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Mord im Pfarrhaus

Mord im Pfarrhaus

Titel: Mord im Pfarrhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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lautete:
     
    Lieber Mr Clement
    Etwas ist mir zu Ohren gekommen, was Sie meiner Meinung nach wissen sollten. Es betrifft den Tod des armen Colonel Protheroe. Ich wäre Ihnen für Ihren Rat in der Angelegenheit dankbar – ob ich zur Polizei gehen soll oder nicht. Seit dem Tod meines lieben Mannes schrecke ich vor jeder Art Aufsehen zurück. Vielleicht kommen Sie heute Nachmittag vorbei und besuchen mich für ein paar Minuten.
    Mit freundlichen Grüßen
    Martha Price Ridley
     
    Ich öffnete den zweiten:
     
    Lieber Mr Clement
    Ich bin so durcheinander – so erregt, weil ich nicht weiß, was ich tun soll. Etwas ist mir zu Ohren gekommen, das, wie ich meine, möglicherweise wichtig ist. Ich habe einen solchen Abscheu davor, irgendwas mit der Polizei zu tun zu haben. Ich bin so besorgt und unglücklich. Wäre es zu viel verlangt, lieber Pfarrer, wenn ich Sie bitte, für ein paar Minuten bei mir hereinzuschauen und meine Zweifel und Ratlosigkeit auf Ihre gewohnte wunderbare Art zu klären?
    Verzeihen Sie, dass ich Sie damit belaste.
    Mit sehr freundlichen Grüßen
    Caroline Wetherby
     
    Den dritten hätte ich fast im Voraus zitieren können:
     
    Lieber Mr Clement
    Etwas höchst Wichtiges ist mir zu Ohren gekommen. Ich finde, Sie sollten als Erster davon wissen. Werden Sie mich heute Nachmittag besuchen? Ich warte auf Sie.
     
    Diese militärisch knappe Nachricht war unterschrieben mit: Amanda Hartnell.
    Ich öffnete die vierte Sendung. Ich habe das Glück gehabt, nur mit sehr wenigen anonymen Briefen belästigt zu werden. Ein anonymer Brief ist, finde ich, die gemeinste und grausamste Waffe überhaupt. Dieser war keine Ausnahme. Er erweckte den Eindruck, von einer ungebildeten Person geschrieben zu sein, aber verschiedene Anzeichen ließen mich diesem Anschein misstrauen.
     
    Lieber Pfarrer
    Ich finde, Sie sollten wissen was vorgeht. Ihre Frau ist wiederholt aus Mr Reddings Häuschen gekommen. Sie wissen, was ich meine. Die zwei haben was miteinander. Ich finde, Sie sollten es wissen.
    Ein Freund
     
    Ich murmelte angeekelt etwas vor mich hin, zerknüllte das Blatt und warf es in den offenen Kamin, da kam Griselda herein.
    «Was wirfst du denn so verächtlich weg?», fragte sie.
    «Dreck.»
    Ich holte Streichhölzer aus der Tasche, zündete eins an und bückte mich. Doch Griselda war zu schnell für mich. Sie hatte den Papierball erwischt und glatt gestrichen, bevor ich sie daran hindern konnte.
    Sie las, gab einen Laut des Abscheus von sich und warf mir den Zettel zu, wobei sie sich abwandte. Ich zündete ihn an und sah zu, wie er brannte.
    Griselda war zum Fenster gegangen und schaute jetzt hinaus in den Garten.
    «Len», sagte sie, ohne sich umzudrehen.
    «Ja, mein Liebes.»
    «Ich möchte dir etwas sagen. Ja, unterbrich mich nicht. Ich will es, bitte. Als – als Lawrence Redding herkam, ließ ich dich in dem Glauben, dass ich ihn zuvor nur flüchtig gekannt hatte. Das stimmte nicht. Ich – hatte ihn recht gut gekannt. Bevor ich dich kennen lernte, war ich sogar ziemlich verliebt in ihn. Ich glaube, so geht es den meisten mit Lawrence. Ich war – nun, eine Zeit lang völlig verrückt nach ihm. Ich meine damit nicht, dass ich ihm kompromittierende Briefe geschrieben oder sonst etwas Idiotisches getan hätte, wie es in Büchern steht. Aber ich war einmal ziemlich hinter ihm her.»
    «Warum hast du mir das nicht gesagt?», fragte ich.
    «Oh! Darum! Ich weiß nicht genau, außer dass – nun, du bist manchmal töricht. Nur weil du so viel älter bist als ich, glaubst du, dass ich – nun, dass ich dazu neige, andere Leute zu mögen. Ich dachte, du würdest vielleicht unangenehm darauf reagieren, dass ich und Lawrence befreundet sind.»
    «Du bist sehr geschickt darin, etwas geheim zu halten.» Mir fiel ein, was sie mir vor weniger als einer Woche in diesem Zimmer erzählt hatte und wie aufrichtig sie anscheinend gewesen war.
    «Ja, ich habe schon immer gut Dinge verbergen können. Irgendwie gefällt mir das.»
    In ihrem Ton lag ein kindliches Vergnügen.
    «Aber es ist wahr, was ich gesagt habe. Ich wusste nichts von Anne, und ich fragte mich, warum Lawrence so anders war, nicht – nun, er hat mich gar nicht richtig beachtet. Daran bin ich nicht gewöhnt.»
    Eine Pause entstand.
    «Du verstehst das doch, Len», fragte Griselda ängstlich.
    «Ja, ich verstehe.»
    Aber verstand ich es wirklich?

Fünfundzwanzigstes Kapitel
     
    E s fiel mir schwer, den Eindruck los zu werden, den der anonyme Brief hinterlassen

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