Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord im Pfarrhaus

Mord im Pfarrhaus

Titel: Mord im Pfarrhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
keinen Grund gegeben, Colonel Protheroe zu ermorden, sobald der Tausch vollzogen war – ganz im Gegenteil.»
    «Eben. Das habe ich gesagt.»
    «Ja, aber ich frage mich nur – natürlich weiß ich es nicht – und Colonel Protheroe redete immer viel über seine Pläne, bevor er sie wahr machte, und manchmal machte er sie natürlich gar nicht wahr, aber er hat tatsächlich gesagt…»
    «Ja?»
    «Dass er alle seine Sachen schätzen lassen wollte – durch einen Mann aus London. Für den Nachlass – nein, das ist, wenn man tot ist – für die Versicherung. Jemand hat ihm gesagt, das sollte er tun. Er redete viel darüber und wie wichtig es sei, das machen zu lassen. Natürlich weiß ich nicht, ob er die Schätzung wirklich in die Wege geleitet hat, aber wenn…»
    «Ich verstehe», sagte ich langsam.
    «Natürlich wüsste ein Experte Bescheid, sowie er das Silber sieht, und Colonel Protheroe würde sich erinnern, dass er die Sachen Dr. Stone gezeigt hat – ich frage mich, ob es damals passiert ist. Taschenspielerei, nennt man es nicht so? Sehr geschickt – und dann, nun, dann wäre das Fett im Feuer, um es altmodisch zu sagen.»
    «Ich weiß, was Sie meinen», sagte ich. «Wir sollten uns Gewissheit verschaffen.»
    Ich ging wieder ans Telefon. In ein paar Minuten hatte ich die Verbindung mit Old Hall und sprach mit Anne Protheroe.
    «Nein, es ist nichts Wichtiges. Ist der Kommissar schon da? Oh! Nun, er ist unterwegs. Mrs Protheroe, können Sie mir sagen, ob der Hausrat in Old Hall je geschätzt wurde? Was sagen Sie da?»
    Ihre Antwort kam prompt und deutlich. Ich dankte ihr, legte den Hörer auf und sagte zu Miss Marple:
    «Das ist ganz eindeutig. Colonel Protheroe hatte verabredet, dass am Montag – das ist morgen – ein Mann aus London kommt, um den Wert von allem zu bestimmen. Wegen des Todesfalls wurde die Sache verschoben.»
    «Dann gab es also ein Motiv», sagte Miss Marple leise.
    «Ein Motiv, ja. Aber das ist alles. Sie haben etwas vergessen. Als der Schuss abgegeben wurde, hatte Dr. Stone gerade die anderen getroffen oder er stieg über den Zauntritt, um zu ihnen zu stoßen.»
    «Ja», sagte Miss Marple nachdenklich. «Damit scheidet er aus.»

Vierundzwanzigstes Kapitel
     
    I m Pfarrhaus wartete Hawes in meinem Arbeitszimmer auf mich. Er ging nervös hin und her, und als ich hereinkam, fuhr er zusammen, als wäre auf ihn geschossen worden.
    «Sie müssen mich entschuldigen», er wischte sich die Stirn. «Ich bin in letzter Zeit mit den Nerven völlig am Ende.»
    «Mein lieber Freund», sagte ich, «Sie brauchen unbedingt eine Luftveränderung. Sonst erleben wir noch Ihren totalen Zusammenbruch, und das geht auf keinen Fall.»
    «Ich kann meinen Posten nicht im Stich lassen. Nein, das werde ich nie tun.»
    «Es geht nicht um im Stich lassen. Sie sind krank. Bestimmt würde Haydock mir Recht geben.»
    «Haydock – Haydock. Was ist das schon für ein Arzt? Ein unwissender Landdoktor.»
    «Ich finde, Sie sind ungerecht. Er ist immer als sehr fähiger Mann in seinem Beruf geschätzt worden.»
    «Ach! Vielleicht. Ja, wahrscheinlich. Aber ich mag ihn nicht. Doch deshalb bin ich nicht hier. Ich möchte Sie bitten, freundlicherweise heute Abend an meiner Stelle zu predigen. Ich – ich fühle mich dazu wirklich nicht imstande.»
    «Aber sicher. Ich übernehme den Gottesdienst für Sie.»
    «Nein, nein. Ich möchte den Gottesdienst halten. Ich bin völlig in Ordnung. Es ist nur die Vorstellung, auf die Kanzel zu gehen, und alle diese Augen starren mich an…»
    Er schloss die Augen und schluckte krampfhaft.
    Mir war klar, dass mit Hawes etwas ganz und gar nicht in Ordnung war. Er schien meine Gedanken zu spüren, denn er öffnete die Augen und sagte schnell:
    «Es fehlt mir wirklich nichts. Ich habe nur dieses Kopfweh – dieses schreckliche peinigende Kopfweh. Ob Sie mir wohl ein Glas Wasser geben könnten?»
    «Natürlich.» Ich ging hinaus und ließ es am Hahn in der Küche einlaufen. Zu läuten ist in unserem Haus eine sinnlose Betätigung.
    Ich brachte ihm das Wasser, und er dankte mir. Er holte eine kleine Pappschachtel aus der Tasche, öffnete sie und nahm eine Reispapierkapsel heraus, die er mit dem Wasser schluckte.
    «Ein Pulver gegen Kopfweh», erklärte er.
    Ich fragte mich plötzlich, ob Hawes drogensüchtig geworden sein könnte. Das würde viele seiner Sonderlichkeiten erklären.
    «Ich hoffe, Sie nehmen nicht zu viel», sagte ich.
    «Nein – oh, nein. Davor hat mich Dr. Haydock gewarnt. Aber

Weitere Kostenlose Bücher