Mord im Labor
Bezirk
nicht ein einziges Mal einen netten, einfachen, unkomplizierten Mord geben?
Beispielsweise jemand, der seine Frau haßt, sternhagelbesoffen heimkommt und
sie mit dem sprichwörtlichen stumpfen Gegenstand umbringt? Warum nicht mal ein
Mörder, der überall seine Fingerabdrücke hinterläßt ,
und bei der Vernehmung ein volles Geständnis ablegt?«
»Haben Sie den
Obduktionsbericht von Doc Murphy bekommen?« fragte ich mit großer
Zurückhaltung.
»Die Todeszeit liegt zwischen
drei und vier Uhr morgens. Todesursache in beiden Fällen Messerstiche. Die
Mageninhalte haben nichts Besonderes ergeben, außerdem keine Spuren von Alkohol
oder Drogen. Keiner von beiden hatte vor kurzem Geschlechtsverkehr gehabt.«
»Grandios!« Ich rollte die
Augen zur Decke, ein hübscher Trick. »Und das Kriminallabor?«
»Keine Fingerabdrücke außer denen
der Opfer. Die Messer konnten in jedem Warenhaus nach freier Wahl erworben
werden.«
»Vielleicht sollte Ed die
Kleidungsstücke aus Everards Wohnung abholen«, sagte
ich. »Vielleicht hängen ein paar Haarsträhnen des Mörders in der linken
Achselhöhle der Sportjacke.«
»Meine Spionagemasche gefiel
mir besser«, brummte Lavers . »Da steckt mehr
Phantasie dahinter.«
»Ich möchte gern, daß Sergeant
Stevens ein bißchen in Mrs. O’Haras Vergangenheit
herumgräbt«, sagte ich. »Ihr Mann kam vor zwei Jahren bei einem Autounfall um
und...«
»Stevens ist im Urlaub«,
knurrte Lavers . »Wenn Sie sich jemals ausreichend
lange in diesem Büro aufhielten, um zu erfahren, was dort vorgeht...«
»...würde ich nie dazukommen,
Mordfälle aufzuklären«, beendete ich den Satz.
»Zwei Opfer.« Lavers streifte die Cellophanhülle von einer weiteren dicken Zigarre und zündete sie sorgfältig an. »Haben Sie in
Erwägung gezogen, daß es vielleicht mehr als nur einen Mörder geben könnte?«
»Die CalCon -Killer-Brigade?«
sagte ich respektvoll. »Und ihr Führer ist der Bursche, der mit dem Rücken zur
westlichen Sonne steht und einen schwarzen Fedora und einen schäbigen
Trenchcoat trägt.«
»Wie kann eine einzige Person
zwei Leute zusammen im selben Motelzimmer umbringen?« Lavers stieß eine Wolke beißenden blauen Rauch zur
Decke. »Was sagt man in solchen Fällen? >Würden Sie bitte einen Augenblick
ruhig liegenbleiben, Mrs. O’Hara, während ich dieses
Messer hier in Mr. Everards Rücken stoße?<«
»Wenn sie beide bewußtlos sind, erleichtert das dem Mörder die Arbeit
ungeheuer«, räumte ich ein.
»Keine Quetschungen, keine
Schnittwunden — abgesehen von den großen, die durch die Messer entstanden
sind«, sagte Lavers . »Keine Spuren von Alkohol oder
Drogen.«
»Zurück auf Platz eins«, sagte
ich. »Die > Everardlösung <, die einen so einschneidenden
Einfluß auf das Drogengeschäft haben sollte.«
Lavers schloß langsam die Augen, und
ein Ausdruck unendlichen Leidens erschien auf seinem Gesicht. »Scheren Sie sich
raus, Wheeler«, sagte er mit müder Stimme. »Oder die westliche Sonne ist hinter
dem Horizont versunken, bevor sie sich versehen.«
Im Vorzimmer warf mir Annabelle
Jackson einen forschenden Blick über ihre Schreibmaschine weg zu.
»Sie scheinen noch unversehrt
zu sein.« Ihre Stimme klang enttäuscht.
»Es war ein harter Kampf«,
sagte ich. » Lavers kam bei Beginn von Runde acht aus seiner Ecke und schwang beide Fäuste. Ich
duckte mich unter seinem rechten Haken weg, bekam seine Linke an meine rechte
Schulter und...«
»...sagte: >Es tut mir
schrecklich leid, Sir, es wird nie wieder vorkommen!< Stimmt’s?«
»Stimmt.« Ich sah sie
bewundernd an. »Ich wußte gar nicht, daß Sie Boxkämpfe besuchen?«
»Wir Südstaatlerinnen haben immer was für gute Kämpfe übrig.«
»Ja, das stimmt«, pflichtete
ich begeistert bei. »Ich erinnere mich an den Abend auf meiner Couch, als
Sie...« Annabelle griff nach dem schweren Stahllineal, das sie aus irgendeinem
mir unverständlichen Grund immer in der Nähe liegen hat, wenn ich im Büro bin.
»Raus!« Sie hob das Ding drohend. »Sonst spalte ich Ihnen den Schädel in zwei
Hälften.«
»Was ist das für eine
Ausdrucksweise für eine anständige Südstaatlerin !«
Der Sprechapparat auf ihrem
Schreibtisch gab einen mißtönenden Laut von sich, was
sie vorübergehend ablenkte. Sie drückte auf eine Taste und eine blecherne
Ausgabe von Lavers ’ Stimme sagte: »Wenn Wheeler noch
da ist, sagen Sie ihm, er sei für drei Tage suspendiert. Das bedeutet, daß er
weiterzuarbeiten hat, aber nicht dafür
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