Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord im Pfarrhaus

Mord im Pfarrhaus

Titel: Mord im Pfarrhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
Taugt nichts.»
    Woraus ich schloss, dass der einzige junge Mann im Dorf von der hübschen Gladys nicht unbeachtet geblieben war.
    «Du meine Güte!», stieß Dr. Stone hervor. «Der Zug!»
    Inzwischen waren wir beim Bahnhof und fingen an zu laufen. Der Zug aus London stand schon da, der nach London fuhr gerade ein.
    Am Fahrkartenschalter stießen wir mit einem elegant gekleideten jungen Mann zusammen, und ich erkannte Miss Marples Neffen, der eben angekommen war. Er ist, glaube ich, ein jünger Mann, der es nicht mag, wenn man mit ihm zusammenstößt. Er bildet sich etwas auf sein sicheres Auftreten und seine distanzierte Gelassenheit ein, und zweifellos ist ein solch vulgärer Kontakt beidem abträglich. Er taumelte zurück. Ich entschuldigte mich hastig, und wir eilten weiter. Dr. Stone stieg in den Zug und ich reichte ihm gerade sein Gepäck hinein, als die Lokomotive mit einem unwilligen Ruck anfuhr.
    Ich winkte ihm nach und wandte mich ab. Raymond West war gegangen, aber unser Apotheker, der sich des Namens Cherubim erfreut, machte sich gerade auf den Weg ins Dorf.
    «Das war knapp», sagte er. «Nun, wie lief die gerichtliche Untersuchung, Mr Clement?»
    Ich sagte ihm das Ergebnis.
    «Aha! So war das also. Ich dachte mir schon, dass es zu diesem Spruch kommen würde. Wohin fährt Dr. Stone?»
    Ich wiederholte, was er mir gesagt hatte.
    «Hat Glück gehabt, dass er den Zug nicht verpasst hat. Obwohl man auf dieser Strecke nie weiß, woran man ist. Ich sage Ihnen, Mr Clement, es ist eine himmelschreiende Schande. Schimpflich nenne ich es. Der Zug, mit dem ich herunterkam, hatte zehn Minuten Verspätung. Und das an einem Samstag ohne nennenswerten Verkehr. Und am Mittwoch – nein, Donnerstag – ja, am Donnerstag war es – ich erinnere mich, dass es der Tag des Mordes war, weil ich einen groben Brief an die Eisenbahndirektion schreiben wollte – und über dem Mord habe ich es dann ganz vergessen – ja, am letzten Donnerstag. Ich war bei einer Tagung der Pharmazeutischen Gesellschaft. Was glauben Sie, wie viel Verspätung der 6.50 hatte? Eine halbe Stunde! Genau eine halbe Stunde. Wie finden Sie das? Zehn Minuten machen mir nichts aus. Aber wenn der Zug nicht vor zwanzig nach sieben ankommt, nun, dann ist man vor halb acht nicht zu Hause. Ich frage Sie, warum redet man da vom 6.50?»
    «Ganz richtig», sagte ich, und da ich dem Monolog entkommen wollte, verabschiedete ich mich mit der Entschuldigung, lass ich mit Lawrence Redding reden müsse, der auf der anderen Straßenseite näher kam.

Neunzehntes Kapitel
     
    « I ch freue mich, dass ich Sie getroffen habe», sagte Lawrence. «Kommen Sie mit zu mir.»
    Wir gingen durch das kleine schlichte Gartentor und über den Pfad zum Häuschen. Er zog einen Schlüssel aus der Tasche und steckte ihn ins Schloss.
    «Sie schließen ja jetzt die Tür ab», sagte ich.
    «Ja.» Er lachte ziemlich bitter. «Wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist, was? So ungefähr. Wissen Sie, Padre», er hielt mir die Tür auf, «an dieser ganzen Sache ist etwas, das mir nicht gefällt. Es ist zu sehr – wie soll ich sagen – das Verbrechen eines Insiders. Jemand wusste Bescheid über meine Pistole. Das heißt, dass der Mörder, wer immer es war, tatsächlich in diesem Haus gewesen sein muss – vielleicht sogar ein Glas mit mir getrunken hat.»
    «Nicht unbedingt», widersprach ich. «Die ganze Bevölkerung von St. Mary Mead weiß vermutlich genau, wo Sie Ihre Zahnbürste aufbewahren und welches Zahnpulver Sie benutzen.»
    «Aber warum sollte sie das interessieren?»
    «Ich weiß es nicht, aber so ist es. Wenn Sie Ihre Rasiercreme wechseln, wird das ein Gesprächsthema sein.»
    «Sie sind offenbar ausgehungert nach Neuigkeiten.»
    «Das stimmt. Hier geschieht nie etwas Aufregendes.»
    «Nun, jetzt ist es passiert – und wie!»
    Ich stimmte zu.
    «Und wer erzählt ihnen das alles überhaupt? Rasiercreme und solche Sachen?»
    «Vielleicht die alte Mrs Archer.»
    «Diese alte Schachtel? Sie ist praktisch schwachsinnig, soweit ich das beurteilen kann.»
    «Das ist nur die Tarnung der Armen», erklärte ich. «Sie flüchten sich hinter eine Maske der Dummheit. Sie werden wahrscheinlich feststellen, dass die Alte völlig bei Trost ist. Übrigens scheint sie jetzt ganz sicher zu sein, dass die Pistole am Donnerstagmittag an ihrem Platz lag. Was hat sie so überzeugt?»
    «Ich habe nicht die geringste Ahnung.»
    «Glauben Sie, dass sie Recht hat?»
    «Auch davon habe ich nicht die geringste

Weitere Kostenlose Bücher