Mord Im Garten Eden
erledigt hatte, und gingen dann diskret zu ihm hin. Der junge Anwalt reagierte völlig gelassen. Er trug einen schwarzen Anzug, ein weißes Hemd mit eisblauer Krawatte und war in jeder Hinsicht ein Durchschnittsbürger, dessen einziges besonderes Kennzeichen der Leberfleck über dem rechten Auge war. Dieser Naevus war ein dunkler, runder, nicht erhabener Fleck, an den Rändern ausgefranst. Auf den ersten Blick erinnerte er an eine Schusswunde. Nachdem Lombard sich bei seinen Chefs entschuldigt hatte - ein Notfall zu Hause - kam er bereitwillig und ohne den geringsten Protest mit zur Polizeistation.
Als sie den Verhörraum betraten, rechnete Decker damit, dass Lombard nun den Anwalt heraushängen ließe. Aber der Mann saß stoisch auf seinem Stuhl und wartete, bis die Beamten den ersten Schritt taten. Oliver und Marge standen hinter dem einseitigen Spiegel.
Decker fragte: »Sie wissen, warum Sie hier sind?«
»Sagen Sie es mir.«
»Wir untersuchen den Mord an einer Frau namens Solana Perez.«
Lombard nickte. Kurz danach sickerte eine einzelne Träne aus seinem rechten Auge. Er blinzelte sie schnell fort.
»Wie lange waren Sie beide zusammen?«
Ohne im Geringsten zu zögern, antwortete Lombard: »Eine Weile.«
Decker versuchte, seine Überraschung über dieses Eingeständnis zu verbergen. »Geht es bitte etwas genauer?«
Lombard wischte sich über die Augen: »Ich habe sie nicht umgebracht.«
»Danach habe ich Sie nicht gefragt, Matt. Ich fragte Sie, wie lange Sie beide zusammen waren.«
»Zwei, drei Jahre.«
»Eine lange Zeit.«
Lombard antwortete nicht.
»Wussten Sie, dass sie schwanger war?«
Es entstand eine Pause. Dann nickte der Anwalt. »Sie hat es mir gesagt.«
Wiederum hatte er freiwillig ausgesagt. Decker gönnte sich eine Millisekunde, um seine Gedanken zu sammeln. »Solana sagte Ihnen, dass Sie von Ihnen schwanger war?«
»Ja.«
»Wie haben Sie es aufgenommen?«
»Überrascht.«
»Nur überrascht?«
»Es war nicht vorgesehen.«
»Ich kann mir gut vorstellen, dass es nicht vorgesehen war. Schließlich sind Sie verheiratet und Vater von zwei Kindern.«
Lombard sagte nichts, zeigte auch nicht die bei den meisten Verdächtigen üblichen Körperreaktionen. Er schwitzte nicht, wurde nicht rot, machte keine fahrigen Bewegungen, zappelte nicht herum. Als hätte sein Nervensystem abgeschaltet.
Decker sagte: »Wie haben Sie ihren Zustand aufgenommen, nachdem die Überraschung abgeklungen war?«
»Ich war vielleicht etwas nervös... vielleicht aufgeregt.«
»Aufgeregt?«
Lombard zuckte die Achseln.
»Haben Sie es Ihrer Frau erzählt?«
»Nein.«
»Hatten Sie vor, es Ihrer Frau zu erzählen?«
Wieder zuckte Lombard die Achseln. »Ich weiß nicht, was ich vorhatte. Ich dachte lange und ausgiebig darüber nach. Ich war an einem Scheideweg angelangt. Dann hat Solana...« Er sprach nicht weiter. »Ich mag nicht mehr reden. Bin ich verhaftet?«
»Also, der Stand der Dinge ist folgender, Matt, und es sieht nicht sehr gut für Sie aus: Ihre Geliebte ist tot, und Sie wissen - das haben Sie selbst zugegeben -, dass Sie der Vater ihres ungeborenen Kindes sind. Wir haben forensische Beweise, denen zufolge Sie in ihrer Wohnung waren. Wir haben einen Augenzeugen, dem zufolge Sie in dem Haus waren, in dem wir die Leiche fanden.«
Zum ersten Mal reagierte Lombard: »Wo haben Sie die Leiche gefunden?«
»Sie haben sie doch dort abgelegt. Warum sagen Sie es mir nicht?«
»Ich habe sie nirgendwo abgelegt. Ich habe keine Ahnung, wo Sie die Leiche gefunden haben. Alles, was ich weiß, ist, dass Sie mich vielleicht anlügen. Ich weiß natürlich, dass das in Ihren Kreisen durchaus so üblich ist. Und ich weiß, dass es legal ist.«
»Ich lüge nicht.«
Lombard wurde still. Dann sank er auf seinem Stuhl zusammen - ein geschlagener Mann.
Decker sagte: »Matt, Sie sind verheiratet und haben zwei Kinder. Und jetzt war auch noch ein Kind der Liebe unterwegs. Das hätte alle möglichen Probleme mit sich bringen können - an Ihrer Arbeitsstelle, mit Ihrer Frau, in Ihrem Leben. Sie wollten, dass Solana abtreibt. Sie boten ihr an, dafür und auch für alle medizinischen Ausgaben zu zahlen und wollten sogar noch ein bisschen was drauflegen. Aber sie weigerte sich -«
»Ich habe sie nicht umgebracht.«
»Sie haben sie nicht umgebracht?«
»Nein.«
»Sie sind der Vater ihres ungeborenen Kindes, Sie waren am Tatort, Sie waren in dem Haus, in dem die Leiche gefunden wurde, aber Sie haben sie nicht
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