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Mord im Pfarrhaus

Mord im Pfarrhaus

Titel: Mord im Pfarrhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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sehen ziemlich mitgenommen aus, Clement. Das war vermutlich ein besonders schlimmer Schock für Sie?»
    «Ja. Wie ich schon sagte, hat sich Hawes seit einiger Zeit sonderbar benommen, aber ich hätte nicht im Traum…»
    «Wer wäre schon darauf gekommen? Hallo, das klingt wie ein Wagen.» Er ging zum Fenster, schob es hoch und beugte sich hinaus. «Ja, das ist Haydock.»
    Im nächsten Moment betrat der Arzt das Zimmer.
    In wenigen knappen Worten erklärte Melchett die Situation.
    Haydock ist kein Mann, der seine Gefühle zeigt. Er hob lediglich die Brauen, nickte und ging zu seinem Patienten. Er fühlte den Puls, hob das Lid und betrachtete aufmerksam das Auge.
    Dann sagte er zu Melchett: «Wollen Sie ihn für den Galgen retten? Er ist ziemlich weit hinüber, wissen Sie. Es steht auf jeden Fall auf des Messers Schneide. Ich bezweifle, ob ich ihn zurückholen kann.»
    «Tun Sie alles, was möglich ist.»
    «In Ordnung.» Er machte sich mit der Tasche zu schaffen, die er mitgebracht hatte, zog eine Spritze auf und injizierte sie in Hawes Arm. Dann stand er auf.
    «Am besten fährt man ihn nach Much Benham – ins Krankenhaus dort. Fassen Sie mit an, damit wir ihn in den Wagen bringen.»
    Wir halfen ihm beide. Als Haydock sich hinters Steuer setzte, sagte er zum Abschied über die Schulter:
    «Wissen Sie, Melchett, Sie werden ihn nicht hängen können.»
    «Soll das heißen, er kommt nicht wieder auf die Beine?»
    «Vielleicht, vielleicht auch nicht. Ich meine, selbst wenn er überlebt – nun, der arme Teufel war für seine Handlungen nicht verantwortlich. Das werde ich bezeugen.»
    «Was meinte er denn damit?», fragte Melchett, während wir wieder hinaufgingen.
    Ich erklärte ihm, dass Hawes an Enzephalitis lethargica gelitten hatte.
    «Immer haben sie heutzutage irgendwelche guten Gründe für jede Schandtat, die verübt wird. Finden Sie nicht auch?»
    «Die Wissenschaft lehrt uns eine Menge.»
    «Zum Teufel mit der Wissenschaft – ich bitte um Verzeihung, Clement. Aber dieses ganze sentimentale Getue ärgert mich. Ich bin ein einfacher Mann. Nun, wir sollten uns hier besser mal umschauen.»
    Aber in diesem Moment gab es eine Unterbrechung – eine höchst erstaunliche. Die Tür wurde geöffnet, und Miss Marple kam herein.
    Ihr Gesicht war gerötet, sie war ziemlich nervös und schien zu merken, wie verblüfft wir waren.
    «Tut mir so Leid – so Leid – zu stören – guten Abend, Colonel Melchett. Wie gesagt, es tut mir so Leid, aber als ich hörte, dass Mr Hawes erkrankt ist, hatte ich das Gefühl, ich müsste kommen und sehen, ob ich nicht etwas tun kann.»
    Sie schwieg. Colonel Melchett musterte sie ziemlich empört.
    «Sehr freundlich von Ihnen, Miss Marple», sagte er trocken. «Aber es ist nicht nötig, dass Sie sich bemühen. Woher wussten Sie es übrigens?»
    Diese Frage hätte ich auch zu gern gestellt!
    «Das Telefon», erklärte Miss Marple. «Sie sind so achtlos mit ihren Verbindungen, nicht wahr? Sie haben zuerst mit mir gesprochen und gedacht, ich sei Dr. Haydock. Meine Nummer ist drei fünf.»
    «Das war es also!», rief ich.
    Es gibt immer eine vollkommen plausible und vernünftige Erklärung für Miss Marples Allwissenheit.
    «Und deshalb bin ich einfach vorbeigekommen, um zu sehen, ob ich mich nützlich machen kann.»
    «Sehr freundlich von Ihnen», wiederholte Melchett diesmal noch trockener. «Aber man kann nichts tun. Haydock hat ihn ins Krankenhaus gebracht.»
    «Tatsächlich ins Krankenhaus? Oh, das erleichtert mich sehr. Ich bin so froh, das zu hören. Dort wird er in Sicherheit sein. Wenn Sie sagen, man kann nichts tun, dann meinen Sie doch nicht etwa, dass er nicht davonkommt?»
    «Das ist sehr zweifelhaft», sagte ich.
    Miss Marple hatte die Tablettenschachtel erspäht.
    «Hat er eine Überdosis genommen?», fragte sie.
    Ich glaube, Melchett war für Verschweigen. Unter anderen Umständen wäre ich es vielleicht auch gewesen. Aber dagegen sprach, dass meine Unterhaltung mit Miss Marple über den Fall mir noch zu frisch im Gedächtnis war, obwohl ich zugeben muss, dass ihr rasches Erscheinen auf der Szene und ihre eifrige Neugier mich etwas abstießen.
    «Das sollten Sie sich ansehen.» Ich gab ihr Protheroes unvollendeten Brief.
    Sie nahm ihn und las ihn ohne ein Zeichen der Überraschung.
    «Sie hatten schon auf etwas in dieser Art geschlossen, nicht wahr?», fragte ich.
    «Ja – ja, tatsächlich. Darf ich Sie fragen, Mr Clement, was Sie heute Abend hierher geführt hat? Das ist ein

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