Mord im Pfarrhaus
Moment. Sehen Sie, es gibt immer noch die Möglichkeit, dass ich mich irre. Aber ich glaube nicht. Hier sind wir an meinem Gartentor. Vielen Dank. Bitte kommen Sie nicht weiter mit.»
«Ist die Nachricht immer noch ein Stolperstein?», fragte ich, als sie durchs Gartentor gegangen war und es hinter sich verriegelte.
Sie schaute mich gedankenverloren an. «Die Nachricht? Oh! Das war natürlich nicht die richtige Nachricht. Das habe ich nie geglaubt. Gute Nacht, Mr Clement.»
Sie ging rasch über den Pfad zum Haus, während ich hinter ihr herstarrte.
Ich wusste nicht, was ich denken sollte.
Siebenundzwanzigstes Kapitel
G riselda und Dennis waren noch nicht zurück. Das Normalste wäre gewesen, mit Miss Marple hinüberzugehen und die beiden nach Hause zu holen. Aber die alte Dame und ich waren so mit unseren kriminalistischen Überlegungen beschäftigt gewesen, dass wir außer uns alle anderen auf der Welt vergessen hatten.
Ich stand noch in der Diele und überlegte, ob ich nicht jetzt zu ihr hinübergehen sollte, als es läutete.
Ich ging zur Haustür, sah einen Brief im Kasten und nahm an, deshalb sei geläutet worden. Ich holte ihn heraus, da klingelte es wieder. Hastig schob ich den Brief in die Tasche und öffnete die Tür.
Es war Colonel Melchett.
«Hallo, Clement. Ich war gerade auf der Rückfahrt von London und dachte, ich schaue mal herein, vielleicht kann ich etwas zu trinken bekommen.»
«Wunderbar», sagte ich. «Kommen Sie ins Arbeitszimmer.»
Er zog seinen Ledermantel aus und folgte mir. Ich holte Whisky, Soda und zwei Gläser. Melchett stand mit gespreizten Beinen vor dem Kamin und strich über seinen gestutzten Schnurrbart.
«Ich habe eine Neuigkeit für Sie, Clement. Das Erstaunlichste, was Sie je gehört haben. Aber lassen wir das zunächst. Wie stehen die Dinge hier unten? Noch mehr alte Damen auf frischer Spur?»
«Sie kommen nicht schlecht voran», sagte ich. «Eine von ihnen glaubt auf jeden Fall, sie sei am Ziel.»
«Unsere Freundin Miss Marple, wie?»
«Unsere Freundin Miss Marple.»
«Frauen wie sie glauben immer, alles zu wissen», sagte Colonel Melchett.
Er nippte kennerhaft an seinem Whisky.
«Meine Frage ist wahrscheinlich eine unnötige Einmischung», sagte ich. «Ich nehme doch an, jemand hat den Jungen vom Fischhändler befragt? Denn wenn der Mörder durch die Haustür hinausgegangen ist, könnte der Junge ihn möglicherweise gesehen haben.»
«Slack hat mit ihm gesprochen», sagte Melchett. «Aber der Junge sagt, er habe niemanden getroffen. Das wäre auch kaum anzunehmen. Der Mörder hätte nicht gerade zur Beobachtung eingeladen. Viel Deckung durch Ihr vorderes Gartentor. Er hätte zuerst geschaut, ob die Straße frei ist. Der Junge musste zum Pfarrhaus, zu Haydock und zu Mrs Price Ridley. Nicht schwer, ihm aus dem Weg zu gehen.»
«Ja, das sehe ich ein.»
«Andererseits», fuhr Melchett fort, «bezweifle ich sehr, ob der junge Fred Jackson etwas gesagt hätte, falls dieser Schuft Archer es doch gewesen sein sollte und er ihn am Tatort sah. Archer ist sein Vetter.»
«Verdächtigen Sie Archer im Ernst?»
«Nun, wissen Sie, der alte Protheroe hatte ihn ziemlich gepiesackt. Viel böses Blut zwischen den beiden. Nachsicht war nicht Protheroes Stärke.»
«Nein», sagte ich. «Er war ein sehr unbarmherziger Mann.»
«Ich sage immer, leben und leben lassen. Natürlich, das Gesetz ist das Gesetz, aber es schadet nie, im Zweifel für einen Beschuldigten zu entscheiden. Das hat Protheroe nie getan.»
«Darauf war er stolz», sagte ich.
Eine Pause entstand, dann fragte ich:
«Was ist mit dieser erstaunlichen Neuigkeit, die Sie mir versprochen haben?»
«Nun, sie ist erstaunlich. Sie erinnern sich an diesen unbeendeten Brief, an dem Protheroe schrieb, als er getötet wurde?»
«Ja.»
«Wir haben einen Experten eingeschaltet – damit er uns sagt, ob die Zeitangabe 6.20 von einem anderen geschrieben wurde. Natürlich haben wir Proben von Protheroes Schrift vorgelegt. Und wissen Sie, wie das Gutachten ausfiel? Dieser Brief wurde überhaupt nicht von Protheroe geschrieben.»
«Sie meinen, er ist eine Fälschung?»
«Er ist eine Fälschung. Das 6.20 wurde wiederum von einem anderen hinzugefügt – aber das scheint nicht sicher. Die Überschrift ist in anderer Tinte, aber der Brief selbst ist eine Fälschung. Protheroe hat ihn nie geschrieben.»
«Sind die Experten sich sicher?»
«Nun, so sicher wie Experten sein können. Sie kennen doch Experten! Aber sie
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