Mord Im Garten Eden
daran.
»Lassen Sie mich bitte für Sie nachsehen«, bat er. »Wenn ein Einbruch stattgefunden hat, würde ich gern verhindern, dass Beweismaterial zerstört wird.«
»Ja, ja! Machen Sie schon!«, schimpfte Meredith.
»Schauen Sie mir bitte genau zu.« Er ging durch die Schublade mit den Pullovern. Sie enthielt nichts als Kleidungsstücke. »Könnte sie das Geld sonst irgendwo verwahrt haben?«
»Sie hat das Geld immer dort gehabt!«, sagte Meredith. »Das war ihr Versteck!«
Edwina ergriff das Wort: »Verdammt, wie oft hab ich ihr gesagt, dass sie es gewinnbringend anlegen soll! Damit es wächst. Mama konnte manchmal so stur sein!«
»Immer!« Meredith heulte nun. »Ich hatte mit dem Geld gerechnet ! Ich wollte damit ein paar Kredite abzahlen!« Sie hielt die Luft an. »Nicht dass Sie glauben, ich wollte, dass sie stirbt, damit ich an das Geld komme!«
Decker nickte, speicherte ihre Worte aber in seinem Hauptspeicher.
»Ich weiß, was du meinst«, sagte Edwina. »Was für eine nutzlose Verschwendung, das ganze Geld zu verlieren.«
»Genau!« Meredith schnäuzte sich. »Genau.«
»Ich werde jetzt die übrigen Schubladen überprüfen«, sagte Decker. »Und Sie sehen mir genau auf die Finger, ja?« Zwanzig Minuten sorgfältigster Suche erwiesen sich als fruchtlos. Er stand auf, lockerte die Schultern und schüttelte den Kopf. »Über wie viel Geld reden wir eigentlich?«
»Zwanzigtausend Dollar«, antwortete Edwina.
Decker verschluckte sich fast: »Zwanzigtausend Dollar ? Bargeld ?«
»Ist es zu glauben?«, knurrte Edwina. »Es ist zum Verrücktwerden! Ich hätte wissen müssen, dass so etwas irgendwann passiert.«
Decker schaute sich um. Das Zimmer war überwuchert von Blumen und Grünpflanzen, von Dutzenden botanischer Zeichnungen und Malereien, mit denen alle Wände vollgepflastert waren. Dagegen war Rinas Fimmel geradezu moderat.
»Erzählen Sie mir etwas über den Gärtner«, bat er. Meredith schluchzte zu sehr, um sprechen zu können. Edwina biss sich auf die Lippen. »Er heißt Lee Kwan und ist ungefähr siebzig Jahre alt. Er ist klein und dünn, Mama kennt ihn seit über zwanzig Jahren. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er sie ausrauben, geschweige denn ihr etwas antun könnte.«
»Und was ist mit dem Anwalt, vom dem Sie sprachen?«, fragte Decker. »Mr. Mortimer. Könnte er einen Schlüssel haben?«
»Möglich wäre es«, sagte Edwina.
»Wie ist der Name seiner Firma?«, wollte Decker wissen.
»Mortimer, Dratsky und Farrington«, sagte Edwina.
Decker schrieb es auf. »Sonst noch jemand, der einen Schlüssel haben könnte? Denken Sie scharf nach!« Nachdem beide Frauen Unwissenheit bekundeten, meinte Decker: »Ich muss mit Mr. Kwan sprechen. Hat vielleicht eine von Ihnen eine Telefonnummer oder eine Adresse?«
Edwina ging ans Fenster und zog den Vorhang zur Seite. »Heute ist Ihr Glückstag, Lieutenant Decker. Gerade eben ist Kwans Lieferwagen vorgefahren.«
Der Grund, weshalb Decker mit ihm sprechen wollte, brachte den Mann anscheinend vollkommen durcheinander. Seine Betroffenheit war aber vielleicht auch auf seine begrenzten Sprachkenntnisse zurückzuführen. Kwans Augen waren feucht. »Schrecklich, schrecklich. Sie war gute Frau.«
Edwina hatte recht: Lee war alt und von schlankem Körperbau, aber er hatte Muskeln und Sehnen.
»Haben Sie einen Schlüssel zu ihrem Haus, Mr. Kwan?«, fragte Decker.
»Ja, ich habe einen Schlüssel. Wollen Sie Schlüssel?« Decker sagte: »Das wäre hilfreich, vielen Dank. Haben Sie jemals versucht, in das Haus von Mrs. Eden zu gelangen?«
»Nein, ich benutze nie. Warum ich soll ihn benutzen?«
»Warum hat Mrs. Eden Ihnen den Schlüssel gegeben?«
»Ich weiß nicht«, antwortete Kwan. »Ich frage nie. Sie gibt mir Schlüssel. Ich nehme Schlüssel. Wollen Sie?« Er fischte ihn aus einem beachtlichen Schlüsselbund heraus und ließ ihn in Deckers offene Handfläche fallen. »Hier ist Schlüssel.«
»Vielen Dank, Sir.« Decker lächelte. »Können Sie mir sagen, wo Sie heute Morgen waren, Mr. Kwan?«
Die Augen des Mannes verengten sich. »Ich arbeite ganzen Vormittag. Drei Häuser: eines in Porter Ranch, zwei in Canoga Park. Warum Sie fragen, wo ich war?«
»Reine Routine. Ich brauche die Adressen der Häuser.«
Der Gärtner starrte ihn an. Dann zuckte er die Achseln und sagte: »Ja, ich Ihnen gebe Adresse. Ich nicht sehen Miss Eden den ganzen Tag heute. Vielleicht ich ihr helfen, wenn ich sie sehe. Jetzt zu spät. Wie sie
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