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Mord im Pfarrhaus

Mord im Pfarrhaus

Titel: Mord im Pfarrhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Ahnung. Ich gehe nicht täglich herum und mache eine Liste meiner Habseligkeiten.»
    Ich schaute mich in dem kleinen Wohnzimmer um. Jedes Bord, jeder Tisch war mit den verschiedensten Gegenständen bedeckt. Lawrence lebte in einer künstlerischen Unordnung, die mich wahnsinnig gemacht hätte.
    «Manchmal ist es ein bisschen schwierig, Dinge zu finden», er hatte meinen Blick bemerkt. «Andererseits ist alles in Reichweite – nicht weggeräumt.»
    «Sicher, nichts ist weggeräumt. Es wäre vielleicht besser gewesen, Sie hätten Ihre Pistole verstaut.»
    «Wissen Sie, eigentlich habe ich erwartet, dass der Coroner so etwas Ähnliches sagt. Coroner sind solche Esel. Ich habe eine offizielle Rüge erwartet oder wie sie das nennen.»
    «Übrigens, war die Pistole geladen?», fragte ich.
    Lawrence schüttelte den Kopf. «So leichtsinnig bin ich nun auch wieder nicht. Sie war nicht geladen, aber eine Schachtel Patronen lag daneben.»
    «Offenbar waren alle sechs Kammern geladen, und ein Schuss war abgegeben worden.»
    Lawrence nickte. «Und wessen Hand hat abgedrückt? Das ist alles schön und gut, Sir, aber wenn der wirkliche Mörder nicht entdeckt wird, bin ich bis ans Ende meiner Tage verdächtig.»
    «Sagen Sie das nicht, mein Junge.»
    «Aber ich sage es.»
    Er schwieg und schaute düster vor sich hin. Schließlich raffte er sich auf und fuhr fort:
    «Aber lassen Sie mich erzählen, was ich gestern Abend herausbekommen habe. Wirklich, Miss Marple weiß so allerhand.»
    «Sie ist, glaube ich, deshalb ziemlich unbeliebt.»
    Lawrence begann mit seiner Geschichte.
    Er war Miss Marples Rat gefolgt und nach Old Hall gegangen. Dort hatte er, von Anne unterstützt, das Zimmermädchen befragt. Anne hatte einfach gesagt:
    «Mr Redding will Ihnen ein paar Fragen stellen, Rose.»
    Dann war sie aus dem Zimmer gegangen.
    Lawrence war etwas nervös gewesen. Rose, ein hübsches Mädchen um die fünfundzwanzig, schaute ihn unverwandt mit einem klaren Blick an, den er ziemlich verwirrend fand.
    «Es – es geht um Colonel Protheroes Tod.»
    «Ja, Sir.»
    «Es liegt mir sehr viel daran, verstehen Sie, die Wahrheit herauszufinden.»
    «Ja, Sir.»
    «Ich habe das Gefühl, dass vielleicht etwas – dass vielleicht jemand – dass – es einen Vorfall gegeben haben könnte…»
    Hier spürte Lawrence, dass er sich gerade nicht mit Ruhm bedeckte, und verfluchte von Herzen Miss Marple und ihre Vorschläge.
    «Ich frage mich, ob Sie mir helfen könnten?»
    «Ja, Sir?»
    Rose verhielt sich immer noch wie die perfekte Hausangestellte: höflich, hilfsbereit und völlig uninteressiert.
    «Zum Teufel damit», sagte Lawrence, «haben Sie nicht im Dienstbotenzimmer über die Sache geredet?»
    Diese Strategie brachte Rose etwas durcheinander. Ihre perfekte Haltung war erschüttert.
    «Im Dienstbotenzimmer, Sir?»
    «Oder bei der Haushälterin oder in der Bude des Hausknechts oder wo Sie sonst miteinander reden? Irgendeinen Ort muss es doch geben.»
    Rose verriet einen ganz leichten Hang zum Kichern, und Lawrence fühlte sich ermuntert.
    «Hören Sie, Rose, Sie sind ein schrecklich nettes Mädchen. Bestimmt verstehen Sie, wie mir zu Mute ist. Ich will nicht gehenkt werden. Ich habe Ihren Herrn nicht ermordet, aber viele Leute glauben, ich hätte es getan. Können Sie mir nicht irgendwie helfen?»
    Ich kann mir vorstellen, dass Lawrence an dieser Stelle ganz hinreißend aussah. Den hübschen Kopf zurückgeworfen, die blauen irischen Augen flehend. Rose wurde weich und kapitulierte.
    «Oh, Sir! Ich bin sicher – wenn wir irgendwas tun könnten… Niemand von uns glaubt, dass Sie es waren, Sir. Bestimmt nicht.»
    «Ich weiß, mein liebes Kind, aber das hilft mir nichts bei der Polizei.»
    «Die Polizei!» Rose schüttelte heftig den Kopf. «Ich kann Ihnen sagen, Sir, wir halten nicht viel von diesem Kommissar. Slack nennt er sich. Wirklich, die Polizei!»
    «Trotzdem, die Polizei ist sehr mächtig. Rose, Sie sagen, Sie wollen Ihr Möglichstes tun, um mir zu helfen. Ich habe das Gefühl, dass es eine Menge gibt, was wir noch nicht wissen. Da ist zum Beispiel die Dame, die den Colonel am Abend vor seinem Tod besuchte.»
    «Mrs Lestrange?»
    «Ja, Mrs Lestrange. Ich finde, da ist etwas ziemlich Merkwürdiges an diesem Besuch.»
    «Ja, wirklich, das haben wir alle gesagt.»
    «Tatsächlich?»
    «Wie sie da gekommen ist. Und nach dem Colonel gefragt hat. Natürlich hat es viel Gerede gegeben – niemand hier in der Gegend weiß etwas über sie. Und Mrs

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