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Mord im Labor

Mord im Labor

Titel: Mord im Labor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Zeitkontrolltabelle für
die letzte Nacht war eingetragen, daß Sie um dreiundzwanzig Uhr zwei gekommen
und um dreiundzwanzig Uhr fünfundzwanzig Uhr gegangen sind.« Er gestattete sich
ein kleines Lachen. »Sehen Sie nicht so überrascht drein, Lieutenant.«
    Ich lachte höflich zurück und
verließ das Büro. Auf eine verquere Weise paßte es
durchaus, daß ein derart aseptisches Gebäude auch einen aseptischen Boss hatte.
Kein Wunder, daß Everard bei seiner Beziehung zu
Ellen Speck auf größte Diskretion gedrungen hatte.
    Ich klopfte an die Tür ihres
Labors, wie das guten Unbefugten zustand, und hörte sie mit ihrer tiefen
Altstimme »Herein« sagen. Es sah so aus, als verfüge sie über eine konservative
Garderobe, die lediglich aus weißen Kitteln bestand, aber ich hatte nichts
dagegen. Nicht mehr, seit ich wußte, daß sich unter diesem keuschen
Kleidungsstück einer der unwahrscheinlichst gewachsenen Körper befand, die zu sehen ich je das Glück gehabt hatte.
    »Sieh da«, sagte sie in sprödem
Ton, »wenn das nicht der berühmte Detektiv Al Wheeler ist. Sind Sie gekommen,
um über diesen gewaltsamen Einbruch zu reden, den ich gestern
nacht gemeldet habe?«
    »Ein lausiger Sinn für Humor«,
sagte ich. »Aber was kann man von einer Chemikerin schon erwarten?«
    »Mir tun alle Knochen weh.« Sie
lächelte. »Aber es ist köstlich.«
    Ich zog den Zettel aus der
Tasche und gab ihn ihr. »Bedeutet das irgend etwas für dich?«
    »Es ist Justins Handschrift«,
sagte sie sofort. »Ich erkenne sie auf der Stelle.«
    »Ausgezeichnet«, sagte ich
geduldig. »Hat es sonst etwas zu bedeuten?«
    Sie runzelte konzentriert die
Stirn. »Es ist natürlich unvollständig. Aber es scheint so, als habe er mit Lysergsäure herumgemantscht — und noch einigem anderem.«
    »Du meinst LSD?«
    Sie zuckte die Schultern. »Wenn
du willst. Aber kombiniert mit etwas anderem, und die Zeichen, die er für
diesen anderen Stoff verwendet hat, ergeben für mich keinerlei Sinn.«
    »Vielleicht wollte er jeden,
der zufällig seine Notizen in die Hand bekam, verwirren?«
    » Wie clever du bist ,
Lieutenant.« Sie
grinste verschmitzt. »Entweder das, oder Justin hat ein Element entdeckt, das
bisher der Menschheit unbekannt war.«
    »Ich habe es Browning gezeigt«,
sagte ich. »Er behauptete, es sei so unvollständig, daß es überhaupt keinen
Sinn ergäbe.«
    »Ich wundere mich, daß er nicht
sofort einen Herzinfarkt bekommen hat!« Sie kicherte plötzlich. »Hast du eine
Ahnung, wie moralisch dieser Mann ist? Und was er sich hier unter unseren
Forschungsarbeiten vorstellt? Wir sollen hier ein wirkungsvolleres Aspirin,
einen Hustensaft oder ein harmloses Beruhigungsmittel entwickeln — solche
Dinge. Du glaubst doch nicht im Ernst, daß Browning, selbst vor sich selbst,
zugeben würde, daß einer seiner Forscher mit LSD herumtändeln könnte.«
    »Kann ich mir denken«, sagte
ich und nahm ihr den Zettel aus der Hand. »Ironie des Schicksals ist wohl der
richtige Ausdruck dafür.«
    »Wofür?« Sie sah mich durch die
schwere Brille mit tiefem Mißtrauen an.
    » Mrs. O’Hara«, sagte ich. »Seine Privatsekretärin, der er vertraute, war eine
Nymphomanin, die sich Männer auf der Straße aufzulesen pflegte, um mit ihnen
für eine Nacht in ein Motelzimmer zu gehen.«
    »Ironie des Schicksals trifft
zu«, pflichtete sie bei. »Du vergißt die beiden Chemiker zu erwähnen, die
ebenfalls körperliche Beziehungen zueinander hatten.«
    »Ja, das habe ich vermutlich
vergessen«, bestätigte ich. »Sonst noch was, Lieutenant?« Ihre Stimme klang
kalt und formell.
    »Im Augenblick nichts. Vielen
Dank für Ihr Entgegenkommen, Miss Speck.«
    »Gern geschehen«, sagte sie
schroff. »Jeder Trottel könnte diese Formel mindestens zum Teil entziffern.«
    »Ich sprach von gestern nacht «, sagte ich. »Wo treffe ich Demarest ?«
    »Sein Labor befindet sich zwei
Türen weiter unten am Korridor, und ich finde nicht, daß deine letzte Bemerkung
von sonderlich gutem Geschmack zeugt, mein Lieutenant.«
    »Weißt du was?« sagte ich.
»Deine Brille beschlägt sich schon wieder!«
    Der Unbefugte klopfte gleich
darauf an Demarests Labortür ,
und letzterer forderte mich mit dröhnender Stimme zum Eintreten auf. Sein Labor
glich dem Ellens, nur hatte er noch ein paar andere kompliziert aussehende
Apparate auf seinem Arbeitstisch stehen. Die Briarpfeife steckte fest zwischen seinen Zähnen, und der ganze Raum stank nach
abgestandenem Tabaksrauch. Er trug einen seiner

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