wesentlich geringeren Gründen geheiratet, Adelina.»
«Ich weiß. Aber macht es das etwa besser?»
Neklas hob in einer Geste die Hände, die signalisierte, dass er darauf keine Antwort wusste. «Mich interessiert vielmehr, ob sie, falls sie tatsächlich seine Vertraute war, vielleicht mehr über seine Aktivitäten im Stadtrat weiß.»
«Glaubst du, sie verheimlicht etwas?»
«Nein, aber vielleicht weiß sie nicht, dass sie etwas weiß.» Er stockte. «Dort drüben, ist das nicht dein Händler?» Er wies quer über den Kai auf einen hageren, grauhaarigen Mann in Reisekluft, der gerade eine Kaufmannskogge über die wackelige Brücke verließ.
Auf Adelinas Winken hin eilte er geschäftig und mit flatterndem Mantel auf sie zu. Unter dem Arm trug er einen großen verschlossenen Holzkasten.
«Ah, Meisterin Burka, schön, Euch zu sehen!», rief er schon von weitem. «Ich habe Euch die besten und erlesensten Waren reserviert. Schaut her!» Er öffnete schwungvoll den Kasten und präsentierte ihr die verschiedenen Tiegel, Beutel und Phiolen. «Ein wunderbares Karmin, reines, unverfälschtes Auripigmentum und hier …» Er pries noch weitere Ingredienzien an, die Adelina allesamt für das Mischen von Malerfarben benötigte. Einige davon waren mit farbigen Bändern versehen, was bedeutete, dass sie, je nach Farbe, mehr oder minder giftig waren.
Während Adelina sich in einen Beutel packen ließ, was sie benötigte, kam ihr eine Idee.
«Herr van Cramen», unterbrach sie den noch immer nicht abreißenden Redefluss, mit dem der Händler seine Waren über den Klee lobte. «Ich möchte Euch gern etwas fragen. Verkauft Ihr noch anderes als die Zutaten für Maler- und Gewandfarben?»
«Derzeit nicht, wohledle Dame.» Er schüttelte bedauernd den Kopf. «Ich habe mich gänzlich darauf spezialisiert. Und die Geschäfte laufen gut …» Er hielt inne, und seine Miene wurde zugleich wachsam und neugierig. Er schien ein weiteres Geschäft zu wittern. «Was benötigt Ihr denn?»
«Ach, wisst Ihr», wich sie ihm aus. «Als Apothekerin benötigt man die seltsamsten Dinge. Ihr könnt Euch gar nicht vorstellen, was für Arzneien ich zuweilen für die gelehrten Herrn Doctores herstellen muss.»
Bei ihren Worten hob Neklas, der bisher eher unbeteiligt danebengestanden hatte, alarmiert den Kopf. Doch auf sein warnendes Räuspern achtete sie nicht. Sie kramte das Geld für den Händler hervor und meinte ganz beiläufig: «Ihr wisst nicht zufällig jemanden, der mir seltene Essenzen verkaufen würde?»
«Seltene Essenzen?», echote van Cramen und kratzte sich an der Stirn.
«Nun ja», Adelina lächelte unschuldig. «So manches, was ich benötige, klingt in
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