Mord im Spiegel
Einen Augenblick spiegelte sein Gesicht seine Gefühle deutlich wider. Mein Gott, dachte Mrs Bantry, er betet sie an!
Sie wusste nicht, warum sie das überraschte. Vielleicht weil das Leben der Filmstars und ihre Liebesaffären in der Presse so breitgetreten wurden, dass es einen wunderte, wenn man sie tatsächlich als Menschen von Fleisch und Blut erlebte. Impulsiv sagte sie:
»Ich hoffe wirklich, dass es Ihnen hier gefällt und Sie eine Zeit lang bleiben können!«
Marina Gregg sah sie mit großen erstaunten Augen an. »Ich möchte immer hier leben«, sagte sie. »Natürlich heißt das nicht, dass ich nicht viel reisen werde. Im Gegenteil! Vermutlich drehe ich im nächsten Jahr einen Film in Nordafrika, obwohl ich bis jetzt noch nicht unterschrieben habe. Nein, dieses Haus wird meine Heimat sein. Ich werde immer hierher zurückkehren.« Sie seufzte. »Das ist das Wunderbare daran: dass ich endlich ein Zuhause gefunden habe.«
»Ich verstehe«, sagte Mrs Bantry und dachte bei sich, trotzdem glaube ich dir nicht. Du bist nicht der Typ, der Ruhe findet.
Wieder warf sie Jason Rudd einen kurzen verstohlenen Blick zu. Er wirkte nicht mehr wütend, sondern lächelte, ein sehr liebevolles Lächeln, das nicht ohne Traurigkeit war. Er weiß Bescheid, dachte Mrs Bantry.
Die Tür öffnete sich, und eine Frau trat ein. »Bartletts möchte Sie am Telefon sprechen, Jason«, sagte sie.
»Er soll wieder anrufen.«
»Angeblich ist es dringend.«
Rudd seufzte und erhob sich. »Darf ich Sie mit Mrs Bantry bekannt machen?«, sagte er. »Das ist Ella Zielinsky, meine Sekretärin.«
»Trinken Sie eine Tasse Tee, Ella«, sagte Marina zu Ella Zielinsky, die Mrs Bantry lächelnd zunickte.
»Es freut mich, Sie kennen zu lernen«, sagte Ella zu Mrs Bantry und fügte zu Marina gewandt hinzu: »Ich esse ein Sandwich. Chinesischen Tee mag ich nicht.«
Ella Zielinsky musste ungefähr fünfunddreißig Jahre alt sein. Sie trug ein gut geschnittenes Kostüm, eine Rüschenbluse und strahlte Selbstsicherheit aus. Ihr schwarzes Haar war kurzgeschnitten, und sie hatte eine hohe Stirn.
»Wie man mir erzählte, haben Sie hier gewohnt«, sagte sie zu Mrs Bantry.
»Das ist viele Jahre her«, antwortete Mrs Bantry. »Nach dem Tod meines Mannes habe ich das Haus verkauft. Es ging durch viele Hände.«
»Mrs Bantry will damit sagen, dass ihr die Veränderungen nichts ausmachen, die wir vorgenommen haben«, erklärte Marina.
»Ich wäre enttäuscht gewesen, wenn Sie nichts verändert, hätten«, sagte Mrs Bantry. »Ich war sehr neugierig, denn im Ort liefen die ungeheuerlichsten Gerüchte um.«
»Ich hatte keine Ahnung, wie schwierig es in dieser Gegend ist, einen Installateur zu finden«, sagte Miss Zielinsky und biss energisch von ihrem Sandwich ab. »Nicht, dass so was zu meinen Aufgaben gehört.«
»Sie müssen sich um alles kümmern«, antwortete Marina, »und das wissen Sie auch. Gleichgültig, ob es um das Personal, einen Installateur oder den Bauunternehmer geht.«
»Offensichtlich hat man hier noch nie was von modernen Fenstern gehört.« Ella blickte zum Fenster. »Eine hübsche Aussicht, das muss ich zugeben.«
»Eine reizende, altmodische, ländliche englische Szenerie«, sagte Marina. »Das Haus hat Atmosphäre.«
»Wenn die Bäume nicht wären, würde es nicht mehr ganz so ländlich sein«, bemerkte Ella trocken. »Diese Siedlung scheint schon vom reinen Hinsehen zu wachsen.«
»Die gab es zu meiner Zeit noch nicht«, sagte Mrs Bantry.
»Als Sie hier wohnten, existierte nur der Ort selbst?«
Mrs Bantry nickte.
»Da muss es mit dem Einkaufen schwierig gewesen sein.«
»Habe ich nie gefunden«, erwiderte Mrs Bantry. »Es war alles äußerst bequem.«
»Dass man Blumen hat, kann ich noch verstehen«, sagte Ella, »aber hier ziehen die Leute auch das Gemüse selbst. Wäre es nicht viel einfacher, es zu kaufen – im Supermarkt zum Beispiel?«
»So weit wird es sicherlich noch kommen«, sagte Mrs Bantry und seufzte. »Obwohl das Zeug von dort nicht so gut ist.«
»Verderben Sie uns nicht den Spaß, Ella!«, sagte Marina.
Die Tür ging auf, und Jason Rudd steckte den Kopf herein. »Liebling«, rief er seiner Frau zu. »Es tut mir leid, dass ich dich stören muss, aber sie möchten auch deine Meinung hören.«
Marina seufzte und erhob sich. Langsam ging sie zur Tür. »Immer will jemand etwas von mir«, murmelte sie. »Entschuldigen Sie, Mrs Bantry, es wird sicherlich nur ein paar Minuten dauern.«
»Atmosphäre«, sagte
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