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Mord im Pfarrhaus

Mord im Pfarrhaus

Titel: Mord im Pfarrhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Die Vermittlung wird eine Aufstellung der Anrufe haben.»
    «Oh!» Meine Frau versank in Gedanken.
    «Onkel Len», fragte mein Neffe, «warum warst du heute Morgen so bissig zu mir, als ich im Spaß erzählte, wie du Colonel Protheroe den Tod gewünscht hast?»
    «Alles zu seiner Zeit, Dennis. Kommissar Slack hat keinen Sinn für Humor. Er nahm deine Worte sehr ernst, wird wahrscheinlich Mary ins Kreuzverhör nehmen und einen Haftbefehl für mich beantragen.»
    «Weiß er nicht, wann jemand einen Witz macht?»
    «Nein», sagte ich, «das weiß er nicht. Er hat seine jetzige Position durch harte Arbeit und eifrige Pflichterfüllung erreicht. Da blieb ihm keine Zeit für die kleineren Wohltaten des Lebens.»
    «Magst du ihn, Onkel Len?»
    «Nein. Vom ersten Moment an hatte ich eine intensive Abneigung gegen ihn. Aber ich zweifle nicht daran, dass er in seinem Beruf höchst erfolgreich ist.»
    «Glaubst du, er bekommt heraus, wer den alten Protheroe erschossen hat?»
    «Wenn nicht, dann auf keinen Fall, weil er es nicht versucht hätte», sagte ich.
    Mary kam und verkündete:
    «Mr Hawes will Sie sehen. Ich habe ihn in den Salon gesetzt, und hier ist eine Nachricht. Auf Antwort wird gewartet. Mündlich reicht.»
    Ich riss den Briefumschlag auf und las:
     
    Lieber Mr Clement, ich wäre Ihnen so sehr dankbar, wenn Sie heute Nachmittag so früh wie möglich zu mir kommen könnten. Ich bin in großen Schwierigkeiten und hätte gern Ihren Rat.
    Mit besten Grüßen
    Estelle Lestrange
     
    «Sagen Sie, ich komme in etwa einer halben Stunde», trug ich Mary auf. Dann ging ich in den Salon zu Hawes.

Fünfzehntes Kapitel
     
    H awes’ Aussehen beunruhigte mich sehr. Seine Hände zitterten, und sein Gesicht zuckte nervös. Meiner Meinung nach gehörte er ins Bett, und das sagte ich ihm auch. Er bestand darauf, dass es ihm ausgezeichnet gehe.
    «Ich versichere Ihnen, Sir, ich habe mich nie besser gefühlt. Nie im Leben.»
    Das war so offensichtlich unwahr, dass ich kaum wusste, was ich antworten sollte. Ich habe eine gewisse Bewunderung für einen Menschen, der sich bei einer Krankheit nicht gleich geschlagen gibt, doch Hawes übertrieb bei weitem.
    «Ich bin gekommen, weil ich Ihnen sagen wollte, wie Leid es mir tut – dass so etwas im Pfarrhaus geschehen konnte.»
    «Ja», sagte ich. «es ist nicht sehr erfreulich.»
    «Es ist schrecklich – ganz schrecklich. Anscheinend ist Mr Redding jetzt doch nicht verhaftet worden?»
    «Nein. Das war ein Irrtum. Er machte eine – äh – ziemlich törichte Aussage.»
    «Und die Polizei ist jetzt völlig überzeugt, dass er unschuldig ist?»
    «Absolut.»
    «Wie kommt das, wenn ich fragen darf? Ist es – ich meine, verdächtigen sie jemand anders?»
    Ich hätte nie vermutet, dass sich Hawes so lebhaft für die Einzelheiten eines Mordfalls interessieren würde. Vielleicht weil er im Pfarrhaus geschehen war? Hawes kam mir so eifrig vor wie ein Reporter.
    «Ich weiß nicht, ob Kommissar Slack mich völlig ins Vertrauen zieht. Soviel ich weiß, verdächtigt er niemanden besonders. Gegenwärtig ist er mit Ermittlungen beschäftigt.»
    «Ja. Ja – natürlich. Aber wer kommt für so eine furchtbare Tat in Frage?»
    Ich schüttelte den Kopf.
    «Colonel Protheroe war nicht beliebt, das weiß ich. Aber Mord! Für Mord – müsste man ein sehr starkes Motiv haben.»
    «Das ist anzunehmen», sagte ich.
    «Wer könnte ein solches Motiv haben? Hat die Polizei irgendeine Vorstellung?»
    «Ich kann es nicht sagen.»
    «Er könnte Feinde gehabt haben, wissen Sie. Je mehr ich darüber nachdenke, umso mehr bin ich davon überzeugt, dass ein Mann wie er Feinde hatte. Im Gericht galt er als sehr streng.»
    «Das lässt sich denken.»
    «Wissen Sie nicht mehr, Sir? Gestern Morgen hat er Ihnen erzählt, dass ihn dieser Archer bedrohte.»
    «Richtig, das hat er getan», sagte ich. «Natürlich erinnere ich mich daran. Sie standen in dem Moment ganz in der Nähe.»
    «Ja, ich habe gehört, was er sagte. Das war bei Colonel Protheroe fast unumgänglich. Er hatte so eine laute Stimme, nicht wahr? Ich weiß noch, dass ich von Ihren eigenen Worten beeindruckt war. Dass ihm, wenn seine Stunde gekommen sei, Gerechtigkeit zugemessen werden könne statt Gnade.»
    «Habe ich das gesagt?», fragte ich stirnrunzelnd. In meiner Erinnerung hatten meine eigenen Worte etwas anders geklungen.
    «Sie sagten es sehr eindrucksvoll, Sir. Ich war von Ihren Worten tief berührt. Gerechtigkeit ist eine schreckliche Sache. Und zu

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