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Mord im Pfarrhaus

Mord im Pfarrhaus

Titel: Mord im Pfarrhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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sie sind wirklich wunderbar. Sie helfen sofort.»
    Tatsächlich wirkte er schon ruhiger und gefasster.
    Er stand auf.
    «Dann predigen Sie heute Abend? Das ist sehr freundlich von Ihnen, Sir.»
    «Nicht der Rede wert. Und ich bestehe darauf, auch den Gottesdienst zu halten. Gehen Sie nach Hause und ruhen Sie sich aus. Nein, keine Widerrede. Kein Wort mehr darüber.»
    Hawes dankte mir wieder. Dann sagte er, während sein Blick an mir vorbei zum Fenster ging: «Sie – waren heute in Old Hall, nicht wahr, Sir?»
    «Ja.»
    «Entschuldigen Sie – aber hat man Sie gerufen?»
    Ich schaute ihn überrascht an, und er wurde rot.
    «Verzeihung, Sir. Ich – ich dachte nur, es könnte sich eine neue Entwicklung ergeben haben, und deshalb hätte Mrs Protheroe Sie zu sich gebeten.»
    Ich hatte nicht die geringste Absicht, seine Neugier zu befriedigen.
    «Sie wollte die Beerdigung und ein oder zwei andere kleine Angelegenheiten mit mir besprechen.»
    «Oh! Das war alles. Ich verstehe.»
    Ich sagte nichts. Er trat von einem Fuß auf den anderen, und schließlich meinte er: «Mr Redding kam gestern Abend zu mir. Ich – ich kann mir nicht vorstellen, warum.»
    «Hat er es Ihnen nicht gesagt?»
    «Er – er sagte nur, er wollte mich mal besuchen. Sagte, die Abende seien ein bisschen einsam. Er hat so etwas noch nie zuvor getan.»
    «Nun, es heißt, er sei ein angenehmer Gesellschafter», sagte ich lächelnd.
    «Warum will er mich besuchen? Das gefällt mir nicht.» Seine Stimme wurde schrill. «Er hat davon geredet, mal wieder hereinzuschauen. Was hat das zu bedeuten? Was bezweckt er damit, was glauben Sie?»
    «Warum glauben Sie, er hätte Hintergedanken?»
    «Es gefällt mir nicht», wiederholte Hawes eigensinnig. «Ich habe ihm nie irgendwas getan. Ich habe nie angedeutet, dass er schuldig sei – sogar als er sich selbst beschuldigte, sagte ich, das komme mir höchst unwahrscheinlich vor. Wenn ich jemand verdächtigt habe, dann Archer – aber nie ihn. Archer ist ein völlig anderer Fall – ein gottloser Grobian ohne jede Religion. Ein betrunkener Lump.»
    «Meinen Sie nicht, dass Sie ein bisschen scharf sind?», fragte ich. «Schließlich wissen wir wirklich sehr wenig über den Mann.»
    «Ein Wilderer, und ob im Gefängnis oder nicht, zu allem fähig.»
    «Glauben Sie tatsächlich, dass er Colonel Protheroe erschossen hat?», fragte ich neugierig.
    Hawes hat eine chronische Abneigung dagegen, mit Ja oder Nein zu antworten. Das habe ich in letzter Zeit mehrmals beobachtet.
    «Glauben Sie nicht selbst, Sir, dass es die einzig mögliche Lösung ist?»
    «Soweit wir wissen», entgegnete ich, «gibt es keinerlei Beweise gegen ihn.»
    «Seine Drohungen», sagte Hawes eifrig. «Sie vergessen seine Drohungen.»
    Ich habe es satt, von Archers Drohungen zu hören. Soweit ich feststellen kann, gibt es keinen direkten Beweis, dass er sie je geäußert hat.
    «Er war entschlossen, sich an Colonel Protheroe zu rächen. Er hat sich Mut angetrunken und ihn dann erschossen.»
    «Das ist reine Vermutung.»
    «Aber Sie geben zu, dass es sehr wahrscheinlich ist?»
    «Nein, keineswegs.»
    «Dann möglich?»
    «Möglich, ja.»
    Hawes schaute mich aus den Augenwinkeln an. «Warum halten Sie es nicht für wahrscheinlich?»
    «Weil ein Mann wie Archer nicht daran denken würde, jemanden mit einer Pistole zu erschießen. Es ist die falsche Waffe.»
    Das Argument schien Hawes zu überraschen. Offenbar war es nicht der Einwand, den er erwartet hatte.
    «Glauben Sie wirklich, diese Ansicht ist plausibel?», fragte er zweifelnd.
    «In meinen Augen ist es ein entscheidender Stolperstein für die Annahme, Archer hätte das Verbrechen begangen», entgegnete ich.
    Angesichts dieser nachdrücklichen Äußerung sagte Hawes nichts mehr. Er dankte mir noch einmal und ging.
    Ich hatte ihn zur Haustür begleitet, und auf dem Dielentisch sah ich vier Briefe. Gewisse Besonderheiten waren ihnen gemeinsam. Die Schrift war nahezu unverkennbar weiblich, sie alle trugen die Worte «Durch Boten, eilt», und der einzige Unterschied, der mir auffiel, war, dass einer sichtlich schmutziger war als die anderen.
    Ihre Ähnlichkeit gab mir ein merkwürdiges Gefühl – nicht doppelt, sondern vierfach zu sehen.
    Mary kam aus der Küche und ertappte mich dabei, wie ich auf die Briefe starrte.
    «Kamen seit dem Mittagessen durch Boten», sagte sie. «Alle außer einem. Den habe ich im Briefkasten gefunden.»
    Ich nickte, nahm die Briefe und ging damit ins Arbeitszimmer.
    Der erste

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