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Mord Im Kloster

Mord Im Kloster

Titel: Mord Im Kloster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Espen
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versuche ja, einen Grund für die Ermordung des Abtes zu finden. Und den Mörder zu erkennen, der mit einem solchen handfesten Motiv ausgestattet war. Dafür muss ich allen Spuren nachgehen. Was glaubt Ihr – könnten Neid und Missgunst über den wachsenden Reichtum des Klosters sich in einer solchen Untat entladen haben?«
    »Schwer vorstellbar. Die Klöster stellen ja unantastbare Autoritäten dar, die von Gott eingesetzt worden sind. Die alte Ordnung ist unangreifbar. Wer sich dagegen vergeht, zieht alle Qualen der Hölle auf sich. Allerdings…«
    »Ja?«
    »Wenn es ein Ungläubiger getan hat, ein Ketzer? Einer, der mit Satan im Bunde ist?«
    »Er müsste von außerhalb des Klosters gekommen sein.«
    Der Kellermeister wiegte nachdenklich seinen kantigen Kopf. »Wir produzieren inzwischen ja nicht nur für uns, sondern auch für die umliegenden Märkte. Unser Grundbesitz ist immens. Neue Anbaumethoden kommen fast jeden Tag hinzu. Wir setzen statt Ochsen jetzt Pferde für die Feldarbeit ein. Wir bauen neue Windmühlen. Und hier im Süden unseres Landes haben wir heutzutage die Möglichkeit, innerhalb eines halben Tagesmarsches einen Markt oder eine der ständig zunehmenden Messen zu erreichen. Wir verkaufen unsere Produkte überall.«
    »Und das könnte Ärger mit den umliegenden Bauernhöfen bringen. Und Mordlust anstacheln?«
    »Vielleicht. Vor allem deshalb, weil wir gerade unsere bisherige Bewirtschaftungsform umgestellt haben. Wir geben als Großgrundbesitzer nicht mehr Land an Bauern gegen fixe Abgaben und Dienstleistungen. Das bringt uns nicht genug Profit. Nein, wir haben die Bauern von der Verpflichtung des Lehensrechts freigestellt, für uns zu arbeiten. Denn wir produzieren nun selbst für den Markt. Vor allem für die Städte, die ja Märkte auf Dauer sind.«
    »Auf Kosten der Bauern!«
    »Aber warum beharrt Ihr immer darauf? Die Bauern produzieren für sich und für den dörflichen Wochenmarkt. Das ist eine Freiheit, die sie nie hatten, denn sie haben das Land ja nur als Leihgut von den Grundherren. Wir hingegen liefern unsere Waren inzwischen bis auf die Messen von St. Ives, Tunbridge Wells oder Winchester.«
    »Aber Ihr steht doch in Konkurrenz zu den einheimischen Landleuten.«
    »Das könnt Ihr sehen, wie Ihr wollt, Bruder. Im Tempel weiß man doch auch, dass dauerhafte politische Macht auf Besitz gründet, nicht wahr? Ihr seid Fiskal. Ihr wisst es am besten. Wer auf seinem Besitz lediglich ausruht und den Bestand wahren will, der geht in Wirklichkeit Schritt für Schritt zurück. Außerdem ermuntert uns das Königshaus ausdrücklich dazu, sein Regal anzunehmen und die Messen zu beliefern. Man möchte uns am liebsten das Privileg geben, eine eigene Messe zu errichten. Aber das würde neue Konflikte heraufbeschwören – mit den städtischen Gilden und ihren Äldermannen.«
    »Wer hat den Abt ermordet?«
    »Ihr seid hartnäckig. Ich weiß es nicht.«
    »Noch einmal: Könnte es eine Verschwörung der armen Bauern gegen das Kloster als Großgrundbesitzer geben? Eine Enttäuschung über die wachsenden Nachteile der Grundherrschaft, die der Klerus ebenso ausübt wie die normannischen Laienbarone und ihre Familien? Eine Verschwörung, die sich im Kloster einiger Sympathisanten bedient?«
    »Wen meint Ihr?«
    »Die Konversen. Ihr habt sie doch selbst verdächtigt.«
    »Wie gesagt, das alles könnte zutreffen. Die Laien sind unzufrieden und deshalb unberechenbar, das sehen wir ja an diesem unseligen Schuhaufstand.«
    »Ihr glaubt also nicht, dass die Unzufriedenheit von außen in das Kloster hineingetragen wird?«
    »Nun – dahinter müssten dann Aufrührer aus der Umgebung stecken. Wir müssten sie also mit Namen und Wohnsitz kennen. Und ich kann mir keinen Landmann rund um St. Albans vorstellen, der dafür in Frage kommt. Sie sind manchmal quengelig und querschädelig, aber friedliche und glaubensfürchtige Leute.«
    »Gebe Gott, dass Ihr Euch nicht täuscht, Bruder Kellermeister!«
     
     
    Javierre de Bastard ging auf den Mann zu, den er schon seit Stunden im Auge hatte, und er errechnete im Näherkommen, wie viel er ihm zahlen musste.
    Freiwillig würde der Mönch keine Aussage in seinem Sinne machen. Also half er nach.
    Javierre dachte an seinen Gehilfen Robin. Er brauchte ihn. Warum war er noch nicht eingetroffen? Ohne diesen falschen Bruder konnte er die Dinge nicht tun, die jetzt getan werden mussten. Robin Gilmour-Bryson war in seiner Falschheit ein unersetzbarer Charakter. Aber er war

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