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Mord im Pfarrhaus

Mord im Pfarrhaus

Titel: Mord im Pfarrhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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schlampiger Hausarbeit zu tadeln. Das sah ihr ganz und gar nicht ähnlich, und das sagte ich auch.
    «Ich verstehe nicht», sagte ich, «was Lettice Protheroe unser Staub angeht.»
    «Gar nichts», antwortete meine Frau. «Deshalb ist es auch so unsinnig. Ich wollte, du würdest selbst mit Mary reden. Sie ist in der Küche.»
    Ich hatte keine Lust, mit Mary über das Thema zu diskutieren, aber Griselda ist sehr energisch und schnell. Jetzt schob sie mich einfach durch die Tür in die Küche, bevor ich mich widersetzen konnte.
    Mary schälte an der Spüle Kartoffeln.
    «Äh – guten Tag», sagte ich nervös.
    Mary schaute auf und schnaubte, gab aber keine Antwort.
    «Mrs Clement sagt mir, dass Sie uns verlassen wollen.»
    Darauf geruhte Mary zu antworten.
    «Es gibt Sachen», sagte sie dunkel, «die ein Mädchen nicht erträgt. Das kann man nicht verlangen.»
    «Wollen Sie mir genau sagen, was Sie so verärgert hat?»
    «In zwei Worten kann ich Ihnen das sagen.» (Hier unterschätzte sie sich erheblich.) «Leute kommen und schnüffeln hier hinter meinem Rücken herum. Stöbern herum. Und was geht es sie an, wie oft das Arbeitszimmer gemacht oder abgestaubt wird? Wenn Sie und die Missis sich nicht beschweren, geht das niemanden was an. Wenn Sie zufrieden sind, dann ist das alles, worauf es ankommt, würd ich sagen.»
    Ich bin noch nie mit Mary zufrieden gewesen. Ich gestehe, dass ich mich nach einem Zimmer sehne, das jeden Morgen gründlich abgestaubt und aufgeräumt wird. Marys Gewohnheit, flüchtig über die auffallenderen Ablagerungen auf der Oberfläche niedriger Tische zu wedeln, ist meiner Ansicht nach völlig unzulänglich. Doch ich sah ein, dass es im Moment nicht angebracht war, Randprobleme zu erörtern.
    «Ich musste zu dieser Untersuchung im Blauen Eber, oder nicht? Und mich vor zwölf Männer hinstellen, ein anständiges Mädchen wie ich. Und wer weiß, welche Fragen einem gestellt werden. Ich will Ihnen mal was sagen. Ich war noch nie zuvor in einer Stellung, wo es einen Mord im Haus gab, und ich will das nie mehr erleben.»
    «Ich hoffe, Sie müssen es nicht mehr», sagte ich. «Nach allen Wahrscheinlichkeitsrechnungen ist das auch nicht anzunehmen.»
    «Ich bin nicht einverstanden mit dem Gesetz. Er war Richter. Hat so manchen armen Kerl ins Gefängnis geschickt, der ein Kaninchen abgeknallt hat – er mit seinen Fasanen und Gott weiß was. Und dann, bevor er noch unter der Erde ist, kommt seine Tochter vorbei und sagt, ich mache meine Arbeit nicht ordentlich.»
    «Soll das heißen, dass Miss Protheroe hier gewesen ist?»
    «Ich traf sie hier, als ich aus dem Blauen Eber kam. Im Arbeitszimmer war sie. Und sagt: ‹Oh! Ich suche meine kleine gelbe Baskenmütze – einen kleinen gelben Hut. Ich habe ihn neulich hier liegen lassen.› Ich sage: ‹Also, ich habe keinen Hut gesehen. Er war nicht da, als ich am Donnerstagmorgen das Zimmer gemacht habe.› Und sie sagt: ‹Oh, aber ich wette, Sie hätten ihn gar nicht gesehen. Es dauert nicht lange, bis Sie ein Zimmer gemacht haben, stimmts?› Und dabei fährt sie mit dem Finger über das Kaminsims und sieht ihn an. Als ob ich an einem solchen Morgen Zeit gehabt hätte, den ganzen Krimskrams wegzunehmen und wieder hinzustellen, wo die Polizei das Zimmer erst am Abend zuvor aufgeschlossen hat. ‹Wenn der Pfarrer und seine Frau zufrieden sind, dann ist das alles, worauf es ankommt, finde ich, Miss›, sage ich. Und sie lacht und geht durch die Glastür hinaus und sagt: ‹Glauben Sie wirklich, dass sie zufrieden sind?›»
    «So war das also», sagte ich.
    «Das war es! Ein Mädchen hat Gefühle! Ich würde mich wirklich zu Tode schinden für Sie und die Missis. Und wenn sie ein neumodisches Gericht ausprobiert haben will, dann bin ich immer dabei.»
    «Davon bin ich überzeugt», sagte ich beruhigend.
    «Aber sie muss etwas gehört haben, sonst hätte sie das nicht gesagt. Und wenn Sie nicht mit mir zufrieden sind, dann gehe ich lieber. Nicht als ob es mir wichtig wäre, was Miss Protheroe sagt. Sie ist nicht beliebt in Old Hall, das kann ich Ihnen sagen. Nie ein Bitte oder Danke, und alles lässt sie herumliegen. Ich gebe nichts auf Miss Lettice Protheroe, auch wenn Mr Dennis noch so begeistert von ihr ist. Aber solche wie sie können immer einen jungen Gentleman um den Finger wickeln.»
    Während der ganzen Unterhaltung hatte Mary so energisch die Keime aus den Kartoffeln gestochen, dass sie wie Hagelkörner durch die Küche geflogen waren. In diesem

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