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Mord im Dirnenhaus

Mord im Dirnenhaus

Titel: Mord im Dirnenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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den Ring fand? Nie hätte ich gedacht … Was soll ich denn jetzt tun?»
    Adelina gab ihr den Ring zurück. «Ich denke nicht, dass Ihr etwas tun müsst. Es gibt doch wohl keinerlei Verpflichtung dieser Frau gegenüber, oder?»
    «Nein, nicht dass ich wüsste. Ich habe nichts weiter gefunden als diesen Ring.»
    «Seht Ihr. Lasst es auf sich beruhen. Was auch immer er vorhatte, es betrifft Euch nicht.»
    «Aber wenn sie ihn nun vergiftet hat?»
    «Weshalb sollte sie das getan haben?» Adelina schüttelte nachsichtig den Kopf. «Das ist sehr unwahrscheinlich. Und sollte es dennoch so sein, werden es die Schöffen herausfinden. Ihr braucht Euch keine Sorgen zu machen, immerhin sitzt sie schon seit zwei Wochen im Turm.»
    «Natürlich, wie dumm von mir.» Entgen lächelte gequält. «Aber wer war es dann?»
    Nachdenklich faltete Adelina die Hände vor dem Bauch. «Wie ich schon einmal sagte, vermuten wir den Täter in Eurem engsten Familien- oder Bekanntenkreis.Es muss jemanden geben, der das Siegel Eures Bruders benutzt hat. Denn Ihr sagtet selbst, es sei ausgeschlossen, dass er diese Briefe an Hilger Quattermart verfasst hat.»
    «Natürlich ist das ausgeschlossen! Er war kein Verräter!», bestätigte Entgen aufgeregt. «Aber es kann niemand aus der Familie sein. Vielleicht jemand von außerhalb, der das Siegel heimlich gefälscht hat. Das kommt doch häufig vor, nicht wahr, dass Siegel gefälscht werden.»
    «Das wäre eine Möglichkeit», stimmte Adelina ihr zu. «Haltet bitte dennoch Augen und Ohren offen, Frau Entgen. Jeder Hinweis kann wichtig sein.»
    «Das werde ich, das werde ich.» Entgen nickte eifrig und wandte sich dann zum Gehen. «Gebt mir bitte Nachricht, wenn Ihr etwas herausfindet.» Damit verließ sie die Apotheke und ließ Adelina höchst nachdenklich zurück.
    ***
    Der Gestank aus der Abortgrube wurde immer unangenehmer, deshalb wurden die Fenster des Hauses fest verschlossen gehalten und die Ritzen mit Tüchern verstopft.
    Dummerweise ging an diesem Tag nicht das kleinste Lüftchen, und die feuchte Dunstglocke, die über der Stadt hing, hielt alle Gerüche fest.
    Die Goldgräber räumten nicht nur diese eine Grube. Offenbar hatte der Henker diese Arbeit für die gesamte Häuserfront vorgesehen. Also würden die Knechte ihre Karren noch bis tief in die Nacht zwischen Alter Markt und Rheinufer hin und her schieben.
    Aus diesem Grund verzogen sich auch die ausdauerndsten Käufer viel früher als sonst vom Marktplatz. Die ersten Marktbuden wurden schon lange vor dem Schellen der Marktglocke geschlossen und abgebaut.
    Auch Adelina schloss ihre Apotheke wieder und räumte dann ihre Regale auf. Dabei lauschte sie auf die gedämpften Geräusche im Haus: Hin und wieder waren Schritte zu hören sowie Vitus’ Rufen und Lachen. Da Neklas die Tür zum Hinterzimmer nicht ganz geschlossen hatte, vernahm sie auch die leisen Geräusche, die Mira und Griet bei ihrer Arbeit – dem Zerstoßen von Aufgusskräutern im Mörser – machten, und dazwischen immer wieder leises Murmeln und Kichern. Sie lächelte bei sich. Dieses Kichern war Balsam für ihre angeschlagenen Nerven. Offenbar verstanden sich die beiden, trotz des Standesunterschieds, den Mira immer wieder herausstrich, recht gut. Mira war zwar ein aufmüpfiges Ding, doch der um drei Jahre jüngeren Griet gegenüber hatte sie noch nie ein unfreundliches Wort geäußert.
    Von irgendwo, wahrscheinlich aus der Küche, schallte aufgeregtes, freudiges Bellen herüber. Wahrscheinlich spielte Vitus mit Moses und Fine, denn sein wiederholtes Lachen übertönte beinahe noch das Gebell.
    Adelina überlegte gerade, ob dieser Krach die Nachbarn womöglich stören könnte, als ihr einfiel, was sie am Vormittag auf so unerfreuliche Weise hatte erfahren müssen. Neklas hatte das Haus der Familie Keppeler gekauft, ohne ihr etwas zu verraten. Sie nahm an, dass es als Überraschung gedacht war, das hatte er ja angedeutet. Doch warum hatte er daraus ein Geheimnis machen müssen? Nun mussten missgünstige Leute ja erst recht denken, dass der Kauf eine Folge von KeppelersTod war. Und wenn Thomasius dies in der Stadt verbreitete … Sie mochte gar nicht daran denken, welches Gerede damit ausgelöst würde.
    Mit seinen Geheimnistuereien landete er noch im Turm! Sie runzelte verärgert die Stirn. Und wie sollte sie sich dann noch über den in Aussicht gestellten Zugewinn an Platz freuen?
    Platz, den sie, wie sie zugeben musste, inzwischen mehr als gut gebrauchen konnten.
    Vielleicht

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