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Mord im Pfarrhaus

Mord im Pfarrhaus

Titel: Mord im Pfarrhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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sehr freundlich von Ihnen, dass Sie vorbeikommen, Mr Clement», sagte sie, während sie mir die Hand reichte. «Gestern wollte ich mit Ihnen reden. Dann entschied ich mich anders. Das war falsch.»
    «Wie ich Ihnen schon sagte, werde ich gern alles tun, um Ihnen behilflich zu sein.»
    «Ja, das sagten Sie. Und Sie sagten es, als würden Sie es meinen. Sehr wenige Menschen auf dieser Welt, Mr Clement, haben jemals aufrichtig gewünscht, mir zu helfen.»
    «Das kann ich kaum glauben, Mrs Lestrange.»
    «Es stimmt aber. Die meisten Menschen – die meisten Männer jedenfalls sind auf ihren eigenen Vorteil bedacht.» Es klang bitter.
    Ich antwortete nicht, und sie fuhr fort: «Setzen Sie sich doch.»
    Ich gehorchte, und sie nahm mir gegenüber Platz. Sie zögerte einen Moment, dann fing sie sehr langsam und nachdenklich an zu reden, wobei sie jedes Wort beim Sprechen abzuwägen schien.
    «Ich bin in einer sehr seltsamen Lage, Mr Clement, und ich möchte Sie um Ihren Rat bitten. Das heißt, ich möchte Sie bitten mir zu raten, was ich als Nächstes tun soll. Die Vergangenheit ist vergangen und kann nicht ungeschehen gemacht werden. Verstehen Sie?»
    Bevor ich etwas entgegnen konnte, öffnete das Mädchen, das mich hereingelassen hatte, die Tür und sagte ängstlich: «Oh! Bitte, Ma’am, da ist ein Polizeikommissar, und er sagt, er muss mit Ihnen reden, bitte.»
    Eine Pause entstand. Mrs Lestrange verzog keine Miene. Sie schloss nur sehr langsam die Augen und öffnete sie wieder. Ein- oder zweimal schien sie zu schlucken, dann sagte sie mit genau der gleichen klaren, ruhigen Stimme: «Führen Sie ihn herein, Hilda.»
    Ich wollte aufstehen, aber sie hielt mich mit einer herrischen Handbewegung zurück.
    «Wenn es Ihnen nichts ausmacht – ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie bleiben würden.»
    Ich setzte mich wieder.
    «Sicher, wenn Sie es wünschen», murmelte ich, als Slack mit schnellem dienstlichem Schritt eintrat.
    «Guten Tag, Madam», sagte er.
    «Guten Tag, Kommissar.»
    In diesem Augenblick sah er mich und verzog das Gesicht. Kein Zweifel, Slack mag mich nicht.
    «Sie haben nichts gegen die Anwesenheit des Pfarrers, hoffe ich?»
    Slack konnte wohl nicht gut sagen, dass ich ihn störte.
    «Nein», knurrte er. «Obwohl es vielleicht besser wäre…»
    Mrs Lestrange beachtete den Wink nicht. «Was kann ich für Sie tun, Kommissar?»
    «Es geht um Folgendes, Madam. Der Mord an Colonel Protheroe. Ich leite die Untersuchung und stelle Ermittlungen an.»
    Mrs Lestrange nickte.
    «Es ist nur eine Formalität, dass ich jeden frage, wo er gestern Abend zwischen sechs und sieben Uhr war. Reine Formsache, Sie verstehen.»
    «Sie wollen wissen, wo ich gestern Abend zwischen sechs und sieben war?»
    «Wenn Sie so freundlich sein wollen, Madam.»
    «Lassen Sie mich nachdenken.» Sie überlegte einen Moment. «Ich war hier. In diesem Haus.»
    «Oh!» Die Augen des Kommissars funkelten. «Und Ihr Mädchen – Sie haben nur ein Dienstmädchen, glaube ich – kann diese Aussage bestätigen?»
    «Nein, Hilda hatte ihren freien Nachmittag.»
    «Ah ja.»
    «Unglücklicherweise müssen Sie also auf mein Wort vertrauen», sagte Mrs Lestrange freundlich.
    «Sie behaupten im Ernst, dass Sie den ganzen Nachmittag zu Hause waren?»
    «Sie sagten, zwischen sechs und sieben, Kommissar. Früh am Nachmittag machte ich einen Spaziergang. Ich kam vor fünf Uhr zurück.»
    «Und wenn eine Dame – Miss Hartnell zum Beispiel – behaupten würde, dass sie um etwa sechs Uhr hierher kam, läutete, was aber niemand hörte, so dass sie gezwungen war, wieder wegzugehen – dann würden Sie sagen, dass sie sich irrt, wie?»
    «Oh nein.» Mrs Lestrange schüttelte den Kopf.
    «Aber…»
    «Wenn das Mädchen da ist, kann sie sagen, es sei niemand zu Hause. Wenn man allein ist und zufällig keine Besucher sehen will – nun, dann bleibt einem nichts übrig, als sie läuten zu lassen.»
    Kommissar Slack sah leicht verwirrt aus.
    «Altere Frauen langweilen mich entsetzlich», sagte Mrs Lestrange. «Und Miss Hartnell ist besonders langweilig. Sie muss mindestens ein halbes Dutzend Mal geläutet haben, bevor sie wegging.» Sie lächelte Kommissar Slack freundlich an.
    Der Kommissar schwenkte um. «Wenn dann jemand sagen würde, er hätte Sie unterwegs gesehen, dann…»
    «Oh! Aber niemand hat mich gesehen, oder?» Sie erkannte schnell seine schwache Stelle. «Niemand sah mich, weil ich hier war, verstehen Sie?»
    «Gewiss, Madam.»
    Der Kommissar rückte

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